2. Sonntag nach Trinitatis / 13. Sonntag im Jahreskreis (30.06.19)

2. Sonntag nach Trinitatis / 13. Sonntag im Jahreskreis


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jes 55, 1-5 1 Kön 19, 16b.19-21 Gal 5, 1.13-18 Lk 9, 51-62

Stichworte: materiellen Wohlstand loslassen (können), trotzdem dabei vernĂŒnftig nachdenken, Konsequenz im Handeln (1 Kön 19); christlich gesehen ist Freiheit an Liebe und Frieden gekoppelt, auch die Freiheit des Denkens (Gal 5); Nachfolge kann unbequem sein - es ist auch nicht ihr Sinn, bequem zu sein (Lk 9); auf das Wesentliche fokussieren, geistige Nahrung - dann trĂ€gt der Bund Gottes, wie auch das Ă¶kologische Gleichgewicht ... (Jes 55)

1. Könige 19, 16b.19-21: Elischas Berufung

Ökologie und Umweltschutz

Elischa verdirbt bei seiner LebensĂ€nderung die von ihm bisher genutzten und nicht mehr benötigten Dinge nicht einfach oder lĂ€sst sie zurĂŒck. Vielmehr fĂŒhrt er sie, ganz uneigennĂŒtzig, einer sinnvollen Nutzung zu, indem er andere damit speist.

Gerechtigkeit und Frieden

Elischa folgt dem Ruf Elijas zur Nachfolge nicht, indem er alles ohne RĂŒcksicht auf Verluste stehen und liegen lĂ€sst. Bei aller Dringlichkeit Ă€ndert er sein Leben in geordneter Weise. Er verabschiedet sich von seinen Eltern und sorgt so dafĂŒr, dass sie ihren Frieden mit seiner Entscheidung machen und so auch zu ihrem inneren Frieden finden können.

Christliche Perspektive

In der ernsthaften Nachfolge gibt es kein ZurĂŒck. Elischa verhindert seine eigene RĂŒckkehr zu alten VerhĂ€ltnissen, indem er die Rinder, mit denen er pflĂŒgt, schlachtet und sie mit dem Joch als Brennmaterial zur ErnĂ€hrung von anderen Menschen kocht. Das erinnert an die Schiffeverbrennung des spanischen Eroberers Hernan Cortez. Er setzte im Jahre 1519 mit 700 Mann auf elf Schiffen von Kuba nach Mexiko ĂŒber, um das Goldland zu suchen. Als sich Mexiko als gut organisierter Staat mit einer großen Armee erwies, gab es unter den Soldaten des Cortez eine Meuterei. Cortez ließ nach Niederschlagung der Meuterei die Flotte (mit Ausnahme eines Schiffes) in Brand stecken. Seine MĂ€nner hatten nun keine RĂŒckzugsmöglichkeit mehr und eroberten mit dem Mut der Verzweiflung in wenigen Monaten das Riesenreich des Montezuma. Das gewaltsame Handeln der spanischen Eroberer kann natĂŒrlich kein Vorbild sein fĂŒr christliches Handeln. Aber die Kompromisslosigkeit, mit der Cortes sein Ziel verfolgt, ist vergleichbar mit der kompromisslosen Nachfolge des Elischa. Das derartige, definitive Abschneiden von RĂŒckkehrmöglichkeiten ist ĂŒbrigens ein Motiv, das in der Geschichte und in der Weltliteratur auch an anderen Stellen immer wieder auftaucht.

Galater 5, 1.13-18: Freiheit oder Knechtschaft

Ökologie und Umweltschutz

Freiheit bedeutet nicht, tun und lassen zu können, was man will. Vielmehr soll Freiheit nach dem VerstĂ€ndnis des Paulus an die Liebe gebunden sein, was ihre AusĂŒbung in Verantwortung bedingt. Diese Verantwortung betrifft alle Lebensbereiche, in denen unser Handeln andere Menschen tangieren könnte. Das schließt auch die schonende Nutzung von Ressourcen und den Schutz unserer Umwelt mit ein. Diese gehören auch den anderen Menschen und nicht uns alleine. „Nach mir die Sintflut" erfĂ€hrt hier eine klare Absage.

