14. Sonntag nach Trinitatis / 24. Sonntag im Jahreskreis 2017 [III/A]
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Mk 1, 40-45 | Sir 27, 30 - 28, 7 (27, 33 - 28, 9) | Röm 14, 7-9 | Mt 18, 21-35 |
Die Autorin bearbeitet drei Texte. Es geht ihr darum aufzuzeigen, dass christlicher Glaube und das Bekenntnis zu Jesus Christus Konsequenzen haben, die nachhaltig wirken. Zu Jes 22, 14ff. schreibt sie eine Anmerkung.
Stellung im Kirchenjahr
Der 14. Sonntag nach Trinitatis (17.9.2017) liegt zwischen dem Ăkumenischen Schöpfungstag (Freitag, 1.09.2017) und dem Erntedanktag (Sonntag, 1.10.2017), ohne inhaltliche Beziehung zu beiden.
Markus 1, 40 - 45
Exegetische Hinweise
âDas Markusevangelium ist eine schnörkellose, konzentrierte Version der ErzĂ€hlungen ĂŒber das Leben und die Bedeutung Jesu.â (BigS) In diesem Ă€ltesten der vier Evangelien haben wir das schriftliche Zeugnis und Bekenntnis christlicher Gemeinden vor uns, die in der Zeit um 70. n. Chr. verfolgt wurden, weil sie die Anbetung römischer Gottheiten verweigerten und damit den römischen Frieden gefĂ€hrdeten.
(BigS: Bibel in gerechter Sprache, GĂŒtersloh 2006, EinfĂŒhrung in das Markusevangelium, S. 1890)
Predigtimpulse
FĂŒr die Predigt möchte ich positive Beispiele finden fĂŒr christlich-diakonisches Handeln. Dazu möchte ich einigen Fragen nachgehen: Welche Arten von Zuwendung (Jesus berĂŒhrt die kranke Person, V. 41) sind heute nötig? Was können wir beitragen, dass die Arbeitsbedingungen des Krankenhaus- und Pflegepersonals den BedĂŒrfnissen der Patienten, alten und sterbenden Menschen angepasst wird?
In V 44b weist Jesus auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft hin. Deshalb nehme ich Bezug auf die Gemeinwesendiakonie. Hier findet derzeit ein Paradigmenwechsel statt, wenn z.B. aus einem Gemeindezentrum ein Nachbarschaftszentrum fĂŒr den Stadtteil wird, wie in Ludwigshafen-Oggersheim oder in Pirmasens-Stadtmitte. Kirchliche, stĂ€dtische und muslimische âAkteur_innenâ arbeiten zusammen und beziehen die Bewohner_innen mit ein. Z.B. kĂŒmmern sich die Haupt- und Ehrenamtlichen nicht nur um Menschen, die einsam geworden sind, sie wollen das soziale GefĂŒge so gestalten, dass es gar nicht so weit kommt, dass Menschen im Alter einsam sind.
Bezug zur Nachhaltigkeit
Diakonisches Handeln in der Nachfolge des auferstandenen Christus geschieht so, dass es nachhaltig wirkt. Das kann sehr gut an der Gemeinwesendiakonie aufgezeigt werden: âDer Akzent kirchlichen Handelns verschiebt sich vom Bonhoefferâschen âKirche fĂŒr andereâ zu sein hin zur âKirche mit anderenâ, zu einem Imperativ, mit dem fremden, andersglĂ€ubigen, sĂ€kularen Menschen und den Angehörigen anderer Bevölkerungsschichten zusammenzuleben. Weg von der gut argumentiert mildtĂ€tigen Hinwendung zu den BedĂŒrftigen hin zu geteilter Lebenszeit, gegenseitiger Wahrnehmung und Empathie. âKonvivenzâ ist der Begriff, den der Missionswissenschaftler Theo Sundermeier aus der âPĂ€dagogik der UnterdrĂŒcktenâ von Paolo Freire ĂŒbernimmt. ...Die Haltung der Konvivenz beinhaltet die Bereitschaft der Helfenden, sich als Lernende zu verstehen.â
(Auszug aus: Nachrichten aus dem Diakonischen Werk Pfalz, MĂ€rz 2016, Seite 1, Sabine Jung, Ein Paradigmenwechsel in Kirche und Diakonie â Gemeinwesendiakonie bedeutet vertiefte Zusammen-arbeit unterschiedlicher Gruppen.)
Röm. 11, 33 â 36
Exegetische Hinweise
Mit dem Brief nach Rom stellt Paulus sich den dortigen Gemeinden vor. Ăberbringerin des Briefes ist die Diakonin Phöbe (16,1f.). Die Gerechtigkeit Gottes als Ermöglichung von Leben ist zentrales theologisches Thema (Kap. 1-5). In Kap. 9-11 geht es Paulus um die Frage wie können jĂŒdische und nichtjĂŒdische Menschen in den neuen Jesus-Nachfolge-Gemeinschaften zusammen leben, zusammen essen (Kap. 14-15) und Aufgaben teilen (Kap.12). â Vgl. Bibel in gerechter Sprache, Einleitung zum Brief an die Gemeinde in Rom, S. 2080.
