28.o7.24 – 9. Sonntag nach Trinitatis / 17. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 13,44-46 2 Kön 4, 42-44 Eph 4, 1-6 Joh 6, 1-15

Zum Sonntag

Der 28. Juli liegt mitten in der Trinitatiszeit. In einigen Bundesländern sind zu dieser Zeit Sommerferien. Es ist vermutlich heiß und trocken und Landwirt:innen hoffen schon lange auf Regen, auch die Waldbrandgefahr wird recht hoch sein. Vor allem in ländlichen Regionen werden die Auswirkungen des Klimawandels somit spür- und sichtbar sein.

Mt 13, 44-46

Zwei Menschen suchen und finden - einer unverhofft - etwas Kostbares. In beiden Fällen (geplante Suche oder zufälliges Finden) ist mit dem Fund ein konsequentes Handeln verbunden: die Menschen verkaufen alles, was sie haben, und setzen alles auf eine Karte bzw. eine Perle und einen Acker.

Der Schatz im Acker wird nicht weiter beschrieben. Es kann also etwas weiter gefasst, der ganze Acker als Schatz betrachtet werden. Mit konsequenter Pflege lässt sich aus dem fruchtbaren Boden ein wahrer Schatz bergen. Er bringt Getreide, Obst oder Gemüse hervor und ernährt den Menschen. Dafür zu danken und auf die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft und damit auch für unsere Ernährungsgrundlage aufmerksam zu machen, könnte eine nachhaltige Sicht auf den Text und auf die Predigt bieten, ein kleines vorgezogenes Erntedankfest.

Die Perle als Schatz zeigt in ähnlicher Weise, doch aus anderer Perspektive, dass es Dinge gibt, die so wichtig und wertvoll sind, dass es sich lohnt, dafür alles auf eine Karte zu setzen. Die Schöpfung zu bewahren und etwa die Klimakatastrophe einzudämmen, können Beispiele dafür sein.

2 Kön 4,42-44

„Man wird essen und es wird noch übrig bleiben.“ – Der Text im 2. Königebuch kann wie eine Kurzfassung des Speisewunders im Johannesevangelium (siehe unten) gelesen werden.

Eph 4,1-6

Die Zeilen, die Paulus vor fast 2000 Jahren an die Gemeinde in Ephesus geschrieben hat, haben auch heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Seine Ermahnung, einander in Liebe zu begegnen, demütig, sanftmütig und geduldig zu sein und sich an das Band des Friedens zu erinnern, das alle Menschen miteinander verbindet, sind und bleiben mahnend: Es ist Krieg in Israel und Palästina, in der Ukraine und an vielen Orten auf der Welt. Antisemitische Übergriffe nehmen zu und es werden Sätze gesagt, die lange als unsagbar galten. Viele Menschen sind verunsichert und leiden unter den Nachrichten von immer neuen Krisen. Spätestens seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine werden in vielen Gemeinden wieder Friedensgebete gefeiert. Der Text aus dem Epheserbrief ist dafür sehr passend und vielleicht einigen Menschen sehr präsent. Durch den Text zeigt sich, dass Konfliktsituationen und Krisen schon immer Teil des menschlichen Lebens sind und er zeigt Strategien auf, diesen zu begegnen.

Joh 6,1-15

Hier wird ein wahres Wunder beschrieben: 5000 Menschen waren gekommen, um Jesus zu sehen. Er möchte mit ihnen essen und trinken, weil das Passafest bevorsteht. Aber es ist bei weitem nicht genug für alle da. Um die Dramatik der Situation zu unterstreichen, wird eine Zahl genannt: 200 Silbergroschen. Das ist viel Geld, aber selbst das würde nicht ausreichen, um alle Menschen mit ausreichend Brot zu versorgen. Ein Silbergroschen entsprach etwa dem Tageslohn eines Arbeiters und sicherte einer fünfköpfigen Familie damals einen bescheidenen Lebensunterhalt. 200 Silbergroschen entsprach etwa dem Jahresgehalt eines einfachen Arbeiters. Wie also alle satt bekommen?

Eine Frage, die sich auch heute viele stellen müssen. Gestiegene Lebensmittelpreise, niedrige Löhne und mangelnde Rohstoffe aufgrund der vielen weltweiten Konflikte machen vielen Menschen Sorgen. Sie werden sich in der Ratlosigkeit der Jünger:innen wiederfinden.

Und am Ende sind doch alle satt geworden, es ist sogar noch Brot übrig. Alle haben sich hingesetzt und miteinander das Essen geteilt, Jesus hat es ihnen vorgemacht. Zusammenhalten und miteinander Teilen, das ist damals wie heute entscheidend. Der Text kann Hoffnung geben und Mut machen.

Eine andere Perspektive, die sich anbietet, ist die der Fülle. Die Perikope schildert eine Situation der Ressourcenknappheit und zeigt: Die Knappheit ist in Wirklichkeit gar keine gewesen, mit Gottes Hilfe werden alle satt. Dass wir kaum knappe Ressourcen kennen, liegt daran, dass wir nicht nachhaltig handeln. Wir leben auf Kosten der kommenden Generationen. Diese Wundererzählung kann illustrieren, dass das, was da ist, auch dann genug für alle sein kann, wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Gott sorgt für uns, so können wir für einander sorgen.

Es bietet sich an, entweder im Rahmen des Gottesdienstes oder danach mit den Teilnehmenden gemeinsam zu essen. Es gibt vielleicht einen gedeckten Tisch und jede:r bringt etwas mit, das würde den Text noch einmal auf einer anderen Ebene erlebbar machen.

Florian Grieb, Ludwigshafen am Rhein