Christi Himmelfahrt
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Kön 8, 22-24.26-28 | Apg 1, 1-11 | Eph 1, 17-23 | Lk 24, 46-53 |
Freiluftgottesdienste in allen Konfessionen, die Kirchen bleiben meistens an diesem Tag verwaist. Die Menschen versammeln sich im Wald oder ziehen mit Prozessionen durch die Gemeinden. Manche veranstalten Fahrradgottesdienste.
Dabei treffen sie auch auf kirchenferne und feierlustige Gesellen, die ihren „Vatertag“ begehen. Geistliches und Weltliches kommen in Berührung, leider selten ins Gespräch.
Das Thema „ Nachhaltigkeit fängt bei der Gestaltung dieser „Open Air“- Gottesdienste an: Bringt jede/r sein eigenes Geschirr mit, wird auf Plastik verzichtet, muss es immer Fleisch sein und wer kümmert sich um den Abfall?
Dazu passen unsere Predigttexte geht es doch schließlich um die Frage des „ Himmels auf Erden“.
1. Könige 8, 22-24 Verse aus dem Tempelweihgebet des Königs Salomo
Bisher wohnte Gott sehr spartanisch und aus heutiger Sicht sehr umweltfreundlich in einer Stifthütte. Das war ein großes Zelt, das an den Plätzen aufgebaut wurde, an dem sich die Mehrheit der Priester und des Volkes befand. Da zur Zeit der Propheten und der Richter kein Plastik bekannt war, kann davon ausgegangen werden, dass das Zelt ausnachwachsenden Rohstoffen gefertigt wurde.Gott wohnte unter freiem Himmel mitten unter den Menschen.Mit der Errichtung des Tempels in Jerusalem bekommt er ein Haus und ist damit wie sein Volk sesshaft geworden. Der schöne und großzügig angelegte Prestigebau bringt Israel in die Lage sich mit anderen Großmächten zu vergleichen. Doch der Bau verschlingt auch Ressourcen. (Der Berliner Flughafen lässt grüßen!) Ein Heer von Menschen wird gebraucht und viele Rohstoffe werden benötigt. Die Zedern des Libanon werden geopfert. Der alte Konflikt zwischen Befürwortern des Tempelbaus und der Fraktion der Gegner schimmert durch die Worte des Königs Salomos. Nachhaltig war nur eines an diesem Tempel, der Streit um ihn, der sich bis unsere Tage durchhält. War das nötig? Noch eine andere Konsequenz wird sichtbar:
Mit dem Bau des Tempels wird Gott „out-gesourct“ aus dem Leben der Menschen. Es gibt einen Ort für Gott, den Tempel und nicht das alltägliche und normale Leben. Interessant wird die Frage: Was verlagern wir aus unserem Leben und machen es zu besonderen Orten? Outsourcen, das ist der neue Trend.
Dabei will Gott unter uns wohnen. Das zeigt er nachdrücklich in der Menschwerdung Jesu Christi. Gott will mitten im Leben sein. Thema der Predigt könnte auch das Nachdenken über die sinnvolle Nutzung unserer Kirchen sein. Z.B. Öffnung der Kirchen für besondere Projekte und Begegnungen.
Lukas 24, 46-53 und Apg 1, 1-11 Die klassischen Himmelfahrtstexte
Der Lukastext unterscheidet sich von der Apostelgeschichte durch den Aufbruchcharakter des letzteren. In der Apostelgeschichte werden die Jünger und Jüngerinnen aufgefordert in die Welt zu gehen, während im Evangelium die Jünger in den Tempel gehen und zu beten („allezeit im Tempel“, V 53). Trotzdem verweisen beide Texte auf die Grundlage unseres Glaubens in Kurzform und unsere Aufgabe als Menschen und als Christen.
In der Predigt kann das Thema sein: „Weitermachen im Sinne Jesu“, auch wenn Jesus in einem von uns nichtverorteten Himmel ist. Auf die Kraft des Heiligen Geistes vertrauen, schlau sein, schnell sein mit Fantasie am Reich Gottes mitarbeiten. Gerade als ich
diese Predigtanmerkungen schreibe kam die Meldung[1] über ein amerikanisches Ehepaar. Sie hatten eine Spendenaktion für die von ihren Eltern getrennten Kindern durch die harte und inhumane Flüchtlingspolitik des amerikanischen Präsidenten ins Leben gerufen. Ziel war es 1500 Dollar für einen Anwalt, der einer Mutter helfen sollte, aufzubringen. Diese Spendenaktion hat an einem Wochenende nun über 20 Millionen Dollar erbracht, weit über die erwartete Summe. Solche Geschichten brauchen wir, um uns Mut zu machen. Die guten Geschichten müssen mehr und mehr erzählt werden. Mit der Himmelfahrt Jesu begann erst das Leben der Kirche und seine Geschichten werden erzählt bis heute.
Eph 1, 17-23
Wir Christen haben durch unseren Glauben eine Ressource, die in unserer Gesellschaft der Egomanen selten geworden ist: Das Trio aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Nur muss dies immer wieder erwähnt und den Menschen, die unsere Gottesdienste besuchen, deutlich gemacht werden.
Elke Wedler-Krüger, Freimersheim
[1] Vgl. Süddeutsche Zeitung, Online Ausgabe vom 25.6.2018