20. Sonntag nach Trinitatis / 28. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Thess 4, 1-8 | 2 Kön 5, 14-17 | 2 Tim 2, 8-13 | Lk 17, 11-19 |
1 Thess 4, 1-8
1. Exegetische Überlegungen
Die Gemeinde in Thessalonich steht dem Apostel Paulus sehr nahe. Er hat sie gegründet, musste dann aber Thessalonich aus Sicherheitsgründen verlassen. Die Gemeinde leidet unter schwerer Verfolgung. Paulus und die Gemeinde sind voller Erwartung auf die Wiederkunft Christi. Diese ist der Trost in der Verfolgung. Sie erfordert eine Bereitschaft der Gemeinde, sich der Begegnung mit dem Auferstandenen würdig zu erweisen. So sind die Ermahnungen zur Heiligung zu verstehen. Die Unzucht steht in Verbindung mit dem Dienst an fremden Göttern und ist deshalb tabu. Die Ehrlichkeit im Handel ist Konsequenz der Liebe und Achtung des Nächsten.
2. Predigtimpulse
Dieser Text wird im Rahmen einer konservativen Sexualmoral gelegentlich benutzt, um ein Plädoyer für Ehe und Familie abzuliefern. Dies geht deshalb am Text vorbei, weil es das, was wir mit Ehe und Familie assoziieren, in der Antike so noch nicht gab. Bei der Heiligung geht es in erster Linie um die Freiheit von weltlichen Dingen und um die Offenheit gegenüber Gottes Handeln.
3. Bezüge zur Nachhaltigkeit
Ein nachhaltiger Lebensstil ist geprägt von der Kultur des Maßhaltens und ist immer kritisch gegenüber dem Konsum. Es bietet sich an, über den richtigen und falschen Konsum zu reden. Hilft der Konsum einem echten Mangel ab oder ist es ein Konsum, der auf ein künstlich gewecktes Begehren gerichtet ist? Die Gier nach Konsum, eine Kultur der Gier ist für Christen keine Option. Die Gier kann sich auf alles richten, nicht nur auf Geld und Wohlstand sondern auch auf Anerkennung, Ruhm, Sexualität usw.
2 Kön 5, 14-17
In diesem Kapitel wird eine sehr facettenreiche Wundergeschichte erzählt. Ein syrischer Hauptmann wird durch Elisha vom Aussatz geheilt, ohne dass der ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Dafür nimmt Elisha keine Geschenke an, woraufhin der Syrer Erde aus Israel mitnimmt, um auf dieser Erde dem Gott Israels Opfer zu bringen.
Ein Bezug zur Nachhaltigkeit ist die hohe Bedeutung, die hier den Elementen Wasser und Erde gegeben wird. Das Jordanwasser wird zum Element der wunderbaren Gotteserfahrung der Heilung. Die Erde, die die Maultiere viele Kilometer tragen sollen, macht es möglich, auf geheiligtem Boden einen Gott zu erfahren, der nicht universal sondern lokal gedacht wird. Beides zeigt, wie naturreligiöse Elemente die jüdisch christliche Tradition durchdringen. Sie können ausgesprochen, erzählt und ausprobiert werden, ohne dass wir uns damit außerhalb unserer eigenen Glaubenstradition bewegen.
Lk 17, 11-19
Hier gibt es eine Parallele zum alttestamentlichen Text. Auch hier geht es um Aussatz und seine Heilung an einem Fremden. Wie kann dem Wundertäter angemessen gedankt werden? Anders als in 2. Könige 5 ist hier nicht das Gebet und das Opfer auf dem richtigen Boden die angemessene Art sich zu bedanken. Der Glaube an Christus hilft dem Geheilten und hebt ihn gegenüber den übrigen neun, die vor lauter Freude nicht an den Dank gedacht haben, hervor. Die Universalität des Glaubens an Jesus ist hier gerade das Besondere. Dieser Glaube steht auch einem Nichtjuden, also allen Menschen, offen.
Stefan Weiß, Hanau