11. Sonntag nach Trinitatis / 21. Sonntag im Jahreskreis 2017 [III/A]
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Mt 21, 28-32 | Jes 22, 19-23 | Röm 11, 33-36 | Mt 16, 13-20 |
Die Lesungen der römisch-katholischen Leseordnung kreisen um die Frage der Erkenntnis Gottes und der Unerforschlichkeit seiner Wege. Bezüge zu Themen der Nachhaltigkeit sind hier nur schwer herzustellen. Allenfalls könnte die Auslegung darauf zu sprechen kommen, dass es manchmal Mut und Gottvertrauen braucht, um eingefahrene Wege in Frage zu stellen und Neues zu wagen. Solch einen Abbruch des alten Weges (der bisherigen Königsdynastie) prophezeit Jeremias in der ersten Lesung, Vertrauen und Mut trotz aller Unsicherheit sprechen aus den Worten des Römerbriefes. Petrus schließlich beweist mit seinem Christusbekenntnis Mut zur Eindeutigkeit in einer für die Umwelt der Jünger unklaren Situation.
Auch Jesu Gleichnis von den zwei Söhnen des Weingärtners, der evangelische Predigttext, hat auf den ersten Blick keinen wesentlichen Nachhaltigkeitsbezug. Hier jedoch lohnt sich genaues Nachdenken. Ein renommierter Klimaforscher meinte einmal bei einer Tagung selbstironisch: “Vermutlich gehöre ich zu den Menschen mit der schlechtesten CO2-Bilanz, weil ich zu so vielen Konferenzen fahre und über den Klimawandel rede.“ Er betonte dann natürlich sofort, dass er seine Flugreisen kompensiere...
Auf einer abstrakten Ebene betrachtet, thematisiert der Predigttext aber genau diesen Zusammenhang von Reden und Tun: Der zweite Sohn verspricht gut zu handeln, tut es aber nicht, während der erste nach anfänglicher Verweigerung schließlich das Nötige tut.
Als diejenigen, die wir uns schon lange in Sachen Nachhaltigkeit engagieren, kommen wir gerne einmal an den Punkt, dass wir uns über Menschen aufregen, die jetzt erst erkennen, dass es “fünf vor zwölf“ ist und auf den “Nachhaltigkeitszug“ aufspringen. Ähnlich sind wir schnell dabei, von “Greenwashing“ zu sprechen, wenn bisher reichlich konventionell wirtschaftende Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen.
Das Gleichnis kann eine Anregung sein, hier erst einmal genauer hinzusehen und auch barmherziger mit denen zu sein, die einfach länger brauchen, bis sie merken, was Not tut....
Dr. W. Schürger