24.11.24 – Totensonntag / Ewigkeitssonntag / letzter Sonntag im Kirchenjahr / Christkönigssonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Ewigkeitssonntag: Ps 126
Totensonntag: Ps 90, 1-14
Dan 7, 2a.13b-14 Offb 1, 5b-8 Joh 18, 33b-37

Vier verschiedene Bezeichnungen für diesen Sonntag machen die unterschiedlichen Anliegen des Tages deutlich.

Ev. Predigttext Psalm 90

Exegetische und theologische Aspekte
Der Aufbau (Anrede Gottes, Vers 1 – Klage Verse 2-12 – Bitte Verse 13-16 – Ausblick Vers 17) ordnet den Psalm in die Klagepsalmen des Volkes ein. Die Betenden wollen im Leiden nicht untergehen. Es erscheint ihnen unbegreiflich, dass der Schöpfer der Welt den Menschen vergänglich geschaffen hat, während Berge und Erde fest bzw. beständig sind. Noch unbegreiflicher scheint es zu sein, dass Gott 1000 Jahre locker überblickt, während das Leben eines Menschen wie das eines Grashalms ist. Wie soll der Mensch sich seines Lebens freuen können? Mit Vers 11f. tritt eine Wendung ein. Als gebe der Psalmbeter das Rätselhafte an Gott zurück, wird nun um Weisheit gebeten, damit das Leben als Gabe Gottes gelebt werden kann. Das Leben ist kostbar, schön, ein Geschenk, das es anzunehmen und zu leben gilt. Es gibt ein JETZT.

Der Wert des Lebens ist das Eine, zu dem dann – darum wird Gott gebeten – möglichst viel Freude und Glück hinzukommen mögen. Gott wird bei der Verantwortung des Schöpfers für das geschaffene Leben behaftet und gebeten, sich nicht gleichgültig zu verhalten, sondern hinzuschauen und Anteil zu nehmen. Es liegt schließlich an Gottes Segen (V. 17), ob das menschliche Tun sinnvoll ist und über die menschliche Lebenszeit hinaus bestehen kann. Der Psalmbeter hofft, dass Gott das menschliche Tun so unterstützt, dass es das Leben stärkt, gerade angesichts der Leiden und todbringenden Mächte. Dass es nachhaltig ist.

Als Christ*innen glauben wir an ein Leben nach dem Tod. Der Psalm erinnert daran: Es gibt ein Leben vor dem Tod.

Nachhaltigkeitsaspekte
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen.“ Der Psalm fordert uns auf, unser Leben im Bewusst-sein unserer eigenen Grenzen und Begrenztheit zu leben. Es kann moralischer Druck sein, der die Gottesdienstgemeinde bewegt: Was hinterlassen wir den Nachkommen? In welchem Zustand ist der Planet, wenn wir gehen? Haben wir über unsere Verhältnisse gelebt? Positiver könnte aufgenommen werden: Uns ist eine Spanne Lebenszeit geschenkt. Wir haben viele Möglichkeiten (gehabt), die Vielfalt der Erde zu genießen, sie den kommenden Generationen zu erhalten. Wir können so leben und handeln, dass es Leben für viele ermöglicht. Die Begrenztheit des Lebens sollte nicht in eine Haltung von „ach, was soll’s“ sondern zu „ich tue, was ich kann“ führen.

Praktisch veranlagte Menschen mögen beim Stichwort „sterben“ an fair gehandelte oder wiederaufgearbeitete Grabsteine denken. An naturbelassene Holzsärge oder solche aus Moos und Pilzen, die sich selbst zersetzen (Neuentwicklung in den Niederlanden). Aber zur Frage, wie wir unser Leben im Rückblick gelebt haben wollen, gehören auch die Fragen: Wie vererben wir, was wir haben? Lieber mit warmen Händen geben als mit kalten? Oder sogar: Brauche ich all das, was ich jetzt habe, wirklich? Kann ich nicht mein Leben so leben, dass es zum Wohl vieler dient?

Röm.-kath. Lesejahr B, Daniel 7, 2a.13b-14

Exegetische und theologische Aspekte
Viele Träume/Visionen werden im Buch Daniel geschildert. Der Text für diesen Sonntag ist Teil eines Traumberichts und schildert die Einsetzung und Bevollmächtigung des „wie eines Menschen Sohn“(es) durch den, „der uralt war“, zur Regentschaft. Wenn der „wie eines Menschen Sohn“ mit Jesus Christus identifiziert wird und der, „der uralt war“ mit Gott Vater, dann liegt die Verbindung zum Sonntag Christkönig auf der Hand. Doch der Kontext des Kapitels ist nicht so eindeutig!

