ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Kön 8, 22-24.26-28 | Apg 1, 1-11 | Eph 1, 17-23 | Lk 24, 46-53 |
Und dann ist er auf einmal nicht mehr zu sehen. Jesus: einfach nicht mehr greifbar. Das, was Salomo schon beim Bau des Tempels erahnt hat, erleben am Himmelfahrtstag die Freundinnen und Freunde Jesu: Das Göttliche lässt sich nicht festhalten. Weder ein Tempel, noch ein Leib, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen und halten das Göttliche nicht.
Plötzlich ist Jesus wirklich nicht mehr da. Schon nach seiner Auferstehung war er wie verwandelt. Jetzt ist er zurückgekehrt zu seinem himmlischen Vater. Laut Apostelgeschichte erklären himmlische Boten das Geschehen denen, die da mit offenen Mündern fassungslos nach oben schauen. Jesus wird wieder kommen, so ihr Versprechen. Was bleibt, sind Spuren der Anwesenheit Gottes, Spuren des Lebens Jesu: Das Versprechen, immer da zu sein. Viele gute Worte. Ein Gemeinschaftsmahl. Ein Segen. Eine heilige Geistkraft.
Für die Zurückgebliebenen ändert sich vieles und ist doch eine Fortsetzung dessen, was sie mit ihrem Freund und Lehrer Jesus erlebt haben. Sowohl Apostelgeschichte wie auch Lukasevangelium erzählen, dass die Freundinnen und Freunde Jesu nach Jerusalem zurückkehren. Laut Lukas halten sie sich dort viel im Tempel auf. Sie müssen sich neu einrichten in einem Leben, dass ohne Jesu leibhaftige Anwesenheit jetzt anders sein wird. Nun wird sich zeigen, ob auch sie mit "Augen des Herzens" auf die Welt blicken und Jesu frohe Botschaft vom Reich Gottes verkünden können.
Der Wandel ist das einzige, auf das wir uns während unseres Lebens verlassen können. Das Leben der Freundinnen und Freunde Jesu änderte sich nach Himmelfahrt, unser Leben ändert sie ebenfalls ständig. Auf manches haben wir keinen Einfluß. Aber häufig können wir Wandel mitgestalten, positiv wie negativ. Den menschengemachten Klimawandel treiben wir sogar so massiv voran, dass er für uns und die mehr als menschliche Welt zu einer ernsthaften Gefahr wird.
In der Outdoorszene gilt: "Hinterlasse nichts als Fußabdrücke, nimm nichts mit außer Eindrücke." Gerade am Himmelfahrtstag aber auch für unser ganzes Leben könnte das zu einem wertvollen Motto werden. Für die, die an Himmelfahrt Ausflüge machen oder ihren Gottesdienst unter freiem Himmel feiern, ergänzen das sehr gut Gedanken aus den heutigen Bibeltexten: Hinterlasst nichts als achtsame Fußpuren eurer Anwesenheit auf dieser Erde. Hinterlasst das Versprechen, gut für die Schöpfung zu sorgen. Nehmt gute Worte mit, die das Erlebte teilen. Erinnert euch an ein Gemeinschaftsmahl, dessen Überreste mitgenommen wurden. Und lasst einen Dank oder sogar Segen da für das Fleckchen Erde und den Himmel darüber, die euch für eine Zeitlang als ihre Gäste aufgenommen haben.
Andrea Rehn-Laryea, Amelinghausen