Epiphanias / Erscheinung des Herrn (6.01.16)

Epiphanias / Erscheinung des Herrn

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Eph 3, 2-3a.5-6 Jes 60, 1-6 Eph 3, 2-3a.5-6 Mt 2, 1-12

Als Christusfest gekennzeichnet (liturgische Farbe weiß), ist der 6. Januar Erinnerung daran, dass Gott in Christus Mensch wurde und als solcher in der Welt erschienen ist. Göttliche Wirklichkeit wird In Jesus Christus im alltäglichen menschlichen Alltag sichtbar und erfahrbar. Von diesem Gedanken geleitet, frage ich alle drei Texte in Bezug auf Nachhaltigkeit: Wie erscheint Gottes Liebe in in unserer Lebenswelt? Wie können Christinnen und Christen bzw. Gemeinden darauf antworten?

Exegetische Überlegungen

Die Zusammenstellung der drei Texte zum Epiphaniastag legt folgende Überlegung nahe:

Jesaja 60 und Epheser 3 zeigen das Verhältnis zwischen Israel und den Völkern/den Heiden in einer doppelten Bewegung auf: Wenn Gottes Wirksamkeit in der Welt deutlich ist, gibt es ein Miteinander der Völker. Eschatologisch orientiert ist die Vorstellung in Jesaja 60 „alle sind gemeinsam unterwegs zu einem Ziel, dem Zion“ als Ausdruck angebrochener Heilszeit (für Israel). Eher präsentisch orientiert ist die Aussage in Epheser 2: „Egal aus welcher Nation Menschen kommen, im Bekenntnis zu Christus sind sie als Schwestern und Brüder verbunden“.

Matthäus 2 bündelt diese präsentischen und eschatologischen Vorstellungen von der anbrechenden Heilszeit in der Begegnung der drei Weisen aus dem Morgenland mit dem neugeborenen Kind Jesus, das sie als den versprochenen König Israels identifizieren und von dem sie Heil für alle Welt erwarten.

Aspekte der Nachhaltigkeit können entwickelt werden

  • Aus der Gewissheit, Gott offenbart sich im Reichtum der Schöpfung und Gottes Liebe zu allen Völkern
  • Aus der Vorstellung einer gemeinsamen Orientierung aller Menschen auf eine Vision der befriedeten Erde als 2. Paradies hin
  • Aus dem Gedanken der „Heiden als Miterben“, Mit-Leib und Mit-teilhaber der Verheißung

Beispiele aus der Lebenswelt

Natürlich sind eigene Erfahrungen aus der Gemeinde mit den angesprochenen Themen für eine Predigt zu bevorzugen. Als Anregung oder Vertiefung folgende Ideen:

  • Berichte von Partnerschaften oder ökumenischen Visiten, die uns die gegenseitige Verbundenheit in der einen Welt immer aufs Neue bewusst machen (und damit zugleich Verantwortung und Freude am gemeinsamen Schatz stärken)
  • In Deutschland wird z.Z. besonders oft geerbt und vererbt. Neben der Übertragung von Sachwerten geht es dabei auch um Fragen der Verbundenheit in der Familie, Gerechtigkeit in Familie und Gesellschaft, Vertragsgestaltung, Kommunikation. Bezogen auf eine Gemeinde kann man auch fragen: „Was haben wir geerbt? Wie gehen wir mit dem Ererbten um? Was vererben wir weiter?“. Das Jahresheft 2015 der „Kirche im Ländlichen Raum“ „Land der Erben“ gibt Information: www.kilr.de

  • Wie leben Menschen und Nationen gut miteinander? Die UN verabschieden voraus. im Herbst 2015 Nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDG). Diese sollen weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen: http://menschliche-entwicklung-staerken.dgvn.de/menschliche-entwicklung/ziele-fuer-nachhaltige-entwicklung-sdgs
    Konkreter wird deren Notwendigkeit, wenn z.B. mit der Diskussion um TTIP aktuelle Konflikte zwischen den Völkern angesprochen werden, z.B. http://info.brot-fuer-die-welt.de/blog/ttip-gefaehrdet-armutsbekaempfung-nachhaltige.

Homiletische Impulse zu den einzelnen Bibelstellen:

Epheser 3: Pointiert übersetzt R. Schnackenburg Vers 6 mit einem dreimaligen „Mit“ -: Die Heiden sind in Christus Miterben und Mit-Leib und Mitteilhaber der Verheißung. Wo erfahren Menschen, die Christus bisher nicht kannten, Gottes Heil durch die, die ihn verkündigen? Wie teilen wir mit, was wir empfangen haben? Wie wird deutlich, dass die, die uns noch fremd sind, in unserem Glauben schon wie wir dazugehören zur Gemeinschaft, ja, dass uns Wesentliches (Mit-Leib) fehlt, wenn sie nicht da sind? Einen spannenden Perspektivwechsel schlägt z.B. C. Hennecke vor: „Gerade retten die Flüchtlinge die Gemeinden“

Jesaja 60: In unserem Zusammenhang eine nicht unproblematische Verheißung. Denn verkündet wird nicht die Gleichberechtigung der Völker vor Gott, sondern ihre Unterwerfung unter den Gott Israels (vgl. V 14). So ist sie nur dann als Heilsbotschaft zu predigen, wenn deutlich ist, dass es sich hier um eine Vision eines kleinen, unbedeutenden und gedemütigten Volkes handelt (vgl. V. 22), das hier getröstet wird mit dem Ausblick auf Heil, das die vorstellbare Wirklichkeit weit übersteigt. Der Gedanke der Rehabilitation, der Wiedergutmachung der Völker ist die eigentliche Verheißung, wenn Israel sich an Gottes Zusagen orientiert. Nicht die Völkerwallfahrt symbolisiert den Frieden, sondern Israels Treue zu Gott trotz aller Schmach und die Zurechtrückung der Verhältnisse zwischen den Völkern und Israel: Das Licht aller ist Gott selber.

Matthäus 2: Die Legende macht aus den drei Weisen Vertreter der damals bekannten drei Erdteile, d.h. sie erkennen in dem neugeborenen König des jüdischen Volkes bereits den zukünftigen Weltherrscher. Jesus Christus wird also nicht erst nach Tod und Auferstehung der Heiland der Welt, sondern ist schon von Beginn an zum Heil für alle Völker der Erde gesandt, wenn sie ihm vertrauen.

Anke Kreutz