8. Sonntag nach Trinitatis / 17. Sonntag im Jahreskreis (30.07.23)

8. Sonntag nach Trinitatis / 17. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 5,13-16 1 Kön 3, 5.7-12 Röm 8, 28-30 Mt 13, 44-52

1 Kön 3,5.7-12, Mt 13,44-52

Mit drei Bildern, dem vom Schatz im Acker, dem von der wertvollen Perle und dem vom Fischnetz, will der am Seeufer predigende Jesus (Mt 13,1f.) seiner grossen Zuhörerschaft das Reich Gottes veranschaulichen. Mt 13 besteht fast vollständig aus solchen Gleichnissen, wobei das vom Sämann und jenes vom Unkraut unter dem Weizen breiter ausgeführt und auch gedeutet werden. An zwei Stellen gibt es auch Begründungen dieser Bildrede, gestützt auf prophetische Zitate, z.B. Mt 13,35 nach Ps 78,2: „Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war." Mit anderen Worten ist die Rede vom Reich Gottes, oder im respektvollen jüdischen Umgang mit dem Gottesnamen, vom Himmelreich. Verschiedenartig interpretiert, ist es in die Erzählung der hebräischen Bibel verwoben, manchmal mehr politisch, manchmal mehr ethisch, gelegentlich apokalyptisch. Wo Gottes Wirken in der Welt geschildert wird, entsteht eine Art Skizze des angebrochenen Himmelreiches. Immer wo der Widerstand des Menschen gegen diese göttliche Intention deutlich wird, erkennen wir, dass angebrochen eben noch nicht vollendet heisst.

Die Stelle aus dem ersten Königsbuch, wo der junge Salomo Gott um seine Hilfe bittet (V.7b: „Doch ich bin noch sehr jung und weiss nicht aus noch ein"), illustriert sehr schön den Anbruch, den guten Willen. So bittet Salomo in einem der schönsten Sätze der ganzen Bibel (V.9a): „Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz". Dass Salomo dann, um ehrgeizige Ziele (Tempelbau) zu erreichen, seine Leute auch ausgewrungen hat, zeigt nur bildhaft das damalige Schon-und-noch-nicht.

Mit anderen Worten: Die Reich-Gottes-Predigt, die wir in Händen halten, sobald wir die Bibel aus dem Gestell nehmen, zieht sich durch - „seit der Schöpfung der Welt". Damit ist auch alles in dieser Welt mit dem Schöpfer verbunden. Es wäre eine fatale Engführung des Reich-Gottes-Gedankens, wenn er sich nur auf den Menschen bezöge!

Heute leben wir mehr als auch schon in Sorge und Angst. Kriege, Pandemien und die nahende Klimakatastrophe haben aus der gut planierten Gewissheit, dass alles immer besser wird, verstörende Bruchstellen und Verwerfungen aufgerissen. Ist es deshalb nicht umso wichtiger, wenn wir uns auf das Reich Gottes besinnen? Weniger in der apokalyptischen Lesart, sondern in einer mutmachenden und ermächtigenden: Dass Gott wirkt.

Mt 5,13-16

Jesus spricht in Bildern, mit Bedacht: „Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?" Er antwortete ihnen: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben" (Mt 13,10b-11). Diese kluge Didaktik aus dem 13. Kapitel wendet der Evangelist auch schon in der Bergpredigt (Mt 5-7) an.

Das Bild vom Salz und vom Licht folgt in der Bergpredigt gleich auf die eröffnenden Seligpreisungen. Gewissermassen spielt der Prediger hier den Zuhörerinnen und Zuhörern den Ball zu: Also, ihr Seligen, ihr Aufgerichteten! Seid nun das Salz der Erde, seid nun das Licht der Welt! Ihr seid übervoll gesegnet und gestärkt, das soll jetzt auch ausstrahlen!

Als wir uns in unserer Kirchgemeinde auf das Umweltzertifikat „Grüner Güggel" vorbereiteten, war ein wichtiger Schritt die Formulierung der „Schöpfungsleitlinie". Das ist so quasi die „Grüne Verfassung", welche die Marschrichtung vorgibt. Als Bezug zur Bibel wählten wir damals diesen einen Satz aus: „Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben" (Mt 5,14). Neben allen Absichten bezüglich Gebäudetechnik, Beschaffung und Entsorgung war uns dies wichtig: Wir möchten Zeugnis geben. Wir möchten nicht angeben wie der Pharisäer in der Synagoge, aber wir möchten vielen Menschen zeigen, was möglich ist und wo jede und jeder auch mittun kann. Wenn wir als Kirche wirksamen Klimaschutz betreiben, ist das toll. Aber wenn wir, mit unseren spezifischen Fähigkeiten der Verkündigung, weitere Menschen dafür begeisten können, dann leisten wir wirklich unseren Beitrag für diese Welt. Ohne übermässige Opfer können wir technologisch Beispielhaftes leisten, Massvoll sein, das können wir auch. Besser als viele können wir mit unseren internationalen Vernetzungen zeigen, wie sich unser Umweltverhalten anderswo auswirkt und so Solidarität fördern. Und nach wie vor kommen wir an Menschen aus verschiedenen Milieus, denen wir etwas mitgeben können. Also, weg mit dem Scheffel und auf den Leuchter mit unseren Lichtern!

Dr. Zeno Cavigelli, Zürich