1. Sonntag nach Trinitatis / 9. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Joh 4, 16b-21 | 1 Kön 8, 41-43 | Gal 1, 1-2.6-10 | Lk 7, 1-10 |
Liebe und Vertrauen als verbindende Klammer
Die Liebe und das damit verbundene Vertrauen in Gott (1 Joh) können die verknüpfende Klammer dieser Textstellen sein. Sie ist ohne den Geist Solidarität und Geschwisterlichkeit prinzipiell zu allen Menschen, auch den Fremden und Fernstehenden, nicht zu denken.
Gotteserfahrung durch Liebe zum Fremden
Schon das Tempelweihegebet Salomons (1 Kön) fordert dazu auf, Fremde um des Namens Gottes willen wie Einheimische zu behandeln. Die Gastfreundschaft im Tempel Gottes birgt eine Gotteserfahrung in sich. Im nachhaltigen Denken kann ich diese Aufforderung an die Priester auch in den Alltag jedes Christen übertragen.
Die katholische Kirche betont in ihrer Erklärung des Verhältnisses zu den nichtchristlichen Religionen:
„Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. […] Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Nostra Aetate 5)
Ich möchte mir unbekannten Menschen möglichst liebevoll, offen und unvoreingenommen begegnen und ihn wie einen Bruder, wie eine Schwester behandeln. Wenn diese Haltung im Kleinen immer selbstverständlicher wird, kann sie ein Samenkorn sein für eine „Zivilisation der Liebe“ (Papst Paul VI.).
Frieden sichern und interreligiöse Brücken bauen
Heute am „Internationaler Tag des Friedenssicherungs-Personals der Vereinten Nationen“ (Internationaler Tag der UN-Friedenstruppen) passt das Evangelium vom Hauptmann von Karfanaum sehr gut in diesen auch den Gedanken der Menschenrechte inspirierenden nachhaltigen universalen Geist der Liebe Gottes. Jesus ist beeindruckt über die brückenbauende Tätigkeit des römischen Hauptmanns, nachhaltig betrachtet sein interkulturelles Engagement. Der Bau der Synagoge geschah nach dem Zeugnis des Evangelisten Lukas aus Liebe zum jüdischen, d.h. für ihn fremden und unterdrückten Volk und zu seiner Religion. Obwohl keine persönliche Begegnung zwischen Jesus und dem Hauptmann stattgefunden hat, greift er dessen militärische Sprache auf und vollbringt das Wunder der Heilung, weil er die Liebe und das Vertrauen zu ihm trotz aller trennenden Friedenshindernisse und vielfach geschehenen Verwundungen entdecken konnte. Dieses Festhalten am verkündeten Evangelium der Liebe Gottes zu allen Menschen ist auch dem Apostel Paulus ein Herzensanliegen, wenn er eindringlich die Gemeinde im Ersten Galaterbrief daran erinnert, menschliche Eitelkeiten und Trennendes angesichts dieser befreienden Botschaft der universalen Zuwendung der Liebe Gottes hinten anzustellen.
Franziskus' Gebet
Im gleichen verbindenden Geist formulierte Papst Franziskus vor knapp einem Jahr bei seinem Pastoralbesuch in Bosnien-Herzegowina folgendes ökumenische und interreligiöse Gebet:
Der Text des Gebetes von Papst Franziskus zum Abschluss der ökumenischen und interreligiösen Begegnung in Sarajevo:
„Allmächtiger, ewiger Gott,
guter und barmherziger Vater;
Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge;
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,
König und Herr der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft;
einziger Richter aller Menschen,
der du deine Gläubigen mit der ewigen Herrlichkeit belohnst!
Wir, die Nachkommen Abrahams nach dem Glauben an dich, den einen Gott,
Juden, Christen und Muslime,
stehen in Demut vor dir,
und voll Vertrauen bitten wir dich
für dieses Land Bosnien und Herzegowina,
auf dass wir in Frieden und Harmonie darin leben können,
gläubige Männer und Frauen verschiedener Religionen, Nationen und Kulturen.
Wir bitten dich, o Vater, dass dies geschehe
in allen Ländern der Welt!
Stärke in jedem von uns den Glauben und die Hoffnung,
die gegenseitige Achtung und die aufrichtige Liebe
zu allen unseren Brüdern und Schwestern.
Gib, dass wir uns mutig dafür einsetzen,
die soziale Gerechtigkeit herzustellen,
Männer und Frauen guten Willens zu sein,
reich an gegenseitigem Verständnis und an Vergebung,
geduldige Erbauer von Dialog und Frieden.
All unsere Gedanken, Worte und Werke
seien in Einklang mit deinem heiligen Willen.
Alles geschehe zu deiner Ehre, zu deiner Herrlichkeit und zu unserem Heil.
Lob und Herrlichkeit in Ewigkeit dir, unserem Gott!
Amen.“
Gunnar Bach