Erzbischof von Freiburg und Leiter der Kommission für caritative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz
Nachhaltigkeit kennt keine Grenzen, dessen müssen wir uns immer stärker bewusst werden. Nachhaltigkeit ist ein gemeinsamer Auftrag, der jetzt beginnt und stets in die Zukunft hinein aktualisiert werden will. Denn: Es ist die Zukunft unserer Erde, der Menschen, der kommenden Generationen, der ganzen Schöpfung. Nachhaltigkeit mit Blick auf unserer aller Zukunft fordert Generationengerechtigkeit!
Aber Nachhaltigkeit als Auftrag ist nicht nur grenzenlos in zeitlicher Dimension. Sie ist es auch und insbesondere in räumlicher Dimension. Das ist eine Erfahrung, die ich auf meinen Reisen mit Caritas International und Misereor in entlegene Teile dieser Welt immer wieder machen konnte. Die Notwendigkeit für Nachhaltigkeit über alle nationalen, wirtschaftlichen und kulturellen Grenzen hinweg ist sichtbar. Sie ist reell. Wenn Menschen in den Anden Perus durch den Klimawandel zusehends von Umweltkatastrophen bedroht sind, sind wir zu mehr Nachhaltigkeit in unserem eigenen Leben aufgefordert. Wenn ganze Dörfer in Äthiopien und Kenia mit Dürre und Wassermangel zu kämpfen haben, ist dies Folge unserer kurzfristigen Gewinnmaximierung auf Kosten der Schöpfung. Und wenn der Regenwald zusehends abgeholzt wird für genau diese wirtschaftlichen Interessen, erhält der christliche Gedanke der Umkehr eine besonders konkrete Bedeutung: Es braucht unsere Umkehr, von Eigeninteressen, Macht und Reichtum hin zu gemeinsamer Verantwortung, gemeinsamen Einsatz, Verzicht und Nachhaltigkeit. Es braucht diesen inneren Perspektivwechsel, das Verstehen, dass wir Verantwortung für die Schöpfung in all ihren Zusammenhängen tragen. Es braucht unser aller Umkehr, um auf die zeitliche Herausforderung mit Generationengerechtigkeit, auf die globale Herausforderung mit grenzenloser Solidarität zu antworten.
Diese Umkehr ist, gerade im Alltag, nicht immer einfach. Deswegen begrüße ich das ökumenische Kooperationsprojekt "nachhaltig predigen", das für Gottesdienste und zum Nachlesen immer wieder verschiedene Anregungen für diesen Perspektivwechsel anbietet. Ich danke den Initiatoren, die damit die Denkanstöße geben, die es Tag für Tag braucht, um Nachhaltigkeit als ursprüngliche und existenzielle Aufgabe der Menschen über alle Grenzen und Generationen hinweg zu begreifen.