ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
2 Kor 13, 11-13 | Spr 8, 22-31 | Röm 5, 1-5 | Joh 16, 12-15 |
2 Kor 13, 11-13
Anmerkungen zum Text
Es gibt Situationen im menschlichen Zusammenleben, die sich oft als ziemlich kompliziert darstellen, Verständigungsbemühungen laufen ins Leere. Auch der Apostel Paulus sieht sich Konflikten ausgesetzt, die kaum lösbar scheinen. Er soll die frohe Botschaft in die Völkerwelt tragen. Petrus und andere übernehmen diese Aufgabe im jüdischen Volk, Paulus sieht sich von Gott zu den Nichtjuden gesandt. So zieht er im Mittelmeerraum umher, um Griechen, Römer und andere für Christus zu gewinnen. „Lasst euch versöhnen mit Gott!“, verkündet er und hat Erfolg. Immer wieder findet seine Predigt Gehör und es entstehen neue Gemeinschaften von Christen. Doch mit der Gründung einer Gemeinde ist es nicht getan, immer wieder gibt es Probleme. In Korinth passiert das gleich mehrfach. Paulus schreibt deshalb Briefe dorthin, der vorliegende Schluss gerät überraschend kurz und umfasst nur vier Sätze.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Eine nachhaltige Lösung des Konflikts ist für Paulus einfach: Er nennt die Adressaten „Geschwister“ und sieht sich als Vater der Gemeinde, der am Ende aber nicht auf seine Autorität pocht. Er erinnert daran, dass die Erwählung zur Gotteskindschaft ALLE zu Geschwistern macht. Der Schlussappell mit dem Ruf „Freut euch!“ klingt zunächst merkwürdig, denn welchen Anlass zur Freude bietet eine verfahrene Konfliktlage? Und ist es überhaupt sinnvoll, jemanden zur Freude aufzufordern? Der Zusammenhang des Briefes hat einen tiefen Sinn: Freude entsteht dort, wo beide Seiten vor Gott einander wahrnehmen – und erkennen, was sie aneinander haben: ein Gegenüber, von Gott bereitet. Am Ende steht der Segenswunsch. In keinem anderen Brief gerät er so ausführlich. Gerade die Korinther, die Paulus so viel Mühe bereiten, vertraut Paulus mit großem Nachdruck dem Wirken Gottes an. Denn eben darin wurzelt seine Hoffnung auf Verständigung: dass Gott der Gemeinde nicht anders als ihm selbst mit Gnade und Liebe begegnet – und sich mit beiden so verbindet, dass auch die Gemeinschaft zwischen ihnen Bestand hat. Wie also kann es weitergehen? Im Vertrauen auf den Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne eben als „Geschwister“, keiner steht über dem anderen, alle sind gesegnet.
kath. 1. Lesung: Spr 8,22-31
Anmerkungen zum Text
Wie ist eigentlich die Welt entstanden? Auf diese Frage antwortet die Lesung mit einem Gedicht. Es wird der personifizierten Weisheit in den Mund gelegt. Sie erzählt davon, dass sie schon da war, als noch nichts anderes war. Und sie erzählt von ihrer Geburt aus Gott, ihrer Nähe zu Gott und den Menschen. Eine Stimme, die den Menschen hilft, klug zu werden, das Gute im Blick zu behalten und das Falsche zu meiden.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Frau Weisheit, Frau Klugheit, vielleicht so etwas wie ein weibliches Gegenüber Gottes, vielleicht auch ein Kind, eine Spielgefährtin, eine Quelle von Inspiration und Kreativität. Auf ungewöhnliche Art und Weise wird hier vom Schöpfungshandeln Gottes gesprochen. Fast so, als wirkte die Weisheit als eigenständige Größe bei der Schöpfung Gottes mit. Es wird ein Loblied gesungen auf Gottes wunderbare Schöpfung und dass es klug, weise, lebensnotwendig und lebensrettend ist, diese wunderbare Schöpfung Gottes und seinen Plan für diese Welt zu beachten. Denn am Ende geht es um Leben und Tod. Es tut einfach gut und erfüllt einen mit großer Dankbarkeit, dass uns diese Erde geschenkt wurde. Und dass der Kreislauf von Werden und Vergehen so verlässlich ist. Deshalb ist es ist wichtig, dass wir in einer Welt leben, die die Weisheit nicht verdrängt und die Torheit immer lauter schreien lässt. Wir brauchen Menschen und Verantwortliche in Politik und Gesellschaft, die weise sind und verständig, die den Frieden im Sinn haben, die Gerechtigkeit in den Mittelpunkt ihres Tuns stellen, die den Minderheiten und den Flüchtenden Schutz und Recht geben, die dazu beitragen, dass Menschen sich kennen, verstehen und versöhnen. Schon vor 2000 Jahren betont das Bibelwort, dass wir Menschen nicht alles uns selbst und unserer eigenen Leistung verdanken. Viel zu lange schon leben wir auf Kosten der Natur und auf Kosten von Menschen in anderen Ecken dieser Welt. Unsere Erde, von der wir Christinnen und Christen sagen, Gott habe sie gut und schön geschaffen, ist in Gefahr. Das sollte uns bei aller Dankbarkeit über das, was uns geschenkt ist, Sorge bereiten und uns aufrütteln. Zu nichts Anderem ruft uns die Stimme der Weisheit aus der Bibel auf!
