1. Sonntag nach Weihnachten / Fest der Heiligen Familie (29.12.13)

1. Sonntag nach Weihnachten / Fest der Heiligen Familie

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jes 49, 13-16 Sir 3, 2-6.12-14 (3-7.14-17a) Kol 3, 12-21 Mt 2, 13-15.19-23

 

Jes 49, 13-16

Nachhaltigkeitsgedanke: Gottes Erbarmen gilt der ganzen Schöpfung

WĂ€hrend ich diese Zeilen schreibe, gehen die schrecklichen Nachrichten vom Taifun um die Welt, der in den Philippinen Zerstörungen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß angerichtet und unzĂ€hlige Menschen getötet hat. Er erinnert an den Tsunami, dessen Ă€hnlich erschreckende Bilder uns an den Weihnachtsfeiertagen 2004 erreicht haben. Großes Leid hat Menschen betroffen. Viele mögen nur Dunkelheit sehen. Ob sie vom Licht erreicht werden, das wir zu Weihnachten feiern?

Die ganze Welt soll sich doch freuen können ĂŒber Gottes Erbarmen! Fassen wir die Weihnachtsfreude nicht zu eng! So schön das Fest in gemĂŒtlichen Stuben im engsten Familienkreis auch sein mag, Gottes Erlösung meint die ganze Welt: Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Ich habe das Bild eines alten erzgebirgischen Weihnachtsberges vor mir: Er ist in einer weiten Landschaft angelegt. Berge sind da zu sehen, viele Pflanzen fĂŒllen den Raum und ganze Herden von Tieren sind dabei. Das alles hat Gott mit seinem Erbarmen im Blick.

Der Herr hat mich verlassen – vergessen. Hat Gott die Welt vergessen angesichts all der Katastrophen? Nein, lesen wir hier. Gott liegt seine Schöpfung am Herzen. Er will aber auch, dass wir gut mit ihr umgehen. Er will nicht, dass wir durch unsere Lebensweise das Klima verĂ€ndern und damit Naturkatastrophen hĂ€ufiger und drastischer werden lassen. Er will nicht, dass so große und ungerechte Unterschiede bestehen zwischen den Menschen, sodass arme und schlecht entwickelte Regionen auch in Katastrophensituationen stets mehr zu leiden haben.

Jesus Christus ist als Licht in die Dunkelheit gekommen. Er möchte, dass wir dieses Licht verbreiten helfen – auch durch einen guten Umgang mit der uns anvertrauten Erde, durch eine gerechtere Verteilung der GĂŒter und durch helfende Liebe, wo immer Menschen Hilfe brauchen.

Dann kann sich die Erde freuen und die Berge können mit Jauchzen frohlocken!

 

Sir 3, 2-6.12-14 (3-7.14-17a)

Nachhaltigkeitsgedanke: Die menschlichen Beziehungen im familiĂ€ren Bereich sind ein Übungsfeld des friedlichen Zusammenlebens, das sich in weiteren Generationen fortsetzt

Auch in den menschlichen Beziehungen soll sich Gottes Liebe nachhaltig auswirken. Was zunĂ€chst als Ermahnung zur Unterordnung erscheint, entwickelt erstaunliche BlĂŒten: BemĂŒhung umeinander lohnt sich. Wer den Vater ehrt, darf mit der Verzeihung eine wichtige Nuance gelingenden Lebens erfahren. Erstaunlich finde ich, dass die Verheißung der Mutterehrung noch reizvoller formuliert wird: Da kann man SchĂ€tze sammeln! Des Weiteren wird eine beglĂŒckende Erfahrung beschrieben, die ich auch gut kenne. Der Sohn wird selbst zum Vater und kann nun am eigenen Leibe das GlĂŒck empfinden, das seine Eltern schon kennen. Zu erleben, wie neue Generationen selbstĂ€ndig ihr eigenes Leben gestalten und doch die erfĂŒllenden Erfahrungen der Elterngeneration neu machen, das ist etwas sehr Nachhaltiges. Da muss es uns nicht bange werden um das Leben folgender Generationen in Gottes guter Welt.

 

Kol 3, 12-21

Nachhaltigkeitsgedanke: Die menschlichen Beziehungen im Bereich der Gemeinde sind ein Übrungsfeld des Zusammenlebens in Liebe und Frieden 

Hier wird nun beschrieben, was das bedeutet, wenn Gottes Licht in diese Welt hineinleuchtet. ZunĂ€chst wirkt es sehr enttĂ€uschend auf mich, was aus Jesu Impulsen in der nĂ€chsten Generation der christlichen Gemeinde geworden ist: Von der außerordentlichen HochschĂ€tzung und Anerkennung, die Jesus den Frauen und auch den Kinder gegenĂŒber spĂŒren ließ, ist nicht mehr viel zu merken, wenn in der christlichen Haustafel die patriarchalische Ordnung empfohlenen wird. Unterordnung scheint das grundsĂ€tzliche Prinzip zu sein. Doch beim nĂ€heren Hinschauen ist dies den Menschen damals vertraute Bild durchbrochen. Eine gegenseitige Unterordnung wird empfohlen, die von gegenseitiger Vergebung getragen wird. Die AutoritĂ€t wird nicht einfach als gesetzt dargestellt, sondern die AutoritĂ€ten werden aufgefordert, sich ihre Anerkennung durch verstĂ€ndnisvolles Verhalten zu erwerben. Geduld – gegenseitige Geduld – wird großgeschrieben. Ich verstehe darunter ein Interesse aneinander, ein Hören, Reden und immer wieder neues Aufeinander zugehen. MĂŒhe ist da schon vonnöten. Aber das Band der Vollkommenheit, das was wirklich zum Leben verhilft, ist die Liebe.    

 

Mt 2, 13-15.19-23

Nachhaltigkeitsgedanke: Todbringende MĂ€chte bedrohen Leben und Frieden. Doch Gott zeigt Menschen Wege und schenkt ihnen Kraft, dem zu widerstehen 

Dass Gott in der Welt geboren ist, löst keinesfalls alle Probleme. Der FriedefĂŒrst wird von Terror und despotischer Gewalt bedroht, kaum, dass er das Licht der Welt erblickt hat. Und so ist er auf die Sorge seiner Mitmenschen angewiesen, insbesondere der seines Vaters. Dieser Josef, der sonst in der Weihnachtsgeschichte seltsam blass bleibt, der erwĂ€gt hatte, Maria zu verlassen, dieser Josef wird nun aktiv, um seiner jungen Familie und besonders dem neu geborenen Leben eine Chance zu geben. Er steht auf, nimmt Kind und Mutter und flieht mit ihnen nach Ägypten. SpĂ€ter steht er wieder auf, nimmt wieder Mutter und Kind und zieht mit ihnen in seine Vaterstadt. Was dazwischen war, wird nicht erzĂ€hlt. Doch offensichtlich war es eine bewegte Reise, bei der es viel Geschick, Improvisationstalent und Mut gebraucht hat. Joseph hatte das offensichtlich. Die Geschichte lĂ€sst ahnen, wie einfache schlichte Menschen dazu kommen, Gottes PlĂ€ne durchzusetzen und auch todbringenden MĂ€chten den Einsatz fĂŒr das Leben entgegenzusetzen.

So etwas prÀgt die Welt nachhaltig gut.

Michael Schleinitz