Predigtimpuls
Ein eindrĂŒckliches Beispiel dafĂŒr, wie nachhaltig ein christliches Bekenntnis wirkt, finde ich in der Reaktion der koptischen Kirche in Ăgypten auf die Enthauptung von 21 Ă€gyptischer Gastarbeitern in Libyen im Februar 2015 durch den sog. âIslamischen Staatâ (IS). Weil sie nicht zu dem vom IS propagierten Islam ĂŒbertreten wollten wurden sie vor laufender Kamera am Ufer des Mittelmeeres enthauptet. Das Meer fĂ€rbte sich rot von ihrem Blut. Der IS stellte das Video ĂŒber dieses brutale Massaker ins Netz um Hass, Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Nahaufnahmen darin belegen, dass diese MĂ€nner noch im Moment ihrer Hinrichtung âO Herr, Jesus Christusâ riefen.
(Aus: darum Nr. 2/2016 S. 12 âZeugen des Glaubensâ).
Bezug zur Nachhaltigkeit
Die koptischen Christen in Ăgypten, dem Herkunftsland der hingerichteten Gastarbeiter, lieĂen sich von diesem schrecklichen Ereignis und der Drohung nicht zu Rache oder dem Ruf nach Vergeltung herausfordern. Vielmehr sahen sie in dem Bekenntnis der MĂ€nner angesichts des Todes ein starkes und ermutigendes Zeugnis des Glaubens. Die Ermordeten wurden zu MĂ€rtyrern erklĂ€rt, das entspricht etwa der Heiligsprechung in der röm.-kath. Kirche. âWelch eine krachende Niederlage fĂŒr die IS-Propaganda-Abteilung!â (ebd.) Ihr Hass-Video enthielt alle Elemente einer MĂ€rtyrer-Geschichte, wie sie die koptische Kirche seit ihrer Entstehung vor 2000 Jahren kennt. Tony Rezk, ein junger Kopte in den USA, gestaltete eine sehr eindrucksvolle digitale Ikone zum Gedenken an diese 21 MĂ€rtyrer. Ein Video zum download fĂŒr Andachten in der Gemeinde findet sich unter www.auslaenderseelsorge.de (dort: AuslĂ€nderseelsorge â Kirchenseite.de, button: Aktuelles, nach unten scrollen). Eine Abbildung und ein Artikel dazu findet sich in: darum, Zeitschrift der Ev. Mission in SolidaritĂ€t, Stuttgart, Nr. 2/2016, S. 12 und 13, âZeugen des Glaubenâ.
Mtth. 16, 13 â 20
Exegetische Hinweise
Die Perikope steht zwischen der Enthauptung Johannes des TĂ€ufers und der ersten Leidens-ankĂŒndigung Jesu. In Zeiten der Verfolgung geht es um das Bekenntnis zu Jesus dem Christus, das hier von Petrus ausgesprochen wird. Vgl. auch Joh. 11, 27 Bekenntnis der Martha: Jesus Christus ist die Auferstehung fĂŒr alle, die ihm vertrauen.
Predigtimpulse
âWas sagen die Leute ĂŒber michâ (V 13) und âFĂŒr wen haltet ihr mich?â (V 15). Mit dieser Fragestellung möchte ich Möglichkeiten aufzeigen, wie wir heute in Wort und Tat unseren Glauben leben, im Alltag, in familiĂ€ren Beziehungen (Kindererziehung), in gesellschafts-politischen Herausforderungen (Arbeitsbedingungen und Bezahlung, auch im Vergleich Frauen und MĂ€nnerž Mut haben auch AfD- und Pegida-AnghĂ€ngenden entgegenzutreten), im Kontakt mit Menschen, die gut ohne Glauben an Gott leben (nicht fertige Antworten parat haben, sondern unser Suchen nach Wegen der Nachfolge deutlich machen) und im Kontakt mit Menschen anderen Glaubens (Muslime). Dabei ist fĂŒr mich der Dialog wichtig, das Zuhören, aber auch die deutliche Stellungnahme aus meiner derzeitigen Erkenntnis des Evangeliums.
Bezug zur Nachhaltigkeit
In der Erziehung wirkt sich aus, ob und wie Glauben und Suchen nach einem Leben gemÀà dem Evangelium weitergegeben und mit Kindern und Jugendlichen gelebt wird. Die ökumenischen Kontakte unter Schwesterkirchen sind weiter ausbaufĂ€hig. Herausforderung bleibt, wahrscheinlich fĂŒr Generationen, der Dialog mit dem so verschieden ausgeprĂ€gten Islam.
Jesaja 22, 19 â 23
Anmerkung: Als Lesung kann dieser Text m.E. der Gemeinde nicht ohne erklĂ€rende EinfĂŒhrung zugemutet werden. Es gibt andere Jesaja-Passagen, die geeigneter sind um das Bekenntnis zu Jahwe bzw. dessen Missachtung und die Konsequenzen deutlich zu machen.
Susanne KĂ€ser