29.o6.25 – 2. Sonntag nach Trinitatis / 13. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jes 55, 1-5 1 Kön 19, 16b.19-21 Gal 5, 1.13-18 Lk 9, 51-62

Stellung im Kirchenjahr

Der 2. Sonntag nach Trinitatis und der 13. Sonntag im Jahreskreis liegt auf der Höhe des Jahres. Am 24.6. wird die Geburt Johannes des Täufers gefeiert. Es ist ein Sonntag inmitten des Sommers und die Leichtigkeit des Seins wird an vielen Orten zu spüren sein. In unserer Region werden viele Feste gefeiert. Menschen sitzen zusammen an Tischen, Essen und Trinken gemeinsam. Auch in vielen christlichen Gemeinden ist das die Zeit für Gemeindefeste. Die Gottesdienste werden im Freien gehalten. Die Autorin betrachtet alle Bibelstellen, dabei 1 Kön 19 und Lk 9 gemeinsam.

 

Predigtimpulse

Die Texte dieses Sonntags weisen uns über einen bloßen Festcharakter hinaus. Es geht wie immer um Grundsätzliches. Wer sitzt an den Tischen der Gemeinden und Gottes?

Sind es nur die, die sich das leisten können? Angesichts steigender Preise kann sich nicht jeder die Teilnahme an Festen leisten. Aufmacher dieser Tage am Ende des Jahres, während ich diese Zeilen schreibe, ist, dass im Januar die Preise der Lebenshaltungskosten wieder steigen. Die Frage unter der ich den kurzen Abschnitt von Jesaja 55 lese: Wer kann sich es leisten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

Was können wir als Gemeinden dazu beitragen, dass Teilnahme ermöglicht wird? Die Nachhaltigkeit umfasst m. E. immer den sozialen Aspekt, der in der Diskussion um das Heizungsgesetz im Jahr 2024 offen zu tragen kam. Wer kann sich Nachhaltigkeit leisten, und wer kann an einem sozialen Leben teilnehmen? Was ist mit der Schere zwischen Reichen und Armen, die immer weiter aufgeht?

Was ist uns als Kirche wichtig? Was bleibt? An was hängen wir? Sollen wir unsere Kulturgüter um jeden Preis bewahren, oder liegt die Chance für ein Miteinander aller Menschen in neuen Formen?

Foto: Privat  Flohmarkt in Frankreich

Im Jesajatext lese ich einen Widerspruch: Kaufen funktioniert nur mit Geld?  Wie sieht Kaufen ohne Geld aus? Was tausche ich? Lasst uns Fantasie entwickeln. Was ist meine Eintrittskarte in das Reich Gottes und dass ich an dem Leben in Fülle teilnehmen kann? Antwort: Aktives Gottvertrauen wäre die Antwort, und eine tätige Nächstenliebe.

Wenn einer herrscht, dann tatsächlich, der aus dem Spross Isais, Jesus Christus, weil ich mir dann sicher sein kann, dass eine Gesellschaft aus Liebe und Gerechtigkeit aufgebaut ist und jeder Mensch Anteil an den Gütern hat. Im Gegensatz zu den Ideen der Autokraten dieser Tage.

Im gleichen Sinn ist der Text aus dem Galaterbrief zu verstehen, der die Freiheit durch Jesus Christus verheißt. Was die Freiheit möglich macht und gleichzeitig begrenzt, ist die Liebe. Das ist der gemeinsamen Nenner auf den wir uns in einer säkularen Welt einigen können, auch mit Menschen, die ihr Leben ohne eine transzendente Macht gestalten.

Für den 13. Sonntag im Jahreskreis möchte ich 1. Könige 19, 16ff und Lukas 9, 51-62 gerne zusammenlesen, weil sie sich widersprechen. Es geht um die Nachfolge und die Schwierigkeit für etwas einzutreten, hier ganz konkret im Auftrage Gottes bzw. Jesus unterwegs zu sein. Bei Elija kann Elischa sich von seinen Eltern verabschieden. Im Gegensatz zu Jesus, der radikaler wird: »Lass die Toten die Toten begraben« und »wer zurücksieht ist nicht geschickt für das Reich Gottes«. Hilfreich kann sein, die Worte in ihrer ganzen Radikalität zu erfassen, bevor wir uns der Hermeneutik bedienen. Wer nur am Vergangenen verhaftet bleibt, hat Schwierigkeiten sich auf die Zukunft einzulassen. Jesus lehrt uns das Gegenteil von: »Das war schon immer so, das muss auch so bleiben.« Um als Gesellschaft und als Kirche in die Zukunft zu gehen, heißt das sich von Gewohnheiten zu verabschieden.

Beim Evangelisten Lukas ist es bemerkenswert, dass auch von Misserfolgen Jesu berichtet wird. Von Menschen, die ihn nicht verstehen und ihn fast vor die Tür setzen. Ich lese das mit Aufmerksamkeit, weil das eine immer wiederkehrende Situation ist, mit der wir als Kirche konfrontiert werden. Da hilft es auch nicht, wütend zu werden und „Feuer vom Himmel regnen“ zu lassen, sondern weiterzumachen, zu überlegen, welche Wege gangbar sind und von welchen sich verabschiedet werden muss.

Elke Wedler-Krüger, Ev. Kirche der Pfalz