Gerechtigkeit und Frieden

Die Devise „Fressen oder gefressen werden", die oft verbrĂ€mt wird als „Selbsterhaltungstrieb" (ein Aspekt des Fleisches), lĂ€sst immer Verlierer zurĂŒck und fĂŒhrt zu – subjektiv empfundener und auch realer – Ungerechtigkeit. Denn Triebe werden zumeist individuell und ohne RĂŒcksicht auf die Interessen anderer ausgelebt. Ein solches Ausleben birgt das hohe Risiko eines Verlustes des inneren und Ă€ußeren Friedens in sich. Der Geist Gottes steht deshalb dem uneingeschrĂ€nkten und exklusiven Ausleben von Trieben entgegen, die landlĂ€ufig fĂŒr „natĂŒrlich" gehaltenen werden und deshalb hĂ€ufig als Ausrede fĂŒr rĂŒcksichtsloses Verhalten herhalten. Der Geist Gottes hat das Wohl und die Interessen aller und damit die Gerechtigkeit fĂŒr alle im Auge. Bis zu einem bestimmten Grad, der definiert ist durch die Bereitschaft, sich vom Geist leiten zu lassen, trifft dies auch fĂŒr den Geist des Menschen – die menschliche Vernunft – zu.

Christliche Perspektive

Die FĂŒhrung des Heiligen Geistes lĂ€sst uns das Richtige tun. Wir werden nicht unseren eigensĂŒchtigen Trieben folgen, sondern behalten mit seiner Hilfe und Leitung auch das Wohl und die Interessen unserer Mitmenschen im Auge. Wir mĂŒssen nicht mehr durch das Gesetz reglementiert oder gar sanktioniert werden, weil wir durch die GeistesfĂŒhrung bestrebt sind, dem Willen Gottes zu folgen.

Lukas 9, 51-62: Ablehnung und Konsequenz der Nachfolge

Ökologie und Umweltschutz

Konsequente Nachfolge kann Verzicht bedeuten – Verzicht auf einen gewissen Komfort und ein gesichertes Leben oder Verzicht auf lieb gewordene Gewohnheiten.

Gerechtigkeit und Frieden

Christen mĂŒssen auch mit Ablehnung zurechtkommen – eventuell sogar damit, dass ihr Herr und Meister selbst zurĂŒckgewiesen wird. Wenn dies der Fall ist, wird fĂŒr sie die Gerechtigkeit nicht durch Strafe oder gar Rache wieder hergestellt. FĂŒr Christen kann es auch eine Option sein, sich nicht durchsetzen zu wollen, sondern auszuweichen – eventuell mit den Gedanken „Der KlĂŒgere gibt nach" oder „... um des lieben Friedens willen".

Christliche Perspektive

Christen wissen, dass Glaube sich nicht erzwingen lĂ€sst und das Gute nicht billig an diejenigen vergeudet werden soll, die es ablehnen. Auch um nicht unnötig zu provozieren und dadurch Unfrieden herbeizufĂŒhren. Konsequente Nachfolge kann auch bedeuten, sofort aktiv zu werden, ohne noch einmal zum Abschiednehmen in die alten VerhĂ€ltnisse zurĂŒckzukehren und sich damit der Gefahr des RĂŒckfalls auszusetzen.

Jesaja 55, 1-5: Einladung zum Gnadenbund Gottes

Ökologie und Umweltschutz

Sich richtig ernĂ€hren – in körperlicher und in geistlicher Hinsicht. Das bedingt, dass man sich auf das Wesentliche konzentriert und seine KrĂ€fte und Ressourcen nicht vergeudet. Voraussetzung ist, dass man herausfindet, was man wirklich braucht, was einen wirklich ernĂ€hrt und satt macht.

