Altjahrsabend / Silvester / 1. So. n. Weihn. / Fest der Heiligen Familie (31.12.23)

Altjahrsabend / Silvester 2023 / 1. Sonntag nach Weihnachten und Fest der Hl. Familie

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. Evangelium
1. So. n. Chr.: Joh 12, 44-50
Altjahrsab.: Pred 3,1-15
1 Joh 2, 18-21
Hl. Silvester I: Ez 34, 11-16
Joh 1, 1-18
Hl. Silv.: Mt 16, 13-19

Joh 12, 44-50

Anmerkungen zum Text:

Dieser Abschnitt enthĂ€lt die letzten Worte Jesu an die Öffentlichkeit vor seiner Kreuzigung. Die Menschenmenge um ihn herum ist gespalten – einige glauben an ihn, wĂ€hrend andere ihm feindlich gegenĂŒberstehen. Der Text ist zu lesen als ein VermĂ€chtnis und bildet eine Zusammenfassung der Themen seiner frĂŒheren Predigten bei Johannes. Er beinhaltet eine Erinnerung an seine Lehre und eine Aufforderung zur Entscheidung: Wer dem Licht folgt, wird nicht in der Finsternis bleiben. Glauben wird als eine Entscheidung gesehen, vor der jeder einzelne Mensch steht.

Aspekt der Nachhaltigkeit:

Das ewige Leben ist der Kern des VermĂ€chtnisses und was auch immer sich hinter der Ewigkeit versteckt, ist uns nicht bekannt. Wir als Menschen leben in den BeschrĂ€nkungen dieser Welt und die wahre Dauerhaftigkeit, das, was bleibt, ist verbogen. Der Hinweis auf das ewige Leben ist kein „es wird alles gut" Versprechen, sondern ein Aufruf, sich im Hier und Jetzt zu der Botschaft Jesu zu bekennen, der gekommen ist, um die Welt zu retten. Jesus kommt nicht als Richter, sondern wir mĂŒssen selbst verstehen, wie sein Wort in unserem Alltag umzusetzen ist – im Einsatz fĂŒr Gerechtigkeit, in der Hilfe fĂŒr den Mitmenschen, in der WertschĂ€tzung der Schöpfung.

Prediger 3, 1-15 /Kohelet 3, 12-21

Anmerkung zum Text:

Das Buch Prediger (auch Ecclesiastes oder Kohelet benannt) wird traditionell König Salomo zugeschrieben und beschĂ€ftigt sich inhaltlich mit existentiellen Fragen und philosophischen Betrachtungen ĂŒber das Leben, seine Sinnhaftigkeit und die VergĂ€nglichkeit aller Dinge.

Aspekte der Nachhaltigkeit

Alles hat seine Stunde – ein besonders passender Satz fĂŒr den letzten Tag des Jahres, wenn wir innehalten und zurĂŒckblicken. Alles hat seine Stunde: Kann als Hinweis gesehen werden fĂŒr ein Leben, dass sich der Umwelt und den Gegebenheiten der Natur anpasst. Eine Akzeptanz, dass menschliches Handeln nicht alles kontrolliert, sondern dass wir als Teil eines grĂ¶ĂŸeren Zusammenhangs leben dĂŒrfen. Die Natur ist dem Wandel unterworfen und das gleiche gilt fĂŒr uns Menschen: Unser Leben hat einen Rhythmus und wenn wir diesen wahrnehmen und uns anpassen, schöpfen wir neue Energie. Es ist entlastend zu hören, dass es auch eine Zeit zum Weinen gibt, eine Zeit zum Abschiednehmen und sogar eine Zeit fĂŒr Wut. Das menschliche Leben strebt nicht nach Perfektion, sondern darf in seiner FĂŒlle und GegensĂ€tzlichkeit angenommen werden.

