2. Sonntag nach Epiphanias / 2. Sonntag im Jahreskreis (18.01.14)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Röm 12, 9-16; Jer 14, 2-9; Joh 2, 1-11; 1 Kor 2, 1-10; 2 Mose 33,c17b-23; Hebr 12, 12-18(19-21)22-25a [www.stichwortp.de]

 

2. Sonntag nach Epiphanias / 2. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Joh 2, 1-11 1 Sam 3, 3b-10.19 1 Kor 6, 13c-15a.17-20

Joh 1, 35-42

Stellung im Kirchenjahr:

Die Schriftlesungen der Sonntage zu Beginn der Zeit nach Epiphanias/im Jahreskreis beleuchten erste öffentliche Auftritte Jesu in ihrer meist programmatischen Bedeutung. Genau vor 30 Jahren, am 18. Januar 1985, wurde erstmals in Deutschland, seiner Zeit im westlichen Ruhrgebiet Smogalarm der Stufe III ausgelöst und ein absolutes Fahrverbot erlassen wurde. Am Dienstag begeht der nicaraguanische Priester, Schriftsteller und Politiker Ernesto Cardenal seinen 90. Geburtstag, am Freitag, den 23., jährt sich, ebenfalls zum 30. Mal, der „Tag für Afrika“, der über 100 Millionen Spenden einbrachte.

Exegetische Anmerkungen

Joh 2, 1-11:

Am sechsten Tag der das Evangelium eröffnende Woche führt Joh das Thema der „Stunde Jesu“ ein (V. 4), die den Bogen hin zum Erlösungsgeschehen in Kreuz und Auferstehung – bei Joh „Verherrlichung“ – schlägt. Das erste Wunder, das Jesus vollbringt, findet seine Kuriosität u.a. darin, dass es für die Hochzeit eigentlich zu spät geschieht. Vor allem aber weist es auf die überbordende Großzügigkeit Gottes geschieht, der nicht nur erfüllt, sondern im Überfluss schenkt.

1 Sam 3, 3b-10.19:

Die Erzählung knüpft an die vorhergehende Jugendgeschichte Samuels an, und die dort prägenden priesterlichen Züge treten zugunsten seiner prophetischen Rolle zurück. Angeleitet durch Eli lernt Samuel, mit dem unmittelbaren Anruf Gottes zu rechnen, der ihm in der Traumtheophanie bzw. Audition begegnet. Kurz, aber prägnant betont der Schlussvers die Zuverlässigkeit Gottes, mit der er seiner Verheißungen erfüllt.

1 Kor 6, 13c-15a.17-20:

Die Perikope stellt einen Übergang von Paulus Kritik an konkreten Missständen in der Gemeinde (Kap. 5f) zu grundsätzlichen Überlegungen etwa zum Verhältnis zwischen Mann und Frau bzw. der richtigen Verwendung der Freiheit vom Gesetz dar. Engagagiert widersetzt er sich einer Haltung, die dem „Alles ist erlaubt“ huldigt, und betont die Verantwortung, die der Christ nicht nur für den Geist, sondern auch seinen Leib als Tempel des Heiligen Geistes hat.

Joh 1, 35-42:

Auch der dritten Tag von Jesu öffentlichem Wirken beginnt im Kontext des Johannes und seiner Jünger, doch jetzt setzen sich diese auf Jesus hin in Bewegung. Der Funke der eigentlichen Berufung springt schließlich durch eine Zeit des gemeinsamen Wohnens, sozusagen einer „Wohngemeinschaft“ über. Auf die Bereitschaft und Aufmerksamkeit der Interessierten hin reagiert Jesus mit Rückfragen bzw. im Fall des Petrus mit einer signifikanten Neubenennung, die zugleich eine Bestärkung und Beauftragung bedeutet.

Predigtskizze:

Es gilt wieder neu, Interesse, ja Neugier am Christsein zu wecken, und in einer Zeit, da Christsein immer weniger normal und immer mehr exotisch wird, gibt es dazu genügend Gelegenheit. Aber es braucht auch Helfer, Mäeuten wie Eli für Samuel, die anderen helfen, nicht nur für Gott aufmerksam zu werden, sondern ihnen helfen Gottes Stimme aus den vielen anderen herauszuhören.