Gerechtigkeit und Frieden

Gott hĂ€lt sich an seine Zusagen. Sie sind wie VertrĂ€ge. „Pacta sunt servanda – VertrĂ€ge mĂŒssen eingehalten werden!" – Gott bindet sich an diesen Grundsatz und schafft damit VerlĂ€sslichkeit. Weil wir uns auf ihn verlassen können, können wir gelassen sein und finden Ruhe und Frieden.

Christliche Perspektive

Der Blick auf Gott und das Fragen nach seinem Willen schĂ€rft unseren Blick fĂŒr das Wesentliche. Wenn wir uns auf ihn fokussieren, leben wir aus seinen Zusagen und bekommen alles, was wir brauchen, ohne uns um alles Mögliche oder gar das Falsche sorgen zu mĂŒssen. Gott beschenkt uns bedingungslos. Er verlangt von uns keine Vorleistung und keine Nachleistung. Wir mĂŒsse uns seine FĂŒrsorge nicht kaufen. Und er beschenkt uneingeschrĂ€nkt und im Überfluss. Seine FĂŒrsorge gilt allen Menschen.

 

GEDANKEN ZU EINER PREDIGT ĂŒber Jes 55,1-5

PREDIGTTITEL: „Gottes Treue und FĂŒrsorge – fĂŒr sein Volk und fĂŒr die Nationen"

MÖGLICHE GLIEDERUNG

1. Gott ist treu – Vers 1 + 2

  • Gott ist denen treu die auf ihn hören
  • Gottes hĂ€lt sich an seine Verheißungen – Vers 1 + 2

2. Gott sorgt fĂŒr uns - Vers 3

  • Gott sorgt fĂŒr unsere körperlichen und geistlichen BedĂŒrfnisse
  • Gott schenkt sich mit sich selbst alles, was wir zum Leben brauchen (Quelle und Brot des Lebens)

3. Gottes Treue und FĂŒrsorge gilt allen Menschen – Vers 4 + 5

  • Gottes wendet sich allen Menschen zu – ohne EinschrĂ€nkung

Predigtansatz

Immer wieder zeigt sich in der Geschichte des Volkes Israel, dass er seinem Volk gegenĂŒber treu ist und fĂŒr seine Belange sorgt, solange die Menschen auf sein Wort hören. UnglĂŒck zeigt sich immer dann, wenn das Volk meint, eigene Wege gehen zu mĂŒssen.

Am Beispiel des Königs David zeigt sich das Festhalten Gottes an den Menschen, selbst dann, wenn sie versagen. Der Predigttext legt auch dar, dass die FĂŒrsorge Gottes fĂŒr die Menschen umfassend ist und sich nicht nur auf materielle BedĂŒrfnisse beschrĂ€nkt. Die Bilder des Wassers und des Brotes veranschaulichen, dass er uns – auch mit sich selbst – alles Lebensnotwendige gibt. Gottes Treue und FĂŒrsorge erfordern keine Vorleistung unsererseits - und auch keine Nachleistung: Wir mĂŒssen nicht dafĂŒr „bezahlen". Schließlich wirft unser Text ein Schlaglicht voraus auf das Neue Testament und den Missionsauftrag, der nicht nur dem Volk Israel gilt, sondern allen Völkern. Die Treue und FĂŒrsorge Gottes gilt somit allen Menschen.

LIED: Auf und macht die Herzen weit (EKG 454)

SEGEN

Möge Gott Dir immer geben,
was Du brauchst: Arbeit fĂŒr Deine fleißigen HĂ€nde,
Nahrung fĂŒr Deinen hungrigen Leib,
Antworten fĂŒr Deinen fragenden Geist,
Freude und Liebe fĂŒr Dein warmes Herz
und Frieden fĂŒr Deine suchende Seele.

Thomas Kohwagner, Lörzweiler