4.Sonntag nach Epiphanias / 4.Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
1 Mose 8, 1-12 | Zef 2, 3; 3, 12-13 | 1 Kor 1, 26-31 | Mt 5, 1-12a |
Gen 8, 1 – 12
Der evangelische Predigttext aus Genesis 8 ist Teil der biblischen Urgeschichte. Urgeschichte bedeutet, dass nach den Mustern mythischer Erzählungen ein zutiefst menschlicher Konflikt dargestellt wird. Hier ist es die Frage: wie leben die Menschen weiter nach den großen Katastrophen des Lebens und wie reden sie künftig von und mit ihrem Gott.
Der Predigttext beschreibt den Moment, in dem nach den Turbulenzen der Katastrophe sich das Moment der Ruhe einstellt.
Noah, schweigsam wie in der ganzen Geschichte, aber hinhörend, sehend und engagiert handelnd, gewinnt mitsamt seiner Familie und den Tieren in der Arche wieder ‚sicheren Boden unter den Füssen’. Die bedrohliche, zerstörerische Katastrophe ist vorbei und die Tiere signalisieren Noah, dass das Leben wieder wächst: nach langen Wochen des bangen Wartens bringt eine Taube einen Ölbaumzweig und zieht, als Noah sie ein zweites Mal fliegen lässt, ihre eigenen Kreise - fern der ehemals sicheren Arche.
Die biblische Erzählung, die selber Symbolgeschichte ist, lässt den Beobachter Noah das Verhalten der Tiere noch mal als Zeichen verstehen, an dem er sein tun ausrichtet.
Für eine Predigt:
Noah wird als ein Mensch sichtbar, der eine hohe Achtsamkeit für sein Umfeld zeigt und aufgrund dieser sensiblen Wahrnehmungsfähigkeit entscheidet, was zu tun ist. Die vorliegende Textpassage lädt ein, über diese in sich ruhende Wachheit im Blick auf das Leben, die Schöpfung und Gott nachzudenken. Sie regt auch an, die Frage aufzugreifen, wie ein Moment der Gelassenheit und Ruhe zu überlegtem Handeln im Umgang mit persönlichen wie historischen Katastrophen führen und den Zeitpunkt des nächsten Schrittes befördern kann. Nachhaltigkeit wird erfahrbar als persönliche Haltung eines Menschen.
Zef 2,3; 3, 12 – 13
Die 1.Lesung stammt aus den Gerichtsreden des kleinen, 3 Kapitel umfassenden Prophetenbuches des Zefanja. Dieser redet zeitlich in etwa parallel zu Jeremia, ca.630 v. Chr.. Gott, so sein Wort, wird Gericht halten über das damals moralisch und religiös heruntergekommene Land Juda und aus dem kleinen Rest der Demütigen und Gottesfürchtigen des Volkes Israel neu aufbauen.
1Kor 1, 26 – 31
Die 2.Lesung ist aus dem ersten Teil des ersten Korintherbriefes. In Korinth, einer Handelsstadt mit hoher Fluktuation und großer ethnischer Durchmischung der Bevölkerung, hat Paulus eine christliche Gemeinde begründet. Die Mitglieder kommen aus den unterschiedlichsten gesellschaftliche Gruppen, was in der Gemeinde zu großen Spannungen führt. Paulus verweist in seinem Brief seine Gemeinde weg von den Äußerlichkeiten zu dem, was den Kern des Christseins ausmacht: erwählt sein von Gott. Das aber, so der Text, ist durchaus provozierend und prekär und für menschliche Verhältnisse schon fast paradox: Gott erwählt nämlich das Schwache, das Törichte und lehrt auf diese Weise lieben, sich, den Nächsten, das Leben, den unbegreiflichen Gott. Wer das zu glauben wagt und in sein Welt- und Gottesbild, in seinen Glauben integrieren kann, dem eröffnet sich die Welt Gottes.
Mt 5, 1 – 12a
Mit der Zusammenstellung der Seligpreisungen leitet Matthäus in die Bergpredigt ein. Sie gelten als ein Kernstück christlicher Verkündigung und als Bild für das „wahre Glück“. In dieser Haltung zu leben heißt aber, ein großes Stück persönlicher Reifungsarbeit auf sich zu nehmen. In der Welt gilt eher das Gegenteil und jede Verheißung ließe sich statt mit „selig sind“ auch – wie Heinz Zahrnt es getan hat - mit „verraten sind …“ umformulieren. Was Matthäus hier im Anafang seines Evangeliums zusammenfasst, ist quasi das Lernziel eines Lebens in der Nachfolge Jesu. Damit alle Zuhörenden wissen, worauf sie sich einlassen: auf eine prekäre Paradoxie.
Für eine Predigt:
„Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen.“ Mit diesem Satz leitet Robert Schuman als französischer Außenminister seine Erklärung zur Gründung der Montanunion ein, jenes Bündnisses, das die „Erzfeinde“ aus der Zeit des 2.Weltkrieges zusammenbringt, das aus dem erbitterten Gegeneinander ein Miteinander werden lässt und aus dem die heutige EU entsteht. „Schöpferische Anstrengungen“ - das ist dem überzeugten Christen Schuman eine innere Verpflichtung aus seinem Glauben heraus: Versöhnung stiften im Miteinander der Staaten, Frieden schaffen und Wege eröffnen, auf denen Menschen zueinander finden können, auch wenn der Weg dazu weit ist. Wo es dann die Erfahrung gibt, einen Schritt weitergekommen zu sein auf den mühseligen Wegen, da gibt es auch Erfahrung von Seligkeit, wie sie im Evangelium des Matthäus verheißen wird. „Was ist des Menschen Leben? Es dauert siebzig, wenn es hoch kommt achtzig Jahre und das Beste daran ist Mühsal und Beschwer.“(Ps 90,10)
M. Klees