Nicht nur Hörer, sondern Beteiligte werden die, die bereit sind, sich auf neues einzulassen (1 Sam, Joh 1) und nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für andere Verantwortung zu übernehmen. Das könnte geschehen durch prophetisches Wirken (1 Sam), die Bereitschaft, Gastfreundschaft zu gewähren, Wohn- und Lebensraum zu teilen (Joh 1) und/oder Missständen zu wehren, weil Freiheit missbraucht wird (1 Kor).

Dieses Engagement wird getragen von einem Gott, der fasziniert, erfüllt (1 Sam, Joh 1), ja sogar im Überfluss gibt (Joh 2). Ein Gott, der uns evtl. dazu motiviert, wie er nicht nur das Erwartete, sondern einfach und ungefragt „mehr“ zu geben.

Bezüge zur Nachhaltigkeit, Beispiele zur Umsetzung und weitere Kontexte

1. Lernen, Gottes Stimme zu hören (1 Sam, Joh 1-2)

Auch die Natur ist voller Symbole, die zu uns von Gott sprechen. Die ganze Schöpfung ist die Schönschrift Gottes, und in Seiner Schrift gibt es nicht ein sinnloses Zeichen. Der Schriftzug der Meteore am Himmel und die Spur der Kriechtiere im Sand, der Flug der Zugvögel in den Herbstnächten und der Weg der Sonne durch die Wendekreise, die Jahresringe im Stamm einer Zeder und die Schlangenlinien der Flüsse in einer Luftaufnahme, alles sind Zeichen, die uns Botschaften übermitteln. Wir müssen nur verstehen, sie zu lesen.

Ernesto Cardenal, Das Buch von der Liebe, 2009, 3. Aufl., Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 31.

2. Mit dem Körper und Seele verantwortlich umgehen, da Gottes Tempel (1 Kor)

Gottes Klarheit wird durch keine Bosheit je verdunkelt. Unbegreiflich ist er, da er durch keine Teilung je geteilt werden kann. Unauslöschlich ist er als die Fülle, die an kein Ende kommt. Ganz lebendig, denn vor ihm ist kein Ding so verborgen, dass er es nicht weiß. Ganz leben, denn alles, was lebt, empfängt von ihm das Leben.

Hildegard von Bingen, Scivias – Wisse die Wege, 1996, 9. Aufl., Salzburg: Otto Müller Verlag, II/2.

In deinem Leben gleichst du der Erde, die nützliche und unnütze Kräuter hervorbringt. Denn durch die himmlische Natur deiner Seele freust du dich, Gutes zu tun. Doch das Unnütze, das du an dich ziehst, hindert und hemmt dich, das Gute auszuführen. Und so tust du unter Vernachlässigung der Gebote deines Schöpfers und des Sehnens deiner Seele oft das, was dein Fleisch begehrt.

Hildegard von Bingen, Briefwechsel, 1990, 2. Aufl., Salzburg: Otto Müller Verlag, 22.

3. Wohnraum teilen – Vertrauen schaffen (Joh 1)

Um eine Wohnung teilen zu können, ist eine Anmeldung auf einer der zahlreichen Wohnungssharing-Plattformen ausreichend. Die eigene Wohnung kann damit einfach als Mietobjekt für Urlauber oder Geschäftsreisende angeboten werden. Die Plattformen verfügen zumeist über ein integriertes Bewertungssystem. Der komplette Prozess des Sharing bei Wohnungen bleibt für alle Teilnehmer transparent.

Es entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Wohnungsvermieter und Sharingnutzer, denn die Vermietung ist nicht unbedingt auf Profit ausgelegt, sondern dem Willen zu teilen. In einer Zeit in der Wohnraum in großen Städten immer knapper und begehrter wird, ist dies eine Lösung die einen besonderen Platz einnimmt, entstanden aus gesellschaftlichem Willen und dem Internet.

Infos z.B. unter http://crowdcommunity.de/wohnungssharing-wohnung-teilen-statt-leerstand/

Dr. Joachim Feldes, Dannstadt-Schauernheim

 

Literatur:
Bar-Efrat, Simon: Das erste Buch Samuel: ein narratologisch-philologischer Kommentar = Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 176 (2007), Stuttgart: Kohlhammer.
Schrage, Wolfgang: Der erste Brief an die Korinther = Evangelisch-Katholischer Kommentar 7,2 (1995), Zürich: Benziger.
Thyen, Hartwig: Das Johannesevangelium = Handbuch zum Neuen Testament 6 (2005), Tübingen: Mohr.

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