3Mose 19,1-
3.13-18.33-34;
Mk 3,31-35; 1Mose 4,1-16a; Apg 6,1-7; Lk 10,25-37 [www.stichwortp.de]
13. Sonntag nach Trinitatis / 22. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Lk 10, 25-37 | Dtn 4, 1-2.6-8 | Jak 1, 17-18.21b-22.27 | Mk 7, 1-8.14-15.21-23 |
Der Autor betrachtet den Text der ev. Perikopenordnung und den Text zur zweiten kath. Lesung.
Lukas 10, 25-37
Was hat „ewiges Leben“ (Vers 25) mit Nachhaltigkeit zu tun? Nun ja, rein zeitlich betrachtet ist „Ewigkeit“ schon ziemlich nachhaltig...
Doch worum geht es dem Schriftgelehrten bei seiner Frage? Oder wichtiger ist: Worum geht es mir heute, wenn ich mich dieser Frage des Schriftgelehrten nähere, oder sie zu meiner Frage mache?
Geht es mir etwa darum: „Wie komme ich in den Himmel?“? Nein, ich möchte mich nicht einer „moralischen“ oder „moralisierenden“ Auslegungstradition dieses Textes anschließen. Mir geht es nicht um das Jenseits, nicht um den transzendenten Himmel. Und erst recht nicht darum, was ich tun kann – oder auch nicht tun darf - , „um in den Himmel zu kommen“.
Ewiges Leben ist das Leben heute, hier, im Diesseits. Und es ist eher eine qualitative Aussage über Leben als eine zeitliche. Zugegeben: das bricht diese philosophische, theoretische, sakrale Frage des Schriftgelehrten sehr weit runter ins Praktische, ins Irdische – aber macht Jesus nicht etwas ähnliches im Verlauf des Textes?
Also begegne ich diesem Text mit der Frage: Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass es „ewig sinnvoll“ oder „ewig wertvoll“ ist? Wie kann ich so leben, dass es Leben fördert – mein eigenes Leben und das Leben meiner Mitmenschen und Mitgeschöpfe? Oder anders herum: Wie kann ich so leben, dass ich möglichst wenig zerstöre, verschwende, ausnutze? Die Frage „Wie kann ich Anteil am ewigen Leben bekommen?“ lässt sich durchaus als die Frage nach einem nachhaltigen Lebensstil verstehen!
In dieser konkreten Begegnung zwischen Jesus und dem Schriftgelehrten konzentriert sich die Beantwortung der Frage auf die zwischenmenschliche Ebene. Hier geht es nicht um ökologische Verantwortung, um Ressourcenverschwendung oder Umweltzerstörung. Durch die Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter dreht Jesus auf beeindruckende Weise die Frage des Schriftgelehrten „Wer sind meine Nächsten?“ um in die Frage „Wer von den dreien ist dem Verwundeten zum Nächsten geworden?“
In Vers 33 findet sich m.E. der zentrale Satz, von dem aus unser Engagement für Mitmenschen, Mitgeschöpfe und „Mitwelt“ zu entfalten ist: „Da kam einer aus Samaria des Weges, sah ihn und hatte Mitleid mit ihm.“[1]
Sehen, Hinsehen – nicht voyeuristisch oder sensationsgeil. Sondern so hinsehen, dass es uns berührt. Dieses Hinsehen führt beim Samariter zu Mitleid, woraus dann die Motivation zu helfen und zu handeln erwächst.
Diese Haltung des Hinsehens „wird so zum Quell tiefen Mitgefühls mit allen Leidenden. Und daraus entsteht heute mehr denn je in der Geschichte der Menschheit ein Impuls zur Beseitigung der Ursachen von Leid. Es entsteht Weltverantwortung.“[2]
Jakobus 1, 17-18.21b-22.27
Im Jakobus-Brief finden sich vor allen Dingen viele konkrete ethische Handlungsanweisungen. Er wird – gerade aus protestantischer Sicht – häufig in die Ecke der Werkgerechtigkeit gestellt.[3]
In den konkreten Versen für die 2. kath. Lesung finden sich keine Anweisungen, die im Blick auf Nachhaltigkeit zu interpretieren sind.
Allerdings sei auf die Übersetzung von Vers 27 nach der Bibel in gerechter Sprache hingewiesen:
„Die Gottesgläubigkeit, die Gott akzeptiert, ist diese: die Waisen und Witwen in ihrer Not zu besuchen und sich nicht in die Ausbeutungsstrukturen der Welt verwickeln zu lassen.“
Der letzte Teilvers ist so sicherlich nicht besonders glatt und wohlklingend übersetzt, doch macht der Begriff „Ausbeutungsstrukturen der Welt“ ein weites Feld auf, das gut mit sämtlichen Themen der Nachhaltigkeit verknüpft werden kann.
Rainer Gertzen, Düsseldorf