3. Sonntag nach Epiphanias / 3. Sonntag im Jahreskreis (26.01.14)

3. Sonntag nach Epiphanias / 3. Sonntag im Jahreskreis

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Apg 10, 21-35 Jes 8, 23b - 9, 3 1 Kor 1, 10-13.17 Mt 4, 12-23

 

Apostelgeschichte 10, 21-35

Ende Januar, der Weihnachtsbaum ist abgeräumt, die Krippe verstaut, bis zur Fasnet sind es noch vier Wochen, Ostern ist noch gar nicht im Blick. Im Gottesdienst erklingen die Epiphanias Choräle „Jesus ist kommen“, „Der Morgenstern ist aufgedrungen.“

Der Alltag ist also wieder eingekehrt. Nicht mehr Weihnachtsglanz, sondern Arbeit, anstrengende, oft wohltuende Normalität bestimmt den Kalender. Und so ruft im Evangelium des Sonntags (Mt 4) Jesus die Sünder und beruft die ersten Jünger zu Menschenfischern.

Mit dem hermeneutischen Schlüssel „nachhaltig predigen“ lassen sich beliebig viele Stichwortverknüpfungen finden, um das Thema Nachhaltigkeit in seinen ökonomischen, sozialen, theologischen Dimensionen zu beleuchten.

Das beginnt mit dem Kirchenjahr (Thema Licht, Energie), den Jüngern am See (nachhaltig Fischen), dem Auftritt von Jesus (wen spricht er an, von wem verspricht er sich nachhaltige Wirkung seines Auftretens?), den Figuren Johannes und Jesus (wer ist nachhaltiger? Wer riskiert Kopf und Kragen? Oder geht einer ohne den anderen nicht?).

 

Im Predigttext Apg 10 sind wir bei einer der wichtigen Wegmarken des Christentums dabei, denn seitdem gilt: Wir essen Fleisch in Sahnesosse (zumindest wir Europäer), Meeresfrüchte, Schweinebraten. Was für eine nachhaltige Wirkung!

 Ist die Erzählung vom Hauptmann Kornelius nun eine „Legende“ (Speiseätiologie), um nachträglich heidnische Speisevorschriften zu begründen oder ist ihre erzählte Vision göttliche Eingebung, um das Christentum für Heiden schmackhafter zu machen?

 Fragen könnte man im Anschluss daran natürlich auch: Wie bestimmen unsere Speisevorschriften, Speisegewohnheiten unser Leben? Wer macht sie? Wir, durch eigenen Willen? Die EU? Und was ist alles an Unreinem darin (Allergiker können lange von der Qual eines Restaurantbesuches berichten, wenn sie merken: Da war doch Glutamat in der Sosse!)

 Wäre es für unsere Umwelt besser, wenn wir alle vegan oder zumindest vegetarisch lebten? Was bedeutet es, wenn wir in einer Welt leben, in der die eine Hälfte der Bevölkerung auf Diät ist (oder sich ständig damit beschäftigt) und die andere hungert? Und dann zum Schluss fragen: Wie würde die Vision des Kornelius heute aussehen? Erschiene ihm ein Engel, der sagte: „Iss nur noch Eier von freilaufenden und glücklichen Hühnern? Und halte den BMI ein, denn Adiposität ist dem Herrn ein Greuel? Hör auf dauernd von der Ernährung zu reden, sondern beweg dich endlich und friss nicht so viel!“

 

 Als weiteres Thema bietet sich an: „Mit Feinden reden überwindet Barrieren“ als zusammenfassende Überschrift genauer anzuschauen! Petrus tut sich schwer, Kornelius tut sich schwer, die Juden erst recht! Auf einmal sollen sie miteinander reden (und essen) und beten und an einen Gott glauben! Das ist einerseits gelungen. Andererseits nicht. Damals saßen und aßen alle an einem Tisch. Die Geschichte von Juden und Christen ging trotzdem grausam weiter.

 Wo sind aber heute Verfeindungen, die auf Traditionen beruhen (politisch, religiös, kulturell)? Integration über die Nahrung etwa ist in Deutschland geglückt. Ich mag mir keine gastronomische Landschaft ohne Pasta (warum sagt eigentlich keiner mehr Nudeln?), Pizza, Döner, Tsatziki, Sushi und was es sonst noch an Leckereien gibt, vorstellen. Bis wir aber muslimische Minarette als so normal empfinden wie die andere (katholische oder evangelische) Kirche, wird es noch dauern. Nachhaltig an diesem Punkt heißt natürlich auch, dass nicht nur wir Christen den Islam als etwas Normales empfinden, sondern auch dass wir über unseren christlichen Glauben normal reden. Und nicht denken: Ach, ist das peinlich! Hier könnte sich die PredigerIn klar machen, wie denn ihre Vision vom Glauben aussieht? Wo überwindet das, was Gott sagt, Mauern?

 

Ein weiteres Stichwort ist „Gott sieht die Person nicht an“. Aber was dann? Nur die Fakten? Nur das Ergebnis? Nur die Leistung? Ich hoffe sehr, dass Gott mich als Person ansieht, denn wie soll ich sonst Vergebung und Barmherzigkeit Gottes erlangen?

 Natürlich weiß ich auch, dass Gott das Herz ansieht und Gebet erhört, dass er keinen Unterschied macht zwischen Juden und Christen. Aber auch zwischen ungetauften Heiden, Buddhisten, und anderen Andersgläubigen und Nichtgläubigen?

 Wenn Gott die Person nicht ansieht, was dann?

 Und was sehen wir an? Nach welchen Maßstäben beurteilen wir Menschen? Nach ihrer Leistung? Ihrem Aussehen? Ihrem Engagement in der Kirchengemeinde? Ihrem musikalischen Können? Ihren Kochkünsten? Nach welchen Werten streben wir? „Mein Auto, mein Haus, mein Geld, meine Solaranlage, mein BMI, mein ökologischer Fußabdruck?“ Oder allein nach dem Glauben?

 

Ein letzter Impuls: Wie wünschen wir uns unsere Kirchengemeinde? Unseren Ort? Unser Land? Unsere Welt? Unsere Familie? Wo sehe ich mich selbst in fünf, zehn oder zwanzig Jahren? Was soll geschehen, damit es besser wird? Wo können wir mehr „
Recht tun“? „Wo können wir Gott mehr fürchten?“ Und was davon ist unsere Eitelkeit? Und was müssen wir ganz in Gottes Hand legen? Weil wir es eben alleine, aus eigener Kraft nicht schaffen. Oder auch: Haben wir den Mut auch unnachhaltig zu sein und das aus ganzem Herzen, fröhlich und vergnügt? Verschwenderisch zu geben, auszuteilen, jetzt, heute und hier, wobei es uns egal ist, ob das nachhaltig und gut ist? Weil es einfach gut tut und Freude macht? Bei einem Fest z.B. bei dem gefeiert und getrunken wird, auch wenn am nächsten Morgen der Kopf schwer und der Bauch voll ist?

 

Christian Link