Neujahrstag / Hochfest der Gottesmutter Maria (01.01.24)

Neujahrstag / Hochfest der Gottesmutter Maria

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jak 4,13-15 Num 6, 22-27 Gal 4, 4-7 Lk 2, 16-21

Jak 4,13-15

Jakobus wendet sich in seinem Brief an Gemeindeglieder, die auf Gewinn aus sind: In eine Stadt zu reisen, wo gute Geschäfte warten, so sehen ihre Pläne für das neue Jahr aus. Auf diese «Geschäftlimacher» ist Jakobus nicht gut zu sprechen, geht es ihnen doch weder um die Stadt, in die sie reisen, noch um die Menschen, die dort leben. Nur den Profit, den sie erwirtschaften wollen, haben sie vor Augen. Das erinnert an Konzerne, die in anderen Ländern ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, sondern auf Kosten der lokalen Bevölkerung Boden¬schätze und Arbeitskräfte ausbeuten und die Umwelt belasten. Jakobus hält dagegen: Glaube verlangt Werke, nicht Profit. In Werken zeigt sich, dass der Glaube lebt. Das konkrete Handeln dient anderen zum Leben und zum Glauben (2,14–17). Die Werke richten sich an das Gegenüber, an die Nächsten und die Fernen auch, während Profitgier nur auf eigenen Reichtum aus ist.

Das Leben empfängt sich aus Gott und untersteht Gottes Willen. «So Gott will, werden wir leben und dies oder jenes tun» (4,15)! Diese Redewendung «so Gott will» erinnert nicht nur daran, dass das Leben als solches aus Gottes Willen empfangen wird, sondern in ihr schwingt auch mit, dass die Lebensgestaltung, das Tun von Diesem und Jenem, nach Gottes Willen geschehen soll. Leben, wie Gott es will, verbindet mit den Nächsten, die auch leben wollen und deren Leben Gott auch will. Nicht persönliche Profite sind Ziele des neuen Jahres, sondern wie die Gemeinschaft, die christliche Gemeinschaft und die weltweite Gemeinschaft aller Menschen, von diesem Jahr profitiert. Wird es global weniger Umweltbelastung geben, oder wird der Meeresspiegel weiter ansteigen und Menschen und ihre Heimat gefährden?

Num 6,22-27

Leben wird empfangen und ist auf Segen angewiesen. Der Aaronitische Segen fasst in performative Rede, was Jakobus konstatiert: «Wenn der Herr es will, werden wir leben». Gott möge im neuen Jahr die Gemeinde segnen, behüten, sein bzw. ihr Gesicht über ihr leuchten lassen, sich ihr zuwenden und Frieden geben. Gottes Name soll auf die Versammelten gelegt werden (V 27). Oder umgekehrt: Die Versammelten sollen den Namen Gottes tragen, ihre Gesichter das Leuchten und den Glanz von Gottes Gesicht (Ex 34,29). Wo Menschen sich einander zuwenden und am Frieden arbeiten, widerspiegeln sie den Glanz von Gottes Angesicht, reflektieren ihn, und in der Welt glänzen Hoffnungsschimmer auf.

Gal 4,4-7

Jakobus und Paulus, die sich in der Frage über die Werke des Glaubens nicht einig zu sein scheinen, für einmal aus einer Perspektive verstehen und zusammendenken? Warum nicht! Nicht Sklaven sind wir, sagt Paulus, sondern Gottes Kinder, die «Abba» rufen, «lieber Vater!» Erbinnen sind wir, denen der Reichtum von Gottes Schöpfung zufällt, einfach so. Es ist ein Reichtum, der allen gehört und der die Erben dazu auffordert, dies und jenes zu tun – nicht nach dem Buchstaben eines Gesetzes, sondern frei als Söhne und Töchter Gottes, die den Willen Gottes verinnerlicht haben und wissen, was im Sinne ihres Vaters, des Erblassers ist, was «Gott will» (Jak 4,15). In unseren Herzen regt sich Christi Geist und lenkt unser Handeln. Gottes Erbe soll allen Menschen zuteilwerden, vom Reichtum jede Bewohnerin der Erde profitieren können. Wir wissen, was zu tun ist im neuen Jahr, wir tragen es in unseren Herzen.

Lk 2,16-21

Die Hirten richten bei der Krippe das Wort aus, das ihnen über dieses Kind kundgetan worden ist. Und zurück auf dem Feld preisen sie Gott dafür, dass sie gehört und gesehen haben, was ihnen gesagt worden war. «Euch wurde heute der Retter geboren» (2,11) und «Friede auf Erden» (2,14).

Am ersten Tag des neuen Jahrs erhält das Kind seinen Namen. Es ist ein Name, der ebenfalls bereits vorherbestimmt war aus Gottes Mund. Jetzt wird er mit dem Kind verbunden. Dass «Gott rettet», wird Wirklichkeit in «Jesus».

Das Wort des Engels und die Worte der Hirten, beide ergehen an Maria, die Mutter Jesu, und Maria «bewegt» diese Worte in ihrem Herzen. Das griechische Verb sumballein meint eigentlich, etwas im Geist zusammenzustellen, sich etwas zusammenzureimen, zu begreifen. Maria reimt sich zusammen, wie sich die göttlichen Worte in ihrem Kind erfüllen, was das alles, was ihr mit diesem Kind widerfährt, zu bedeuten hat. Andere werden es nicht begreifen und werden nicht verstehen, dass in diesem Menschen Gott zur Welt gefunden hat und dass in seinem Wirken Gottes Reich der Liebe und der Gerechtigkeit auf Erden Platz ergreift. Ein neues Jahr gestaltet sich in Ausrichtung auf diese gerettete Welt. Dennoch wird Krieg geführt an vielen Orten. Die Kriegstreiber, darunter auch christliche Religionsführer, tun nicht, was Gott will, verschliessen ihre Herzen dem Geist Christi. Friede auf Erden: Die Welt ist angewiesen auf Frauen wie Maria, die in ihrem Herzen begreifen, wie der Friede auf die Erde kommt, und am Frieden arbeiten. WILPF (Women's International League for Peace and Freedom) ist nur ein Beispiel dafür.

Esther Straub