18. Sonntag nach Trinitatis / 29. Sonntag im Jahreskreis (19.10.14)

18. Sonntag nach Trinitatis / 29. Sonntag im Jahreskreis

 

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Eph 5, 15-21 Jes 45, 1.4-6 1 Thess 1, 1-5b Mt 22, 15-21

 

Stellung im Kirchenjahr

Mit diesem Sonntag beginnen 2014 in Rheinland-Pfalz und in Hessen die Herbstferien. Das Leitbild nach der Pfälzischen Agende bewegt sich zwischen Gottes Gebot und der Freiheit einer Christenmenschen.

 

Eph 5, 15-21

Exegetische Überlegungen

Der Epheserbrief ist nicht von Paulus selbst, sondern wahrscheinlich von einem seiner Schüler im Sinne des Paulus geschrieben..

Die Verwandtschaft mit dem Kolosserbrief ist so deutlich, dass von einer direkten literarischen Abhängigkeit ausgegangen werden kann, die vor allem in unserem zweiten Teil des Briefes  erkennbar ist. Da in den ältesten Handschriften im Präskript des Briefes bei der Nennung der Empfängerinnen und Empfänger die Ortsangabe fehlt, könnte es sich um eine Art Rundbrief handeln. Konkrete Kenntnisse über die besonderen Verhältnisse in der empfangenden Gemeinde fehlen. Weder ist eine Verfolgungssituation vorauszusetzen noch sind Konflikte und Auseinandersetzungen erkennbar.

Wie der Kolosserbrief ist auch der Epheserbrief in einen lehrhaften (Kap.1–3) und einen ethischen, bzw. paränetischen (Kap. 4–6) Teil aufgeteilt. Es geht um die Einheit des Glaubens und der Kirche, die sich aus dem Heilsereignis in Jesus Christus ergeben. Christinnen und Christen sollen als neue Menschen leben, die ihre Vernunft gebrauchen, um den Willen Gottes zu erkennen und zu tun. Der letzte Vers der Perikope (21) gibt der folgenden Haustafel ihren klaren Platz und ihre Funktion innerhalb der Paränese.

Predigtimpulse

Unser Leben ist wertvoll, es macht einen Unterschied, auf welche Art wir leben. Welche der vielen uns angebotenen Richtungen ist die richtige? Werde ich auf einem dieser Wege wirklich ans Ziel meines Lebens kommen? Werde ich so der Mensch werden, der ich als Geschöpf Gottes sein könnte? Was ist der Wille Gottes für mein Leben? Es gibt so viel Wunderbares zu entdecken im Leben. Jeder neue Tag ist ein Geschenk und lässt uns Erfahrungen sammeln, die uns reicher machen. Wir können Gott erfahren in dem, was das Leben uns bringt, in der Liebe, die wir erleben, in den Beziehungen zu anderen Menschen.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Im Brief an die Gemeinde in Ephesus bekommen wir Ratschläge, wie unser Leben sinnvoll werden kann. Als weise Menschen leben, das heißt alle fünf Sinne zu nutzen, um Erfahrungen zu machen. Und dann diese Wahrnehmungen einzusetzen, um Gerechtigkeit und Frieden voranzubringen. Weise sein bedeutet, die Erfahrungen der Generationen vor uns aufzunehmen und weiterzuverarbeiten. Und daran zu denken, dass noch Lebewesen nach uns kommen werden, die auch noch auf dieser Erde leben wollen.

 

1. Thess 1, 2-10

Exegetische Überlegungen

Paulus schreibt diesen Trostbrief auch im Namen seiner Begleiter Silvanus und Timotheus an die junge Gemeinde in Thessalonich in der Hoffnung auf das baldige Wiederkommen Christi. Der Brief als kommunikative Handlung drückt das Beziehungsgeschehen zwischen Paulus und seinen Leserinnen und Lesern aus, in dem wiederum „Gottes Macht in Beziehung“ (vgl. Carter Heyward)  sichtbar wird. Paulus beginnt mit einer wahren Lob - und Dankhymne über die junge Gemeinde und verschweigt auch nicht, was er selbst dazu beigetragen hat, dass die Menschen fest im Glauben an Jesus Christus stehen.

Predigtimpulse

Es tut gut, auch einmal über solch einen positiven Text zu predigen. Viel zu viele Menschen leiden unter mangelnder Anerkennung. Gerade in christlichen Kreisen war es früher nicht üblich zu loben, wohl aus Angst vor Unbescheidenheit und Selbstüberhebung. Es ist wichtig, Menschen zu sagen, was sie gut gemacht haben. Es ist auch nötig andere darauf aufmerksam zu machen und Schattenarbeit sichtbar zu machen.

Gerade auch im kirchlichen, ehrenamtlichen Bereich. Wer das Gute tut und es auch benennt, gibt anderen die Chance, es gleich zu tun. Falsche Bescheidenheit nützt also nichts, nützt auch dem Evangelium nicht. Es muss erkannt werden als gute, als frohe und befreiende Botschaft. Wenn es nicht zu sehen ist, wenn nicht davon geredet und danach gehandelt wird, kann es nicht wirken und Hoffnung machen.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Gutes Beispiel sollte Schule machen, andere motivieren es nachzuahmen. Auf dem Kirchentag hat viele am meisten beeindruckt, wie viele Menschen sich in unzähligen guten Projekten für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung engagieren. So etwas macht Mut, an unserem Platz mit unserer begrenzten Kraft weiter zu arbeiten und für einen bessere Welt zu kämpfen.

 

Mt 22, 15-22

Exegetische Überlegungen

Das Thema Steuern erhitzt nicht erst heute die Gemüter. Für die Menschen damals ging es dabei aber noch viel mehr ums nackte Überleben. Die von den Römern erhobene und brutal eingetriebene Kopfsteuer bewirkte bei der Landbevölkerung bittere Armut, Hungersnot, Verschuldung und daraus resultierende Sklaverei. Häufige Unruhen und Aufstände waren logische Folge. Die Fangfrage (Vers 17), die Jesus hier von jüdischen Gelehrten gestellt wird, dreht sich also um die Frage, ob es für einen gläubigen Juden möglich und richtig ist, dem Kaiser in Rom Steuern zu zahlen und damit anzuerkennen, dass dieser Kaiser sich anmaßt, göttliche Macht über seine Untertanen zu haben.

Predigtimpulse

Was soll das denn nun heißen: “gebt Gott, was Gottes ist!” Es bleibt unsere Aufgabe, immer wieder zu fragen, was Jesus wohl in einer Situation tun würde und wie wir Gottes Liebe lebendig machen können.

Bezug zur Nachhaltigkeit

Wir leben als menschliche Individuen inmitten eines komplizierten Geflechts von Beziehungen zu Menschen , Tieren und Pflanzent. Wir dürfen uns nicht einfach nur anpassen. Wir müssen die Augen offen halten, Unrecht erkennen und auch benennen. Wir müssen unsere Ohren spitzen, um die verzweifelten - oft lautlosen Schreie der gequälten und unterdrückten Kreaturen zu hören. Wir haben anzupacken, wo Hilfe nötig ist. Und wir sind gefragt, deutliche Standpunkte einzunehmen, auch wenn sie unbequem sind und auf Unverständnis stoßen. Manchmal wird Gott genau dort lebendig, wo wir uns weigern, alles mitzumachen, was eben so üblich ist, weil alle es machen ( andere hereinlegen,  Steuern hinterziehen, lügen und betrügen, Kinder mit  Konsumgütern zuschütten, etc)  

 

 

M. Horak-Werz