Christvesper / Christnacht bzw. Hl. Abend / Hl. Nacht (24.12.13)

Heiliger Abend und Heilige Nacht / Christvesper und Christnacht

  

ev. Predigttext: kath. 1. Lesung: kath. 2. Lesung: kath. Evang.:
Vesper: 1 Tim 3, 16
Abend: Jes 62, 1-5 Abend: Apg 13, 16-17.22-25 Mt 1, 1-25
Nacht: Kol 2, 3-10 Nacht: Jes 9, 1-6 Tit 2, 11-14 Lk 2, 1-14 

 

Vorbemerkung:

Der nachfolgende Text ist als Anregung und Skizze zu verstehen, nicht als fertiger Predigtvorschlag. Jeder Absatz bietet die Möglichkeit, eigene Gedanken anzubinden oder einfließen zu lassen.

Predigtskizze:

Verantwortung zu tragen ist eine Last.

Einerseits. Andererseits macht nichts so stolz und glücklich wie die Aufgabe, die mir übertragen wird – und die ich verantwortungsvoll meistere. Wer Kinder hat kennt beides: die Angst davor, der übergroßen Verantwortung nicht gerecht zu werden und die Freude an der Aufgabe, einem Bündel Mensch ins Leben und durch das Leben zu helfen.

Ein Kind ist uns geboren. Heute. Jetzt.

Die Verantwortung, die dieser Satz überträgt ist die der Elternschaft- mit allem Für und Wider. Und er war dem Autor so wichtig, dass er präzisiert: Ein Sohn ist uns geschenkt. So wie der „Sohn" das „Kind" verdeutlicht, verdeutlicht das „Geschenk" die „Geburt".  Das ist zunächst nicht ungewöhnlich, sondern elementare Erfahrung frischgebackener Eltern in den ersten Lebensstunden ihres Kindes: man mag vorab Bücher und Ratgeber konsultieren, um sich eine Vorstellung davon zu machen was „Geburt" wohl bedeutet. Aber kein Vorbereitungskurs kann vermitteln, was es heißt, ein unendlich wertvolles Geschenk in den Arm zu nehmen.  So zerbrechlich das Leben in den ersten Augenblicken ist, so stark ist das Band, das in diesen Momenten  geknüpft wird.

Ein Sohn ist uns geschenkt. Heute. Jetzt.

Neben aller vorweihnachtlicher-und sicher auch oft berechtigter- Konsumkritik: Schenken ist wunderbar! Es geht gar nicht so sehr um den materiellen Wert, der hier- ganz kostenfrei- übertragen wird. Es geht um die unausgesprochen Wertschätzung der Person: weil du mir wichtig bist, will ich dir etwas Gutes tun. Weil du mir wichtig bist, gebe ich einen Teil von mir und meiner Existenz in deine Hand. In der Regel wird ein Geschenk hübsch verpackt und in manchem Falle steckt in der Verpackung der wahre Wert. Mit Liebe  verpackt ist auch das Parfüm einmalig und die gemusterte Krawatte kein Stilbruch.  Ähnliches gilt für die Weihnachtspost: der Materialwert ist gering, die Freude beim Empfänger aber unbezahlbar. Deutlich wird: ein Geschenk ist dann ein solches, wenn es im Wortsinn liebe-voll ist.

Und noch eines ist wichtig: ein Geschenk wird vom Geber nicht zurückverlangt. Ein Geschenk ist, was es ist: Gabe. Damit ist das Nehmen sowohl von Seiten des Gebers im Sinne des Zurücknehmens als auch von Seiten des Beschenkten im Sinne der freien Verfügbarkeit ausgeschlossen. Umso wichtiger ist die Handlung: entscheidend ist, das der Geber Hin-gibt und sein Gegenüber (über-)nimmt. Ein Geschenk abzuweisen oder es an sich zu reißen stellt die Beziehung in Frage. Es zurückzufordern ebenso.

Ein Geschenk. Für dich. Für mich. Für uns.

Das ist Gott, der Mensch wird. Gott der all-mächtige, der all-wissende, der  Ewige schenkt nicht irgendetwas. Er schenkt sich- und damit alles. Er legt alles Leben, alles Sein in unsere Hände. Und er macht sich die Mühe, es wunderbar und einmalig zu verpacken: das Leben, das Sein wird Mensch. Und nicht nur Jesus, der Gottessohn ist einmaliger, unverwechselbarer Mensch: jeder von uns ist göttlich- liebevoll gestalteter Leib, eine einzigartige Wohnung für Sein Geschenk, den Lebens geist.  Seine Gabe ist Hin- Gabe über alle Zeiten hinweg. Sein Tun ist Versprechen: ich liebe euch. Und das Leben, das ich euch gebe ist Geschenk. Ich verlange es nie mehr zurück. Ich lege mich und damit die Welt in eure Hand.

Ob wir der Verantwortung gerecht werden können?

Die Frage, die Eltern immer begleitet, dreht Gott auf seine Weise herum: er, der Vater, legt uns das Gotteskind in die Hand. Nicht als unlösbare Aufgabe, sondern als Bestärkung: Ihr habt alle Fähigkeiten und Möglichkeiten, Leben gelingen zu lassen. Und weil der Lebensgeist mein Geschenk ist, werde ich es euch nie mehr nehmen: ich werde immer und das Leben wird ewig sein.

Gott schenkt nicht nur dem Kind in der Krippe das Leben. Er schenkt es uns allen in Fülle. Und er legt die Sorge für das Leben mit der Geburt des Gotteskindes  in unsere Hände.

Ein kostbares Geschenk!

Jetzt. Heute.

 

Anregungen:

Reinhard Meys Lieder über die ersten Lebensmomente:  „Menschenjunges" oder „Der erste Augenblick".

Zur Untermalung der Probleme elterlicher Verantwortung lohnt sich ein Blick in die aktuelle Literatur für (werdende) Eltern: die Ratgeber zeigen im Spektrum der behandelten Fragen die Reichweite der Ängste junger Eltern.

Statistisches zu den Weihnachtsgeschenken 2012 liefert folgender Artikel der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/studie-ernst-young-deutsche-wollen-mehr-fuer-weihnachtsgeschenke-ausgeben-11950629.html

K. Goldinger