11. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis (31.08.14)

11. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
2 Sam 12, 1-10.13-15a Jer 20, 7-9 Röm 12, 1-2 Mt 16, 21-27

 

2 Sam 12,1-10.13-15a:

Der evangelische Predigttext aus dem Samuelbuch erzählt eine Geschichte aus dem 10 Jh. v. Chr. und markiert eine Wende auf dem Weg des Königs David. Hat er sich zunächst mit Gottvertrauen und Geradlinigkeit als König etabliert, so beginnt hier sein persönliches und familiäres Scheitern. Er begeht Ehebruch mit der Frau seines Feldherrn. Der Prophet Nathan hält es ihm in einer fein komponierten Geschichte so vor, dass er – ohne es zu merken – sich selbst sein Urteil spricht. Als er erkennt, welches Unheil er angerichtet hat, gehen ihm die Augen auf. Voll Schrecken bereut er, was er getan hat. Sein Gebet nach dem heraufbeschworenen Unglück findet sich in Ps 51: „Gott sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab und mach mich rein von meiner Sünde. Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht immer vor Augen. … Mache mich wieder froh mit deinem Heil, mit einem willigen Geist rüste mich aus.“ David erfährt Vergebung von Gott, aber er kommt nicht ohne Strafe davon. Dem Kind, das er im Ehebruch gezeugt hat, ist kein Leben geschenkt; es stirbt bald nach der Geburt und lässt den König schuldig zurück.

Für eine Predigt unter dem Stichwort Nachhaltigkeit: Eine starke Persönlichkeit kann eigene Fehler erkennen und einsehen, kann Buße tun und neue Wege aufnehmen. Das ist es, was David zu einem großen König macht. Diese Haltung, die in vielfacher Weise mit Umkehr beschrieben wird, ist in unserer Zeit so notwendig wie damals. Wer Menschen aus dem Bereich der Entwicklungshilfe zuhört, die von den Herausforderungen z.B. in Afrika berichten, spürt schnell, wie notwendig dies ist.  Aber man spürt auch, wie notwendig es ist, dafür eine ethische und geistliche Grundhaltung zu haben, denn der Weg zu dieser Umkehr ist lange. „Ich bleibe davon überzeugt, dass eine andere Welt möglich ist, eine gerechtere Welt, die auf dem Sockel des Evangeliums zu errichten ist und in der das Recht der Völker, Zugang zu den Gütern der Erde zu haben, die  allen zustehen, geachtet wird. ‚Gott sah, dass alles, was er geschaffen hatte, sehr schön war’ und er vertraute es dem mit Liebe und Intelligenz begabten Menschen an.“ (Abbé Ambroise Tiné, Caritasdirektor des Senegal)

 

Jer 20, 7 – 9

Die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia ist das sog Wort über das Prophetenschicksal: er leidet an seiner Botschaft. Das Volk zur Umkehr zu rufen heißt, ihm einen Spiegel vorhalten , dass es mit seinem jetzigen Verhalten ins Unglück rennt. Dafür erntet er Spott und Hohn und leidet Nachstellungen. In seinem tiefsten Inneren weiß er dennoch: das ist meine Aufgabe, die kann ich nicht aufgeben.

Röm 12, 1 – 2 

Die zweite Lesung eröffnet im Brief an die Gemeinde in Rom ein neues Thema. Nachdem Paulus zunächst beschrieben hat, was er glaubt, was ihn als Jünger Jesu trägt und bewegt, wendet er sich im letzten Teil des Briefes mit Ermahnungen und Ermunterungen an die Menschen in Rom zu. Er erinnert an das grundlegende Erbarmen Gottes, das ihnen in der Taufe zugesagt wurde. Ihr Leben soll eine Antwort auf diese Gabe sein. Er ermutigt sie, sich um die Erkenntnis dessen zu bemühen, was Gott ihnen an Gaben geschenkt hat, was „Gut und vollkommen ist“.

Mt 16, 21 - 27

Der Abschnitt aus dem Matthäusevangelium handelt über das schier ewige Kreuz der Menschen mit dem Kreuz. Dabei geht es Petrus ja nicht nur um sich selbst, sondern auch um den Freund und Lehrer; auch den will er vor Leid und Gefahr schützen und verschonen. Jesus durchkreuzt seine Vorstellung und die Illusionen aller von einem Leben ohne persönliche Entscheidung mit einem auf den ersten Blick harten Wort: lass mich mein Kreuz und mein Leben annehmen und leben und nehmt auch euere eigenen Kreuze an, um so das Leben zu gewinnen.

 

Zu einer Predigt:  Die Rede Jesu vom Kreuz scheint allem Glauben zuwider zu laufen: sie tröstet und vertröstet nicht, sondern stellt die Realität des Lebens in den Mittelpunkt der menschlichen Entscheidung. Und sie legt – salopp gesagt  - „eins drauf“: sie erinnert die Menschen daran, dass es noch eine andere Wirklichkeit gibt, die ihn herausfordert: die Wirklichkeit Gottes. Jesus entscheidet sich dafür, nicht in seiner Selbstbeziehung zu verharren, sich nur um sich selbst und sein eigenes Wohlergehen zu kümmern. Er fragt nach dem Weg, auf dem ihm von Gott her Wohlergehen geschenkt wird, auf dem er wachsen und so für sich und andere zum Heil und Segen werden kann. Herausfordernd, provozierend, fern aller Egozentrik – aber voll Gottvertrauen und mit der Chance, nicht in der eigenen kleinen Welt zu erstarren.

In der Diskussion um die weitere Entwicklung der Welt, in der Diskussion um Nachhaltigkeit, wird genau das der kritische Punkt bleiben.  „Von heute an realistisch handeln, vorausschauen können und Mut beweisen, die Welt in ihrer Gesamtheit bedenken und die Reichtümer entsprechend verteilen - damit können wir unseren Kindern vielleicht eine friedlichere und gerechtere Welt bieten. Eine Welt mit etwas weniger Leid. Eine Welt, in der die Kinder überall wissen, was Hoffnung ist. Das ist mehr als ein Traum: Es ist eine Verantwortung“ (James Wolfensohn, Präsident der Weltbank).

 

M. Klees