ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Röm 8,14-17 | Dtn 4, 1-2.6-8 | Jak 1, 17-18.21b-22.27 | Mk 7, 1-8.14-15.21-23 |
„Lass jubeln alle Bäume des Waldes“
Unter diesem Motto aus dem Psalm 96,12 steht in diesem Jahr die Schöpfungszeit, zu der die ACK Deutschland zum 15. Male einlädt. Sie beginnt mit dem heutigen Tag und dauert bis Ende Oktober. In der katholischen Welt findet weltweit die „Season of Creation“ bis zum 4.10., dem Tag des hl. Franz von Assisi, statt.
Der Waldschadensbericht 2023 der Bundesregierung beklagt: „4 von 5 Bäumen sind krank“ und fordert dringend den Waldumbau. (https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/030-waldzustandserhebung.html)
Im ACK-Aufruf heißt es: „Das diesjährige Motto(TS) ruft ins Bewusstsein, dass den Wäldern in der aktuellen Zeit wenig Grund zum Jubeln gegeben wird. (…) Der „Imperativ „Lass“ nimmt einerseits die Menschen in die Pflicht, den Wäldern wieder zu alter Stärke zurück zu verhelfen und kann andererseits als eine Bitte an Gott verstanden werden, uns bei der Aufgabe der Schöpfungsbewahrung zu unterstützen.“
Weitere Infos: https://www.oekumene-ack.de/themen/glaubenspraxis/oekumenischer-tag-der-schoepfung/2024/
Röm 8, 14-17
Gottes Kinder: Erdlinge mit Verantwortung
Der wunderbare Gedanke der Gotteskindschaft steht im Römerbrief unmittelbar vor den Zeilen, in denen eine Hoffnung für die Schöpfung zum Ausdruck kommt: „denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21) Sind wir aber Kinder Gottes, dann sind wir Geschwister, aber eben auch Schwestern und Brüder aller Kreaturen. Wir sind Teil der Schöpfung, Erdlinge. Das lässt uns aus der anthropozentristischen Fehlinterpretation der Genesis heraustreten. Gleichzeitig verleiht uns die Bestimmung als Erbinnen und Erben auch Verantwortung für die Erde. Wir Menschen sind nicht die Krone der Schöpfung, wir sind aus Erde genommen und haben doch Verantwortung für sie. Diese Spannung gilt es zu halten.
Dtn 4,1-2.6-8
Ihr werdet leben
Dieser kräftige Hoffnungssatz ist hineingesagt mitten in all die kursierenden Dystopien und Schreckensszenarien unserer Tage, auch all den Realisten und Pessimisten, die eine nachhaltige Welt und eine lebendige und belebbare Erde nicht (mehr) für möglich halten. „Ihr werden leben“ – wenn ihr die Gesetze und Gebote Gottes haltet. Dürfen wir in unserem Zusammenhang nicht gerade an das Doppelgebot der Genesis denken: „damit er ihn bearbeite und hüte“ (Gen 2,15). Diese Aufgabe als Gottes Gebot zu verstehen, lässt uns in und mit der ganzen Schöpfung leben und schenkt auch den nächsten Generationen eine Perspektive.
Jak 1,17-18.21b-22.27
Erstlingsfrucht seiner Schöpfung
Gott hat uns geboren und wir erhalten unser Leben als Geschenk aus seiner Hand. Mit dieser Annahme, dass wir unser Leben Gott verdanken, beginnt jede Schöpfungsverantwortung. Wir sind Erstlingsfrucht seiner Schöpfung und sind damit eingereiht in die vielen Früchte, die Gottes Schöpfung hervorgebracht hat. Bevor wir für die Schöpfung sorgen, sorgt Gott für uns. Mehr noch: In uns ist eingepflanzt das Wort, das Macht hat uns zu retten. Auf dieses Wort sollen wir hören und dann seine Täterinnen und Täter werden. Fehlt dieser Schritt von der Gabe zur Aufgabe, vom ‚Verdankt-Sein‘ zum ‚Verantwortung-Übernehmen‘, wäre es Selbstbetrug. Auch hier dürfen wir wieder eine Spannung spüren, die den Schöpfungsglauben lebendig macht.
Mk 7,1-8.14-15.21-23
Auf den Lippen und im Herzen
Dieser Text eignet sich nicht besonders gut für die Frage der Nachhaltigkeit. Einen Punkt setzt er vielleicht doch. Die allgemeine Zustimmung zu einem nachhaltigen und schöpfungsverträglichen Leben ist hoch. Der Umwelt nicht schaden, gesund leben, das Tierwohl schützen, die Erde für die kommenden Generationen bewahren, wollen fast alle. Wenn es konkret wird, wenn es um politische Maßnahmen („Tempolimit“) oder persönliche Konsequenzen („vegetarische Ernährung“) geht, sinken die Zustimmungsraten erheblich. Aus den Lippenbekenntnissen werden oft keine konkreten Taten. Liegt das vielleicht doch darin, dass, wie der Text des Evangeliums sagt: „böse Gedanken in unseren Herzen“ vorherrschen, die immer wieder unser Handeln bestimmen. Eine ehrliche Selbstbesinnung könnte hier Klarheit schaffen und dann auch den Weg zu einer nachhaltigen Lebensführung ebnen.
Thomas Schmidt, Frankfurt am Main