In Vers 13 wird die unvergängliche Herrschaft einem „wie ein Menschen Sohn“ übertragen – in der Deutung, die Daniel während seines Traumes erfährt, erfolgt die Inthronisation an mehrere (V. 18 „die Heiligen des Höchsten“, V. 27 „dem Volk der Heiligen des Höchsten“). Es ist unklar, wer der „Menschen Sohn“ ist (ein einzelner? Himmlisch oder irdisch? Kollektive Figur?) und wer die „Heiligen“ sind (himmlische Gestalten? Israel?). Ebenso unklar ist ihr Verhältnis zueinander: Sind der „Menschen Sohn“ und „die Heiligen“ identisch? Repräsentiert der „Menschen Sohn“ z.B. das Volk Israel? Kapitel 7 schildert viel mehr als diese Inthronisation. Diese ist eingebettet in ein Bild von vier Tieren, die für vier (weltliche) Regierungen stehen, die zunächst sehr gefährlich sind und widergött-lich handeln, jedoch letztlich entmachtet und der Vergänglichkeit preisgegeben werden. Der Menschensohn, von dem in der Versauswahl ausschließlich die Rede ist, ist das Gegenteil: Ewig und endlos sind seine Macht und Herrschaftsbereich, alle Völker und Menschen unterschiedlicher Sprache dienen ihm.

Zeitgeschichtlich sind die politischen Verhältnisse der Makkabäerzeit vorauszusetzen (168 v.Chr. – Entweihung des Opferaltars im Jerusalemer Tempel als ein auslösender Faktor für den Makkabäe-raufstand). Der kleine Textabschnitt, so mehrdeutig er ist, ist vor allem als ein Wort der Zusage, des Trostes, der Vergewisserung auslegbar. Die Regierenden der Welt, so angsteinflössend sie auch sein mögen, haben ein begrenztes Dasein. Der, „der uralt war“, wird sie richten (Dan 7, 10f.). Die wahre Herrschaft dieser Welt liegt bei dem, „der uralt war“.

Nachhaltigkeitsaspekte
Dass menschliche Macht begrenzt ist, ist gut so. Das tröstet alle, die unter Willkürherrschaft und Au-tokraten / Diktaturen leiden, und schützt gleichzeitig alle davor, selber überheblich zu werden. Nachhaltigkeit in diesem Bereich kann vielleicht am ehesten über „das Wohl für alle im Blick haben“, „ein gutes Leben für alle wollen“ angesprochen werden. Wenn der „wie ein Menschen Sohn“ als König eingesetzt ist und alle Völker und Menschen mit unterschiedlichen Sprachen ihm dienen sollen, dann ist in „ihm“ Einigkeit, evtl. kann von Einheit in Vielfalt gesprochen werden.

Röm.-kath. Lesejahr B, Offb 1, 5b-8 ich bin das A und das O

Exegetische und theologische Aspekte
Das A und das O, Anfangs- und Endbuchstabe des griechischen Alphabets, markieren als Ausdruck die allumfassende Zeit und Herrschaft Gottes und damit auch die Jesu Christi. Jesus Christus ist der, der da war, ist und sein wird, der Anfang und das Ende. Die Grenzen der menschlichen Zeit gelten für den Menschen Jesus zwar auch aber grenzen ihn nicht ein – anders als alle anderen Menschen –, weil Jesus auch der Christus ist. Er ist gleichzeitig das Alles.

Die ausgewählten Verse sind wie Seelennahrung zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen. „Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater,“…. Nicht nur Anbetung Christi sondern auch Wertschätzung derer, die diese Worte sprechen („uns“). Selber ein König und ein Priester vor Gott zu sein, das liest sich revolutionär, erst recht für die frühchristliche Gemeinde. Bedeutet aber auch, dass an diesen Titeln und Berufen Rechte und Pflichten hängen.

Nachhaltigkeitsaspekte
Jesus Christus als den König der Welt zu bekennen heißt, in seinen Willen einzustimmen, das zu wollen, was er will: Ein gutes Leben für alle, Erlösung für alle (heißt das evtl. sogar Schuldenerlass für arme Länder? Gewährung von zinsloser Entwicklungshilfe?). Was macht einen guten König / eine gute Regierung aus?

Frauke Laaser, Ev. Kirche im Rheinland

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