ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Petr 1, 3-9 | Apg 5, 12-16 | Offb 1, 9-11a.12-13.17-19 | Joh 20, 19-31 |
1. Petrus 1, 3-9
Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt … traurig seid. Jesus Christus ist auferstanden, und eines Tages wird die Seligkeit offenbar werden. Da ist ein Gegensatz, ein Gegensatz von Leid und Freude, von Hoffnung und Vertröstung, vom Leben hier und der Auferstehung, von der Verheißung der Freude und dem Schmerz, der nicht aufhört.
Mir geht es an dieser Stelle nicht darum, diesen Gegensatz aufzulösen, zu erklären oder zu verstehen. Mir geht es zunächst darum, zu entdecken, wo dieser Gegensatz im Leben heute auftaucht. Dadurch lässt sich die Aktualität des Predigttextes besser verstehen.
Diese Perikope ist für die, die sich um den Zustand der Welt Sorgen machen. Ich schreibe dies wenige Tage nach der Inauguration von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten, seinem Beschluss, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit drei Monate lang nicht auszuzahlen, während Brände in Kalifornien wüten und rechtsextreme Populisten bei uns demokratische Errungenschaften mit Füßen treten. Womöglich ist dieser Text genau für Menschen, denen die Osterfreude bei all den Nachrichten der Welt schwerfällt.
Was, wenn wir die Versuchung/Anfechtung (V.6) so verstehen: Die Versuchung besteht darin, nicht mehr zu glauben, dass wir als Christinnen mit unserer Hoffnung wirksam sind, nicht mehr zu glauben, dass die Welt wieder besser, menschlicher, solidarischer wird, dass es uns gelingen wird, das Leben in Vielfalt auf der Erde zu erhalten, nicht mehr zu glauben, dass der Klimawandel gebremst, das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann. Die Versuchung, das alles nicht mehr für realistisch zu halten, ist groß; die täglichen Nachrichten machen sie eher größer. Die Versuchung ist, aufzugeben, sich nach einem guten Leben zu alle zu sehnen, zu glauben, dass es wirklich werden kann.
Somit richtet sich Predigttext an Menschen, denen der Zustand der Welt nicht egal ist, die darunter leiden, die sich wieder und wieder fragen, wie das sein kann, wo wir Menschen doch anders handeln könnten!
Welche Antwort oder welche Hoffnung hat der 1. Petrusbrief dazu? Zunächst dies: »Gelobt sei Gott« – Das will ich nicht vergessen. Mit dem Lob beginnt es. Ich will mich einüben in das tägliche Lob. Dieses Lob setzt der Versuchung etwas entgegen.
»Ihr jubelt, ihr glaubt, ihr liebt« - das alles ist da. Und es gibt in der Realität viele Gründe für das genaue Gegenteil. Für Menschen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, gehört es zum Leben, auszuhalten, dass sie mit ihrem Glauben an den Auferstandenen an dem Zustand der Welt verzweifeln. Vielleicht ist es an der Zeit, dies als Stärke zu verstehen. Christen und Christinnen sind es geübt, das »schon und noch nicht« zusammen zu denken und zu leben. Darüber lasst die Freude groß werden.
Apg 5, 12-16
Großes Kino in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte. Zuerst sterben Hananias und Saphira, plötzlich und unerwartet. Der Zuschauer hört, dass dieser Tod mit der Lüge über die Höhe ihres Reichtums zusammenhängt, in die sie verstrickt waren. Gleich in der nächsten Szene (der Lesung für diesen Sonntag) kommen immer mehr Menschen zusammen. Und es gibt Kranke, viel Kranke. Sie alle wurden geheilt.
Gesundheit und Wohlergehen. Das ist das 3. der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Die UN-SDGs (Nachhaltigkeitsziele / Sustainable Development Goals) sind in Deutschland immer noch wenig bekannt. Die Länder der Vereinten Nationen haben sich Ziele für den Bereich Gesundheit gesetzt. Denn Gesundheit ist für alle wichtig, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten, dem Alter oder auch dem Land, in dem der jeweilige Mensch lebt.