kath. 2. Lesung: Röm 5,1-5
Anmerkungen zum Text
Wir haben Frieden? Wir haben Frieden? Von was für einer Wirklichkeit redet Paulus da? Geht es um eine rein geistliche Angelegenheit zwischen Gott und Mensch, die wir theologisch herleiten können, die aber mit dem handfesten Frieden auf Erden erst einmal wenig zu tun hat? In den alten Handschriften des Römerbriefs wird oft übersetzt: Wir hätten Frieden. Nur ein kleiner Buchstabe ist es im Griechischen: ein Omega statt eines Omikrons und schon wird aus dem Indikativ ein Konjunktiv: Wir hätten Frieden, wenn..., wir könnten Frieden haben, wenn nicht... Und Hand aufs Herz: Liest es sich so besser, realistischer, ehrlicher? Hat ein solcher Realismus jede Hoffnung aufgegeben?
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
Wir haben Frieden mit Gott. Es gibt eine grundlegende Klärung darüber, wie Gott zu uns steht: freundlich, wohlgesonnen, versöhnt. Und zwar, weil er es so will. Paulus schreibt im Indikativ: Wir haben Frieden. Wir haben Zugang. Wir stehen in der Gnade. Unsere Hoffnung wird nicht zuschanden. Wir brauchen diese Worte. Wir dürfen sie der Welt nicht schuldig bleiben. Weil sie die große, wahre Wirklichkeit in sich tragen. Aber wie können wir das Große erkennen, das so vielfältig schon im Kleinen lebt, manchmal allerdings bis zur Unkenntlichkeit versteckt ist? Paulus sagt: Durch Jesus Christus haben wir Zugang... zu dieser Gnade, in der wir stehen.
Die wirklich großen Wirklichkeiten brauchen keine großen, imponierenden Zugänge. Nicht umsonst kam der Schöpfer allen Lebens als unscheinbarer, schutzloser und hilfsbedürftiger Säugling zur Welt. Und was heißt es, dass wir an einen Erlöser glauben, der durch Bedrängnis und Not, durch Leiden und Tod den Sieg des Lebens für uns erwirkte? Das ganz Große im Gewand des jämmerlich Kleinen. Das Rettende in Gestalt hässlicher Ohnmacht. Aber das kann man leicht missverstehen: Da wird Not verherrlicht, Elend schöngeredet, es wird zum widerstandslosen Hinnehmen ermutigt.
Nein, das Bild von der „ausgegossenen Liebe Gottes“ meint: Ausgegossen in unsere Herzen, tropft und kleckert und fließt Gottes Liebe in die Welt. Sie kann gar nicht anders. Sie braucht und sie will Raum, sie weigert sich, bei uns zu bleiben – sie muss weiter, zu den anderen.
kath. Evangelium: Joh 16,12-15
Anmerkungen zum Text
Das Evangelium führt uns noch einmal zurück in die Zeit vor Tod und Auferstehung Jesu. Die Worte Jesu wollen vorbereiten, Trost spenden und Trauer überwinden. Sie blicken voraus auf die Zeit der Gemeinden nach Ostern, wenn Gott ihnen den Geist schenkt, sodass sie Jesu Werk verstehen und weiterführen können. Die Verse stehen im Zusammenhang mit den drei großen Abschiedsreden, die Johannes als Zukunftsansage für die Gemeinde verfasst.
Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit
„Ihr könnt es jetzt nicht tragen!“ Der Satz sitzt – tief! Warum? Weil sie zu schwach sind? Oder zu doof? Zu jung? Noch nicht gut genug trainiert? Es gibt manchmal Sätze, da weiß man nicht, ob man jetzt beleidigt sein soll oder getröstet… ist es ein Vorwurf, eine Androhung oder einfach ein nicht Ernstnehmen… Sicher, immer wieder kommen die Fragen auf: Welche Erfahrungen in meinem Leben haben erst sehr viel später Sinn gemacht? Wie wirkt sich die Erfahrung von Liebe in meinem Leben aus? Da bin ich dankbar, wenn ich sagen kann: „Komm Heiliger Geist – heute, jetzt – ich will dich einatmen und Liebe ausatmen…“ Johannes will uns mit seinem Evangelium dazu ermutigen. Eine Zukunftsansage, die zwar im ersten Moment verwirrt, aber doch Mut macht, denn wir müssen jetzt noch nicht alles tragen …
Luise Gruender, Bistum Speyer