Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit / 1. Sonntag nach Ostern (28.04.19)

Quasimodogeniti / 2. Sonntag der Osterzeit / 1. Sonntag nach Ostern


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Petr 1, 3-9 Apg 5, 12-16 Offb 1, 9-11a.12-13.17-19 Joh 20, 19-31

Im Zeichen des Osterfestes sind wir „wie die neugeborenen Kinder“, quasi modogenitiinfantes, „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“ (1. Petr 1,3). Es stellt sich die Frage nach der Zielrichtung dieser lebendigen Hoffnung, des Glaubens.Ist er auf den Himmel oder auch auf das Leben im „Hier und Jetzt“ bezogen? Wie nachhaltig kann der Glaube das Leben fördern, der Angst vor dem Tod begegnen, in Zeiten der Krankheit Halt geben und durch Phasen des Zweifels hindurch geleiten?

1. Petrus 1,3-9

Im ersten Petrusbrief heißt es, der Glaube sei „viel kostbarer als vergĂ€ngliches Gold“. Der Glaube ist also das UnvergĂ€ngliche, das Nachhaltige in unserem Leben. Der leibliche Mensch ist Anfechtungen und der VergĂ€nglichkeit ausgesetzt. Doch der Glaube fĂŒhrt zu einem erhabenen Ziel, „der Seelen Seligkeit“. Also kurz: „Wer glaubt, wird selig!“Ist da noch etwas dran – außer einem ironischen Kommentar – fĂŒr die nicht christlich sozialisierte Mehrheit in meinem Bekanntenkreis? FĂŒr die Menschen im 21. Jahrhundert, die auf das gute Leben im „Hier und Jetzt“ und nicht mehr auf ein „Erbe im Himmel“ ausgerichtet sind?

Die Adressaten des ersten Petrusbriefes warenvielen Anfechtungen im Leben ausgesetzt und davon bedroht, dem Leben nur noch traurig zu begegnen. Davon kennen auch viele „unserer Leute“ etwas: Kay, 8 Jahre, hĂ€ngt von Anforderungen ĂŒberlastet traurig im Klassenzimmer herum. Lena, 18 Jahre, hat die ganze Schulzeit hindurch keine Idee fĂŒr ihre Zukunft entwickelt. Matthias, 28 Jahre, besetzt jeden Tag die Flure der Agentur fĂŒr Arbeit. Mohsen, 38 Jahre, lebt seit 5 Jahren mit einer „Duldung“ in Deutschland – zurĂŒck in sein Heimatland kann er nicht, hier bleiben soll er auch nicht und arbeiten darf er nicht.
Wenn die Bedingungen nicht dem Leben dienen, nicht nachhaltig lebensförderlich sind – was bleibt dann? Was kann dann nachhaltig Lebensfreude schenken? Es bleibt: das Leben selbst. Uns gegeben, nicht selbst gemacht; aufgespannt zwischen Geburt und Tod, zwischen Ewigkeit und Ewigkeit; eingebunden in ein grĂ¶ĂŸeres Ganzes; von Erfahrungen durchzogen, die das Verstehen ĂŒbersteigen: Heilung durch Angenommen sein in Gemeinschaft (Apg 5), TrĂ€ume vom ewigen Leben und von dem, der dafĂŒr bĂŒrgt (Offb 1), Vergebung von Schuld durch entlastende Worte der Vergebung (Joh 20). Erfahrungen, die uns ermöglichen, unsere Bindung an das Leben zu erneuern.
Wer einer grĂ¶ĂŸeren Wirklichkeit als Grund und Hoffnung des Lebens vertraut, wird innerlich frei, entdeckt neue SpielrĂ€ume, kann es sich leisten, die eigenen BedĂŒrfnisse wie die der Anderen in den Blick zu nehmen. Das ist nachhaltig glauben! Das stiftet gerechte und friedliche Beziehungen zwischen Menschen und letztlich auch eine gerechtere, friedlichere und lustvollere Gesellschaft: „Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nĂ€mlich der Seelen Seligkeit.“

Christina Biere