19. Sonntag nach Trinitatis / Erntedank / 27. Sonntag im Jahreskreis (6.10.13)

Letzte Rose im Herbst. Foto: Privat

Erntedankfest

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
19. So. n. Tr.: Joh 5, 1-16
Erntedank: Mt 6, 19-23
Hab 1, 2-3; 2, 2-4 2 Tim 1, 6-8.13-14 Lk 17, 5-10

MatthÀus 6, 19-23:

Letzte Rose im Herbst. Foto: PrivatDas traditionelle Fest wird meistens am Sonntag nach Michaelis gefeiert, in manchen Gegenden nach der Weinlese, Mitte bis Ende Oktober. Besonders in den noch landwirtschaftlich geprÀgten Gegenden ist dieser Gottesdienst gut besucht und im Anschluss wird oft zum gemeinsamen Essen in die GemeindehÀuser eingeladen.

Das Erntedankfest hat viele Facetten. Der Grundgedanke des Festes ist das Danken und das Denken an andere. Beide Wörter „danken" und „denken" besitzen einen gemeinsamen Wortstamm. Wenn fĂŒr etwas gedankt wird, dann denkt man automatisch an den Geber der Gaben. Die Gemeinde dankt Gott fĂŒr die Schöpfung, in der wir leben. Die FrĂŒchte des Feldes schmĂŒcken den Altar, ebenso wie Kaffee, Kakao, Reis oder Produkte, die wir in unserem Land importieren. Sie symbolisieren den Reichtum der Schöpfung. Gott, der Schöpfer dieser Welt, steht im Mittelpunkt. Gott ist es, der uns das alles gestiftet hat, was wir zum Leben brauchen. (Bild: Letzte Rose im Herbst. Foto: Privat)

Wir haben im unseren Land viel Überfluss. Es ist nicht selbstverstĂ€ndlich, sondern etwas Besonderes. Die Mehrheit der LĂ€nder unserer Erde lebt am Rande der Armut oder in bittere Armut. Das, obwohl viele LĂ€nder gute Böden haben und genĂŒgend Rohstoffe. So steht an diesem Fest nicht nur die eigene Gemeinde am Altar, sondern auch unsichtbar die armen Gemeinden in der Welt mit bittenden und fordernden HĂ€nden.
Wenn die FĂ€higkeit zum Danken verloren geht, geht auch die FĂ€higkeit verloren in Beziehungen zu denken. Das Besondere in unserem Land ist, dass wir viele Lebensmittel haben, die Regale in den SupermĂ€rkten voll sind, aber gleichzeitig ist eine materielle und geistige Armut in unserem Land zu spĂŒren.

Immer mehr rĂŒckt in den Focus dieses Festes, die GefĂ€hrdung alles Erschaffenen. In den letzten Jahren ist neben der Ökologie (GefĂ€hrdung der Schöpfung), Ökonomie (Frage der Verteilung der Ressourcen), die soziale Frage immer stĂ€rker in den Vordergrund gerĂŒckt. Wir spĂŒren selbst in unserem Land immer deutlicher: In einem der reichsten LĂ€nder der Welt, werden viele Menschen immer Ă€rmer. Die gespendeten Lebensmittel, die auf den Reichtum unseres Landes verweisen, werden oft im Anschluss an den Gottesdienst den Tafeln e.V. ĂŒbergeben, die damit viele Ă€ltere Menschen, die von der Altersarmut betroffen sind, oder sozialschwache Familien mit Kindern und Alleinerziehende, versorgen.

Zum Text:

ZunĂ€chst fĂ€llt auf, dass der Abschnitt aus dem MatthĂ€usevangelium, wenn man ihn bis Vers 34 liest verschiedene Adressaten hat: Die Verse 19-24 richten sich an die Reichen, die an ihren Besitz hĂ€ngen und die Verse 25-34 richten sich an die Armen, die sich um ihren tĂ€glichen Lebensunterhalt sorgen. Da am Erntedankfest ĂŒber die Verse 19-24 gepredigt wird, sind wir als Gemeinde in Deutschland als Reiche und Wohlhabende angesprochen, die sich Gedanken machen mĂŒssen, was wirklich wichtig ist im Leben. „Denn wo dein Schatz ist, das ist dein Gott."
Beginnen möchte ich mit der Frage, was fĂŒr SchĂ€tze haben wir im Leben. Was zĂ€hlt wirklich? Das Haus, das die Kinder verkaufen, wenn die Eltern sterben und dann der Container vor dem Haus steht, in dem alle nicht mehr brauchbaren GegenstĂ€nde achtlos hineingeworfen werden? Ich möchte die Gemeinde einladen einen gedanklichen Spaziergang durch die eigenen Straßen zu machen wenn SperrmĂŒll ist. Dort sieht man die Dinge, die bald der Rost und die Motten zerfressen. Die Puppe, die fĂŒr viel Geld gekauft worden ist, der Fernsehen, der 15 Jahren noch modern war usw.

