1. Sonntag nach Trinitatis / 12. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Lk 16,19-31 | Sach 12, 10-11; 13, 1 | Gal 3, 26-29 | Lk 9, 18-24 |
Lk 16,19-31
Das Evangelium beginnt unvermittelt. Es fehlt auch jegliche Deutung durch Jesus oder den Evangelisten. Das Ziel ist klar: eine Verhaltensänderung bei den Zuhörern. Wobei die Drohung mit der Hölle heute nicht mehr zeitgemäß ist. Dem Reichen fehlt es an Empathie gegenüber dem armen Lazarus, der als einziger namentlich genannt wird. Heute ist deutlich, dass der ökologische Fußabdruck und die THG-Emissionen pro Kopf direkt mit dem Reichtum zusammenhängen.
Dabei ist nichts schwieriger als eine Verhaltensänderung, das ist die Königsdisziplin der Nachhaltigkeit. Nachhaltiges Verhalten muss zur Routine werden. Der Text weist auf „Mose und die Propheten“, also Tora und Propheten. In der Tat ist dies ein reicher Fundus für soziales Verhalten und Rücksicht auf die Schöpfung. Jedenfalls, wenn sie als Ursprungsutopie verstanden wird, in der es kein Leid gibt, keine Konkurrenz zwischen den Lebewesen, denen jeweils ein Lebensbereich zugeordnet wird. Ebenso kritisieren die Propheten immer wieder das Verhalten der Reichen: „Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und ihr allein das Land besitzt!“ Jes 5,8 Nachhaltigkeit heißt auch uns Menschen und allen Geschöpfen „Raum zum Leben, Entfalten zugeben.“
Gal 3,26-29
Durch die Taufe stehen wir in der Verheißung „Christus angezogen“ zu haben. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Zur sozialen Nachhaltigkeit gehört ebenfalls, dass Menschen gleiche Chancen haben sollen ohne Ansehen von Herkunft, wirtschaftlichem Status oder Geschlecht. Bis heute immer noch eine Utopie
„Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben.“ Dieser beschreibt, dass wir als Christen zu Israel, als unseren älteren Geschwistern, dazu treten im Erbe Abrahams.
Lk 9,18-24
Auf das Bekenntnis des Petrus „Du bist der Christus/Messias Gottes!“ und der ersten Leidensankündigung folgen die berühmten Verse zur Nachfolge. Wenn möglich würde ich den Vers 25 noch dazu nehmen: „Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst?“ Auch hier eine Kritik am Reichtum, wenn er verhindert soziale und ökologische Missstände wahrzunehmen. Dies steht aber am Ausgangspunkt zur Nachhaltigkeit.
Jan Christensen, Hamburg