Jedes Land vereinbart im Rahmen der 17 Ziele seine Unterziele: Kinder- und Müttersterblichkeit verringern, Zugang zu Impfungen erhöhen, Anzahl der Blut- und Plasmaspenden erhöhen, Zahl der schweren Verkehrsunfälle reduzieren, verlässliche Versorgung mit Medikamenten besonders für chronisch Kranke gewährleisten sind dafür einige Beispiele.
Die Corona-Pandemie mit ihrem Kampf um die Verteilung der Impfstoffe hat deutlich gezeigt, wie wichtig eine weltweite gut Zusammenarbeit ist. Viele Länder aus dem globalen Süden tragen es Ländern des globalen Nordens nach, dass der Impfstoff nicht gerecht verteilt wurde, dass Impfpatente dort wichtiger waren als Menschenleben.
Manch eine*r hat bei den Worten aus der Apostelgeschichte die Bilder von belegten Betten in Krankenausfluren vor Augen. Ärmere haben kein Geld, in einem Einbett-Zimmer zu leiden. Für alle sichtbar liegen sie auf Fluren und Straßen. Mit diesen Bildern aus unseren Zeiten vor Augen lässt sich die Sehnsucht der Menschen nach Heilung besser verstehen. Vom Leid dieser Menschen und ihrer Heilung erzählt die Apostelgeschichte: Alle wurden geheilt (V. 16).
Dies sind die Auswirkungen von Ostern: Gott schenkt Leben.
Offb 1, 9-11ª.12-13.17-19
Welche Impulse lassen sich aus diesem Text aus der Offenbarung des Johannes für die Frage nach Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ziehen? Nachhaltigkeit als Thema der Offenbarung? Womöglich sind dies erstmal ungewöhnliche Fragen. Wird es bei der Predigt eher um die Auslegung dieser speziellen Verse gehen oder um den generellen Blick auf Buch und Anliegen der Offenbarung? Ich denke, eher um einen weiteren Kontext der Worte. Die Apokalypse des Johannes kann als Schreien nach Recht und Gerechtigkeit verstanden werden, wie es Klaus Wengst im Untertitel seines Buches »Wie lange noch?« getan hat.
Die Worte aus der Offb. sind wichtig für alle, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Denn der Gedanke an ein Gericht, das ihnen zu ihrem Recht verhilft, und einen Gott, der die Menschen richtet, wird hier nicht aufgegeben. Hier wird Auferstehungshoffnung sichtbar, gegen die tödliche Macht einer Weltgeschichte, die über Leichen geht. Johannes dürfte dabei an die Märtyrer seiner eigenen Gemeinschaft gedacht haben. Für bedrängte und verfolgte Christ*innen heute können diese Worte Evangelium werden, denn ihr Leid wird gehört und durch Christus ein Ende haben.
Wenn ich also mit der Frage »Für wen können diese Worte wichtig sein« an die Auslegung gehe, dann gehört das Thema Menschenrechte unmittelbar dazu.
Ein anderer Anknüpfungspunkt ist der Ort Patmos. Zur Zeit der römischen Herrschaft muss die Insel kahl gewesen sind. Denn Bäume wurden immer wieder abgeholzt und verschifft. Sogar der größere Fluss trocknete aus. Es herrschte Wasserarmut, bei großer Hitze im Sommer. Ob der Ort selbst eine literarische Fiktion ist, lässt sich nicht mehr entscheiden. Dann wäre diese Insel bewusst als Ort für die Offenbarungen gewählt. Dann betrifft das, was Johannes an neuer Erde und neuem Himmel verheißt, die ganze Schöpfung. Am Ende des Buches berichtet er von Bäumen des Lebens auf beiden Seiten eines Flusses (Offb. 22,2).
Literaturtipp:
Richard, Pablo: Apokalypse. Das Buch von Hoffnung und Widerstand, Luzern 1996
Sutter Rehmann, Luiza: Vom Mut, genau hinzusehen. Feministisch-befreiungstheologische Interpretationen zur Apokalyptik, Luzern 1998
Wengst, Klaus: »Wie lange noch?« – Schreien nach Recht und Gerechtigkeit – eine Deutung der Apokalypse des Johannes, Stuttgart 2010
Barbara Neubert, Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz