13. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis (3.09.23)

13. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Joh 4,7-12 Jer 20, 7-9 Röm 12, 1-2 Mt 16, 21-27

Ev. Reihe: 1 Johannes 4,7-12 (Karin Müller Bauer, Trier)

Impuls: Wo die Quantenphysik sich mit der Mystik trifft

Aus der Sicht des Philosophen Karl Jaspers befinden wir uns in einer Achsenzeit, in der die bisher vorherrschende analytische und spaltende Sichtweise durch eine synthetische, das bisher Getrennte wieder zusammenfügende Sichtweise abgelöst wird.

Gerade die Physik hat auf ihrem Weg der Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, gerade beim Versuch, das letzte unteilbare Teilchen, das Atom, zu spalten, eine die bisherigen Naturgesetze aushebelnde Entdeckung gemacht.Es gibt keine Materie, sondern nur Schwingung, ein ständiges Werden und Vergehen, das letztlich dem Geistigen ähnelt.Und hier bestätigt die moderne Physik, was die mystischen Wege der Religionen immer schon wussten: Es gibt nur das EINE. Daher vertritt sie die Auffassung, dass die Schöpfung keinesfalls abgeschlossen ist, sondern sich jeden Augenblick neu ereignet. Wir alle sind als Teilhabende eines kreativen Kosmos am fortlaufenden Schöpfungsprozess beteiligt. Diese Erkenntnis ins Bewusstsein der Menschen zu heben, ist eine zentrale Aufgabe, damit das mechanistische Welt von einem heraklitischen abgelöst wird, in der alles im Fluss ist. Und diese Schwingung, die ständig im Werden ist, könnte mit Liebe übersetzt werden, der DNA allen Lebens.
(vgl. Dr. Hans-Peter Dürr; Geist, Kosmos und Physik: Gedanken über die Einheit des Lebens, 2010)

Kath. Lesejahr A (Jan Christensen, Nordkirche)

1. Lesung: Jer 20, 7-9

Jeremia leidet unter seiner Berufung durch Gott. Gewalt und Unterdrückung! Muss ich rufen. Das kommt nicht gut bei den Mächtigen und den Mitmenschen an. Jeremia wird verhöhnt und zum Gespött der Leute. Diese Situation kennen auch viele Menschen, die nachhaltig leben wollen. Sie werden nicht ernst genommen und als naiv verspottet, als sogenannte „Gutmenschen". Alle Veränderungen gehen viel zu langsam, wie zum Beispiel beim Klimawandel. Wirksame Veränderungen werden nicht umgesetzt. Es ist zum Verzweifeln. Jeremia zeigt uns, dass es ihm auch so erging. Aber letztendlich bleibt er der Linie Gottes treu und wird getröstet, auch wenn noch nicht in unseren Versen.

2. Lesung: Röm 12, 1-2

Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene! Nicht dem Mainstream nachlaufen, sondern das Denken erneuern. Das ist auch beim Nachdenken über Nachhaltigkeit immer wieder die Herausforderung. Mal versuchen, die Dinge von einer ganz anderen Seite zu betrachten. Siehe auch den Evangeliumstext.


Evangelium: Mt 16, 21-27

Wenn es mit der Nachfolge Jesu nur nicht so schwer wäre. Was heißt es, im Sinne Jesu zu leben? In früheren Jahrhunderten gab die Kirche vor, was gut und richtig und Gottes Weg im Leben ist. Die Zeiten sind vorbei. Als Gemeinschaft müssen wir diskutieren, wie ist in der konkreten Situation der Wille Gottes auszulegen? Die Lebenswirklichkeit zu Jesu Zeiten und von uns heute im 21. Jahrhundert trennt ein garstiger Graben. Der Gott der Bibel ist ein Gott des Lebens. Jesus wendet sich immer wieder den an den Rand Gedrängten zu. Verheißen ist uns ein Leben in der Fülle, aber was meint das? Sicher ist es nicht im materiellen Sinne gemeint, wie es im Vers 26 heißt. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Was ist heute Gott gewolltes Leben? Viele Menschen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, werden es in diesem Sinne beantworten. Die ganze Schöpfung soll sich entfalten können, Menschen und Mitgeschöpfte. Daran müssen wir unsere Entscheidungen individuell und als Gesellschaft ausrichten. Da haben wir wieder die Diskussion untereinander, was heißt das konkret im Umgang mit Wild- und Nutztieren oder untereinander. Was sollen/können wir noch guten Gewissens essen? Wie wirken sich unsere Entscheidungen auf die Menschen und die Natur im globalen Süden aus? Das sind nur Beispiele. Bei der Diskussion ist zu beachten, dass wir die Wahrheit nicht gepachtet haben. Dabei ist es hilfreich, immer wieder inne zu halten und zu fragen: Wie würde Jesus sich entscheiden? Hinter ihm wollen wir ja gehen.