Osternacht / Ostersonntag
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Nacht: 1 Thess 4, 13-18 Tag: Joh 20, 11-18 |
Nacht (1. Les.): Gen 1, 1 - 2, 2 N. (2. Lesung): Gen 22, 1-18 N. (3. Lesung): Ex 14, 15 - 15, 1 N. (4. Lesung): Jes 54, 5-14 Tag: Apg 10, 34a.37-43 |
N. (5. Les.): Jes 55, 1-11 (6.): Bar 3, 9-15.32 - 4, 4 (7.): Ez 36, 16-17a.18-28 (Epistel): Röm 6, 3-11 T.: Kol 3, 1-4 od. 1 Kor 5, 6b-8 |
Osternacht: Lk 24,1-12
am Tag: Joh 20, 1-9 |
Osternacht
Die katholische Leseordnung sieht für die Osternacht sieben alttestamentliche Lesungen vor, gefolgt Epistel und Evangelium. Ich werde nicht alle Lesungen kommentieren, aber gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit finde ich den ganzen «Zyklus» spannend:
Die Lesungen beginnen mit der Erschaffung der Welt, dann folgen die Erprobung des Abraham und die Rettung des Volkes Israel im roten Meer. Weiter die Texte des Propheten Jesaja, dem deuterokanonischen Buch Baruch (als dessen Verfasser der Sekretär des Jeremia genannt wird), sowie die Erneuerung Israels, wie sie Ezechiel erzählt. Erst dann folgt die erste Lesung aus dem Neuen Testament. Die Ermöglichung eines neuen Lebens durch die Taufe.
Die Idee zur Erschaffung der Welt war perfekt: Alles zu seiner Zeit, alles an seinem Platz und als Bebauer (nicht Unterdrücker!) dieser Welt der Mensch, als Frau und Mann!Die Lesungen der Osternacht beginnen, wie wenn sie uns zurückführen wollten an unseren Anfang um zu zeigen, wie eigentlich diese Welt gemeint war. Aber was hat der Mensch angerichtet mit dieser Schöpfung? Wie sieht die Welt heute aus? Lamentieren nützt nichts, aber folgen wir den Lesungen der Osternacht: Abraham wird erprobt, das war lange nach dem sogenannten Sündenfall und dem Brudermord. Abraham wird aufgefordert seinen Sohn Isaak zu opfern. Die Geschichte geht gut aus und Gott verspricht Abraham Nachkommen «wie Sand am Meer». Dies, nachdem es ja für Abraham und Sara nicht einfach war, überhaupt einen Nachkommen zu bekommen. Schon wieder hat Gott Nachsicht mit dem Menschen. Gott will, dass seine Geschichte weitergeht, auch wenn die Menschen es irgendwie nicht ganz begreifen wollen. Auch vor den Fluten des roten Meeres wurde das Volk Gottes gerettet. Aber regt sich bei dieser Geschichte nicht etwas unser Sinn für Gerechtigkeit? Weshalb müssen dennoch so viele Menschen und Tiere sterben in den Fluten?
Schliesslich die Prophetentexte: Auch bei Jesaja ertönt das Versprechen auf zahlreiche Nachkommenschaft, Reichtum und Frieden mit Gott. Immer wieder wird der Mensch beschenkt: Unfruchtbare bekommen Kinder, Huld und Erbarmen werden denen zuteil, die verfolgt werden und Gott schliesst sogar wieder einen Bund mit den Menschen.
Aber dann kommt irgendwie ein Wende, wie wenn Gott etwas die Geduld ausgehen würde mit seinem Menschen heisst es bei Baruch: «Du hast den Quell der Weisheit verlassen. Wärst du auf Gottes Wegen gegangen, du wohntest in Frieden für immer.» Aber schon bei Ezechiel tönt es wieder versöhnlich: «Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres.»
Den Abschluss der Lesungen in der Osternacht macht ein Abschnitt aus dem Römerbrief: Wir sollen nicht an der Sünde festhalten, damit die Gnade grösser wird, wir sollen den alten Menschen zurücklassen, denn durch den Tod Jesu sind wir ein für alle Mal der Sünde entrissen.
Und jetzt? Was heisst das für unseren Umgang mit der Welt, mit der Schöpfung, wie sie Gott einst gemeint hat mit den Menschen, denen Gott Reichtum und Frieden versprochen hat? Die Heilsgeschichte zeigt uns einen Gott mit unendlicher Geduld, aber sie zeigt uns auch Momente der Grausamkeit und sie hält uns Elend vor Augen. An einer anderen Stelle der Bibel heisst es: Tod und Leben lege ich dir vor, wähle das Leben!
Das Leben wird uns vorgelegt, wie schon den Menschen vor uns. Weshalb wählen wir immer wieder den Tod? Weshalb behandeln wir Umwelt und Mitmenschen wie wenn wir unwissend wären? Wir wissen was wir tun, wir haben Verantwortung für das, was Gott uns hinterlassen hat. Verlassen wir die Quellen der Weisheit nicht. Die Lesungen der Osternacht sind ein Schrei zur Nachhaltigkeit.
Jeanine Kosch, Zürich