1. Sonntag nach Epiphanias / Taufe des Herrn (11.01.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Jos 3, 5-11.17; Mt 3, 13-17; Röm 12, 1-8; Jes 42, 1-9; Joh 1, 29-34; 1 Kor 1, 26-31 [www.stichwortp.de]

 

1. Sonntag nach Epiphanias / Taufe des Herrn

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 3, 13-17 Jes 42, 5a.1-4.6-7
oder Jes 55, 1-11
Apg 10, 34-38
oder 1 Joh 5, 1-9
Mk 1, 7-11

 

Mt 3, 13-17, Mk 1, 7-11

Exegetische Überlegungen

Der Bericht über die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer findet sich in den synoptischen Evangelien jeweils im Anschluss an die Beschreibung der Botschaft des Täufers und seines Rufes zu Buße und Umkehr, da das Himmelreich nahe herbeigekommen sei. Johannes der Täufer wird als Prophet in der Tradition und Aufmachung des Elia beschrieben. Er schleudert den religiösen Gruppen des Judentums heftige Kritik entgegen und sagt ihnen ihren Untergang voraus. Für die ältere Version des Textes ist es kein Problem, dass Johannes Jesus, der aus Galiläa gekommen ist, tauft und dieser sich so mit der Prophetie des Johannes identifiziert. Bei Matthäus gibt es einen Einschub, in dem Johannes sich gegen die Taufe wehrt. Eigentlich müsse er von Jesus getauft werden. Jesus überzeugt ihn damit, dass durch seine Taufe die Gerechtigkeit erfüllt werde. Die Elemente der Taufe sind: 1. Untertauchen im Jordan, 2. der Himmel öffnet sich und der Geist Gottes kommt wie eine Taube herab und 3. die Stimme vom Himmel, die Jesus als "Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe" bezeichnet.

Predigtimpulse

Im Vergleich zu unserer Taufpraxis ging es bei der Taufe Jesu anders zu. Der Täufer ist keine geistliche Amts- oder Vertrauensperson, sondern vielmehr ein Aussteiger und Einsiedler, der aus der Wüste an den Fluss gekommen ist. Wer sich taufen ließ, hatte sich für eine Veränderung entschieden. Er oder sie vollzog einen Bruch mit der Vergangenheit und wollte nun anders leben. Bei uns bedeutet die Taufe, zumindest wenn sie als Kindertaufe vollzogen wird, eher Kontinuität mit einer Tradition. Diese Spannung ist ein Beispiel für die unterschiedliche Situation der Christenheit nach einer zweitausendjährigen Geschichte und auch im weltweiten Vergleich. Da gilt es immer wieder zu fragen, ob der Rückgriff auf biblische Traditionen die Botschaft lebendiger werden lassen kann. Inzwischen wird auch in den großen Kirchen die Taufe gelegentlich an Flüssen oder Seen durch Untertauchen gefeiert. Dies ist sicherlich ein deutlicheres und stärkeres Zeichen als ein bloßes Besprengen mit ein paar Tropfen Wasser. Das Element Wasser soll aber auch bei jeder Taufe deutlich erkennbar sein und auch bei diesem Gottesdient in einer Tauferinnerung und Wassermeditation eine Rolle spielen.

Bezüge zur Nachhaltigkeit

  • Das Element Wasser spielt in der Ökologiedebatte und in entwicklungspolitischen Zusammenhängen eine überragende Rolle. Das Recht auf Wasser und sanitäre Versorgung wurde 2010 von der General­versammlung der Vereinten Nationen und vom Menschen­rechts­rat als Menschen­recht anerkannt. Nur wer Zugang zu sauberem Trink­wasser, Wasch­möglich­keiten und einer Toilette hat, kann in Würde leben. Gleich­zeitig ermöglicht und beschleunigt eine funktionierende Wasser- und Sanitär­ver­sor­gung die Entwicklung anderer Lebens­bereiche wie Gesund­heit und Bildung.
  • Der Vergleich des Geistes Gottes mit einer Taube weckt Erinnerungen an die Noah Geschichte. Als Noah die Taube zum zweiten Mal ausfliegen ließ, und sie mit einem Ölzweig im Schnabel wiederkam, merkte er, dass die Wasser sanken und Katastrophe ein Ende hatte. Die Taube ist insofern eine Vorbotin in des Versprechens Gottes: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Die Taube ist Symbol für den Geist, der Menschen auf der ganzen Welt gegen die Zerstörung von Lebensräumen sowie die Vergiftung von Böden, Luft und Wasser aktiviert und stärkt.
  • Die Taube mit dem Ölzweig im Schnabel ist ein Symbol für die Friedensbewegung geworden. Picasso malte sie erstmalig im Jahre 1949, und seitdem ist dies eine der Ikonen der Friedensbewegung.

BILD

Jes 42

Dieses "erste Lied vom Gottesknecht" ist ein wichtiger Text zu Beginn des Zweiten Jesaja Buches, das die Erlösung Israels aus dem Exil in Babylon prophezeit. Es ist ein messianischer Text, der einen Gottesknecht beschreibt, der leise und sanft - anstatt mit Waffen und Gewalt - für die ins Exil geratenen da sein wird. Der Gottesknecht ist zwar auserwählt wie ein König, doch er erweist seine Größe vor allem im Verschonen, Erhalten und Stärken dessen, was gebrochen und angeschlagen ist. Die Friedensperspektive zeigt sich vor allem an seiner Funktion über das eigene Volk hinaus. Nach Innen hat er den Bund des Volkes Israel zu stärken, vor den Nichtjuden soll er sein Licht zeigen, indem er die Gefangenen befreit.

Apg 10

Dies ist die Rede, die der Apostel Petrus hält, nachdem ihm deutlich gemacht wurde, dass die frohe Botschaft von Jesus Christus nicht nur den Juden sondern auch den "unreinen" Heiden gilt. Er selbst ist nach einer eindrücklichen Vision davon überzeugt, dass sein Gott auch die anderen Menschen aus allen Völkern liebt. Durch diese Rede wiederum wurden sowohl Juden wie auch Heiden gläubig und Petrus befahl, dass auch die Heiden die Taufe empfangen dürften. In einer Zeit, in denen sich die Abgrenzungen zwischen den Religionen in manchen Köpfen wieder verfestigen, ist die Notwendigkeit für eine Verständnis und Dialog der Religionen von großer Bedeutung für Frieden und nachhaltige Entwicklung.

Stefan Weiß, Langenselbold