Was zĂ€hlt wirklich in den Augen Gottes? Jesus redet drastisch mit den Reichen und damit mit uns Hörern. Wir selbst sollen Vorbild sein, denn wenn wir es nicht sind, wer dann? Die Armen mĂŒssen sich um das TĂ€gliche sorgen und haben keine Zeit große vorausschauende Politik zu machen.
Ganz anderes diejenigen, die Bildung und Besitz vorweisen können. Deshalb liegt hier die besondere Verantwortung fĂŒr die Gerechtigkeit in der Welt. Wir sind es selbst, die eine Änderung herbeifĂŒhren können und mĂŒssen. Es ist die logische Konsequenz fĂŒr diese Möglichkeit zu handelnd zu danken, weil wir in einem der reichsten LĂ€nder der Welt leben.

Wir danken fĂŒr unsere Möglichkeiten, in dem wir an andere Menschen denken. Das bedeutet: Wir spenden nicht nur an Erntedankfest und an Weihnachten, sondern wir versuchen durch unser Verhalten, eine Änderung der bestehenden VerhĂ€ltnisse herbeizufĂŒhren. Wir leben in Beziehung zu unseren Mitmenschen und zu Gott. Gegen Reichtum ist Jesus grundsĂ€tzlich nicht, nur gegen einen Reichtum, der auf Kosten der Armen und der Gemeinschaft erwirtschaftet wird. Dann nĂ€mlich, wenn das Streben nach Reichtum der einzige Zweck im Leben ist.
Ganz konkret wird das auch in der Politik diskutiert, wenn 10 % der Bevölkerung 5 Billionen des gesamten Bruttoinlandsproduktes besitzen. „ Licht sein und nicht Finsternis", = leuchtendes Glaubens-Vorbild sein, gerade an Erntedank, das fordert Jesus.

 

19.So.n. Trinitatis 2013

Thema des 19. Sonntag nach Trinitatis ist das Heilwerden, dazu vgl. auch den Wochenspruch: „ Heile du mich Herr, so werde ich heil, hilf mir so ist mir geholfen." ( Jeremia 17,14)

„Eine heile Welt, " das wird bei uns fast nur ironisch oder negativ gebraucht im Sinne von „eine heile Welt" vorspielen. Unsere RealitĂ€t ist geprĂ€gt von vielen „Un"- heilen: Menschen, die nicht geheilt Objekt des Kapitals wird und Kriege, die LĂ€nder zerstören. Trotzdem halten wir die Sehnsucht wach, nach einem guten Leben oder, um es mit den Worten der Hochglanzmagazine sagen: perfekten Leben. Vieles wird dafĂŒr unternommen. Der neue Trisomie 21- Test in der Schwangerschaft, der schon frĂŒh ĂŒber Menschenleben entscheiden kann.

Andererseits sprechen die Bilder von den Paralympics davon, dass man Behinderungen nicht verhindern kann durch Tests und sie erzĂ€hlen mit jeder Sportlergeschichte, dass ein Leben mit Behinderungen lebenswert ist. FĂŒr Menschen mit Behinderungen bedeutet dies ein heiles Leben, im Sinne von ganzheitlichem Leben in der Gemeinschaft.
(Bild: Teich Bethesda heute in Jerusalem, Foto: Privat)

Ich möchte bei meinen Überlegungen mit dem gehbehinderten Menschen am Teich Bethesda beginnen. „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich zum Wasser bringt." Wie geht unsere Gesellschaft, unsere Kirchengemeinden mit den vielen psychischen und physischen BrĂŒchen im Leben von Menschen um?
Lassen wir sie alleine abseits unseres heilen Lebens liegen. Oder liegt in der Integration das Heil? Im Johannesevangelium ist es Jesus, der die Beziehung zu Gott wieder herstellt und damit zur Gemeinde, in der alle Menschen wieder ihren Platz haben. Sie werden auf diese Weise: Teilhaber/innen des Heils.
Unbedingt gehört in der Predigt erklĂ€rt, dass der Tun und Ergehen Zusammenhang von Krankheit und SĂŒnde aus dem Unwissen ĂŒber die Entstehung von Krankheiten resultiert.

(Bild: Pfefferbaum am Teich Bethesda, Foto: Privat)

Elke Wedler-KrĂŒger