1. Sonntag nach Weihnachten / Fest der Heiligen Familie
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Lk 2, (22-24) 25-38 (39-40) | Sir 3, 2-6.12-14 (3-7.14-17a) oder Gen 15, 1-6; 21, 1-3 |
Kol 3, 12-21 oder Hebr 11, 8.11-12.17-19 |
Lk 2, 22-40 oder kurz Lk 2, 22.39-40 |
Nachhaltigkeitsgedanke:
Nachhaltig leben heißt immer, sich auch als Individuum in einem sozialen und intergenerationellen Kontext zu bewegen.
Ev. Predigttext und kath. Evangelium Lk 2, (22-24) 25-38 (39-40)
Jesu Beschneidung im Tempel, Lobgesang und Prophezeiung des Simeon und der Hanna
Jesus wird am 8. Lebenstag gemäß den Vorschriften 3. Mose 12 zur Beschneidung gebracht und erhält seinen Namen (siehe Lk 1,31). Seine Eltern können sich offensichtlich kein Lamm leisten und machen von der Vorschrift, stattdessen zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu nehmen, Gebrauch. D.h. Jesus wächst in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Diese Vorschrift ermöglicht es sozial schwachen Familien am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen. Diese soziale Dimension wird auch von der Nachhaltigkeit angesprochen.
In dem Predigttext treten mindestens drei Generationen auf: das Kind Jesus, seine Eltern – auch wenn sie nicht namentlich genannt werden – und die greisen Simeon und Hanna. So wird Jesus in ein intergenerationelles Netz eingebunden. Auch Nachhaltigkeit sieht den Menschen bei allen individuellen Entscheidungsmöglichkeiten als Teil eines sozialen und intergenerationellen Netzes. Menschen werden bei der Nachhaltigkeit auch als Teil einer Generation gesehen, die in einer Beziehung zu anderen Generationen steht. So soll die eine Generation durch ihr Tun und Lassen nicht die Lebensmöglichkeiten der folgenden Generation einschränken. Aktuell wird dieses beim Klimawandel deutlich, wo die Generationen seit 1850 die Lebensmöglichkeiten der uns folgenden Generationen mit hoher Wahrscheinlichkeit einschränken werden bzw. ihnen Kosten aufladen werden, ähnlich wie bei der Frage der Lagerung des Atommülls.
Kath. 1. Lesung Sir 3, 2-6.12-14 (3-7.14-17a)
Dieser Text reflektiert eine patriarchale Lebenswelt. Die häufig vorkommenden Verben „achten“ und „ehren“ übersetze ich in unsere moderne Welt mit „respektieren“. Wer einen respektvollen Umgang in der eigenen Familie pflegt, der „sammelt Schätze“ und hat „Freude an den eigenen Kindern“.
Ähnliches nehme ich in der Suffizienz Debatte in der Nachhaltigkeit wahr. Wer bewusst sein Leben entrümpelt wird mit weniger sein Genug und damit sein Lebensglück finden.
Bei der Sorge um die alten Eltern kam mir sofort die Fragen um die Pflege dementer Menschen in unserer Gesellschaft in den Sinn. Auch diese schwachen Menschen sind mit Respekt zu begegnen und dies ist gesellschaftlich sicherzustellen.
oder Gen 15, 1-6; 21, 1-3
Die Verheißung und Erfüllung an Abraham und Sarah, auch noch im hohen Alter Nachkommen zu bekommen, verbindet die Hoffnung auf Zukunft über das eigne Leben hinaus. Nachhaltiges Leben hat in besonderer Weise diese Zukunft über das Ende des eigenen persönlichen Lebens im Blick. Die eigenen nachhaltigen Entscheidungen sollen künftige Generationen in ihren Lebensmöglichkeiten möglichst wenig einschränken. Dafür lohnt es zu streiten.
Kath 2. Lesung Kol 3, 12-21
Dieser Text erweitert das Lernfeld von der Familie hin zur christlichen Gemeinden. Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld und gegenseitiges Sich-Vergeben wären auch für manche aktuelle Diskussionen in den Kirchengemeinden hilfreiche Grundsätze und würden so manchen Ärger miteinander und aneinander verhindern.
Voraussetzung ist die gegenseitige Wahrnehmung, insbesondere auch das Verständnis für die Position des anderen.
Auch in der Nachhaltigkeit wird eine besondere Aufmerksamkeit für „das Netz des Lebens“ mit all seinen gegenseitigen Beeinflussungen vorausgesetzt. So könnte auch die Kirchengemeinde ein Lernort für mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander und mit den Mitgeschöpfen werden und so der Nachhaltigkeit entsprechen.
oder Hebr 11, 8.11-12.17-19
Wir sind „Fremde und Gäste auf Erden“ und suchen so eine Heimat. Wunderschöne Bilder entfaltet der Hebräerbrief. Fremde und Gäste sich bewusst, dass sie nicht mit Menschen und Dingen verfahren können nach ihrem eigenem Gutdünken, sondern das sie die Ansprüche des Gastgebers zu respektieren haben. Nachhaltig gesprochen erinnert dies an den oft genutzten Spruch: „Wir haben diese Erde nur von unseren Kindern geliehen“ – christlich gesprochen nur von Gott geliehen.
Jan Christensen, Hamburg