Ab Vers 16 geht es um die Sterblichkeit alles Lebendigen. Wir lesen hier nicht von einer Jenseitshoffnung, sondern es geht um den Kreislauf von Staub zu Staub, in dem auch die Tiere eingeschlossen sind. Der Text entstand in einer Zeit der Krise der herkömmlichen Weisheit (4. -3. Jhr. v.Chr.) und man findet einige Bezugspunkte zu der Situation der Gegenwart: Der Autor beklagt Unrecht, auch an StĂ€tten, wo man ein gerechtes Urteil erwartet – die EnttĂ€uschung ĂŒber missbrĂ€uchliches oder ausbeuterisches Verhalten von Institutionen, in die man Vertrauen hatte, ist auch ein GefĂŒhl, das wir kennen. Der Zusammenhang des menschlichen Lebens mit dem nichtmenschlichen begegnet uns heute in der Diskussion um Tierhaltung, nachhaltige Landwirtschaft und schöpfungsgerechtes Wirtschaften. Der Text endet mit einer rhetorischen Frage: Wer weiß, ob unser Atem wirklich zum Himmel steigt? Diese Unsicherheit gilt es Auszuhalten und dennoch nicht im Zweifel ohnmĂ€chtig bleiben, sondern unsere Stunde zu erkennen und wahrzunehmen.

Ezechiel 34, 11-16b

Anmerkungen zum Text

Der Text ist Teil einer ausfĂŒhrlichen Gleichnisrede. In den Versen 1-10 wird den VerantwortungstrĂ€gern Israels (Hirten) ein verantwortungsloses Verhalten vor Augen gestellt. Das Volk (Herde) hat massiv darunter gelitten. Die anschließenden Verse beschreiben im Kontrast dazu, wie Gott an seinem Volk heilsam handelt.

Aspekte der Nachhaltigkeit

Das Bild des Hirten kommt aus biblischen Lebensumfeld: Der gute Hirt, der die Schafe nicht allein lĂ€sst – ein beruhigendes Bild: In Verwirrung, Bedrohung und Zerstreuung fĂŒhrt uns jemand an einen besseren, sicheren Ort. Besonders in Vers 16 muss ich daran denken, wie wichtig es fĂŒr unseren Alltag ist, zu heilen, zu reparieren, Dinge wieder zu richten. Die Unperfektheit annehmen und gleichzeitig Wandel und Besserung zu wollen – der Gedanke gefĂ€llt mir: Im Repair-CafĂ©, auf der Krankenstation, in der Nachhilfestunde mit SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern, beim GĂ€rtnern und im Gebet.

Lk 2,22-40

Anmerkungen zum Text

Der Evangelist Lukas erzĂ€hlt als einziger am Anfang seiner Überlieferung die Kindheitsgeschichte Jesu, dadurch bekommen wir einen Einblick in sein Werden und sein Wesen. In der Antike sind Kindheitsgeschichten Einstimmungen in das Wesen einer Person und ihre bedeutsamen Merkmale. Sie werden Biografien vorangestellt und sind keine historischen Berichte.

Aspekte der Nachhaltigkeit

Im Mittelpunkt der ErzĂ€hlung stehen zwei alte Menschen, die voller Strahlkraft und GrĂ¶ĂŸe handeln und sprechen: Simeon bedeutet „Erhöhung" und Hanna „Gnade". Die beiden machen mit ihren Worten und in ihrem Handeln deutlich, was sie in dem Kind erkenne, das von seinen Eltern zum Tempel gebracht wird: Im hohen Alter erkennen der Prophet und die Prophetin, dass in diesem kleinen Kind das Heil liegt. Die Eltern staunen ĂŒber diese Woche, fĂŒr sie ist der SĂ€ugling macht – und wehrlos, ein geliebtes Kind, aber wahrscheinlich ist es schwer zu fassen, dass er der Verheißene sein soll. Ein Kind bringt Freude, ein Kind bringt Hoffnung – mehr als nur fĂŒr die unmittelbare Familie, sondern auch fĂŒr die Menschen, die es sehen. Eine Verheißung, ein Versprechen – das, was zerbrochen ist, kann heilen. Erst dann kann Simeon in Frieden scheiden – er hat gesehen, dass es weitergeht und er schaut voll Hoffnung auf das, was kommt.

Dr. Eva Marta Baillie, Mainz