Letzter Sonntag nach Epiphanias / 4. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
2 Kor 4,6-10 | Dtn 18, 15-20 | 1 Kor 7, 32-35 | Mk 1, 21-28 |
Zum evangelischen Predigttext 2. Korinther 4, 6 - 10:
Wir sind Ă€ngstlich, wir werden von unseren Sorgen erdrĂŒckt, unsere Gesundheit, sogar unser Leben ist bedroht, doch ausgerechnet wir sollen den Glauben weitergeben und andere mitreiĂen? Wie ist es ĂŒberhaupt möglich, dass der Schatz des Glaubens in solch zerbrechlichen, irdenen GefĂ€Ăen wie uns bewahrt und weitergegeben wird?
Jesus, in dessen Antlitz uns Gottes Herrlichkeit sichtbar wird, Jesus musste einen schĂ€ndlichen Tod sterben â doch Gott hat ihn auferweckt. Auch wir können zerbrochen werden, aber Gott verlĂ€sst uns nicht und wird uns auferwecken. Das erhoffen wir fĂŒr unsere Todesstunde. Jetzt aber hoffen wir: Wenn wir an der eigenen UnzulĂ€nglichkeit und der TrĂ€gheit unserer Mitmenschen zu zerbrechen drohen, gibt uns dieser Glaube Kraft, nicht zu verzagen.
Zu Dtn 18, 15 - 20 und Mk 1, 21 - 28:
In dem Abschnitt aus dem Deuteronomium verspricht Gott dem sterbenden Moses, dass er seinem Volk einen Propheten schicken wird, wenn das Volk ein Wort, eine Weisung Gottes braucht. Auf diesen Propheten soll das Volk hören. Ein Prophet ist ein von Gott âberufener Rufer".
Markus kennt natĂŒrlich diese VerheiĂung aus dem Deuteronomium. Markus glaubt, dass Jesus solch ein Prophet ist. Deshalb erzĂ€hlt er als Anfang von Jesu öffentlichem Wirken, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum die Schrift auslegt: âEr lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat".
Und Markus fĂ€hrt gleich fort mit der erfolgreichen Austreibung eines unreinen Geistes. Jesus droht dem unreinen, d.h. unheiligen Geist: âSchweig und verlass ihn (den Besessenen)!" Jesus wird also von Markus von Anfang an als Prophet Gottes und als der Heilige Gottes bezeichnet und auch verehrt.
Erflehen wir fĂŒr unsere heutigen Weltprobleme ein Wort Gottes durch einen Propheten? Die meisten Propheten, von denen im Alten Testament etwas ĂŒberliefert wurde, mussten BuĂe und Umkehr predigen â und fanden zu Lebzeiten wenig Anerkennung, wurden oft verfolgt. Und Johannes dem TĂ€ufer, Jesus und seinen ersten AnhĂ€ngern erging es nicht besser. Nehmen wir heute die Stimmen der Verfolgten und UnterdrĂŒckten wahr? Als Propheten, durch die Gott zu uns spricht?
Merken wir auf, wenn jemand mit Vollmacht spricht? Und unheilige Geister vertreibt? Immer wichtiger erscheint mir die Sprache, die wir verwenden. Wollen wir erhellen, aufklÀren, Verbindungen herstellen? Oder beherrschen, abgrenzen oder verschweigen? Nehmen wir Kritik an unserer eigenen Sprache ernst? Oder wissen wir alles besser?
Zu 1. Korinther 7, 32 â 35:
Angesichts einer bald vergehenden Welt nimmt Paulus Stellung zu verschiedenen Lebensformen in der Gemeinde in Korinth. Er behandelt auch die Frage, ob man besser heiraten oder unverheiratet bleiben soll. In 1 Kor 7, 25 sagt Paulus deutlich, dass er dazu kein âGebot des Herrn habe". Er bevorzugt aber die Ehelosigkeit (s. Verse 32 â 38), um so besser dem Herrn dienen zu können.
Darin ist sicher Paulus nachzueifern: Sehr deutlich unterscheiden, was âGebote des Herrn" sind und was eigne Meinung ist. Und diese eigene Meinung sollte man auch begrĂŒnden. Beim BegrĂŒnden muss man dann sehr auf der Hut sein: Sehr leicht passiert, dass man Erfahrungen, die der eigenen Meinung widersprechen, âvergisst" oder âverdrĂ€ngt". Wie es hier auch Paulus unterlĂ€uft: Etwas verwunderlich ist nĂ€mlich, dass Paulus zwar eng zusammenarbeitete mit höchst engagierten Paaren wie Priska und Aquila (vgl. Apg 18; Römer 16, 3-5). Aber in diesem Textabschnitt kann er Verheiratete nur wahrnehmen als solche, die ihre KrĂ€fte zwischen dem Ehepartner und der Sache Jesu aufteilen mĂŒssen (nach Sabine Biberstein, Der erste Korintherbrief, in: Paulus schreibt den Gemeinden, Bd.1, Kath. Bibelwerk, Stuttgart 2020, S.257).
Zu solchen Vergesslichkeiten und VerdrĂ€ngungen neigen wir, wie Paulus, umso mehr, wenn unsere gewohnte Welt zusammenzubrechen droht. Bei Paulus war es die Naherwartung des Reiches Gottes und das endgĂŒltige Ende dieser Welt. Wir können sehr einseitig werden angesichts von drohenden Kriegen, welche die ganz Welt zerstören, und Klimakatastrophen, die unser Leben beenden. Da helfen die ermunternden Worte, die Jesus zu seinen JĂŒngern bei Mt 10,16 â 39 spricht. Mit lustigen Vergleichen: Was haben Spatzen mit den Haaren auf meinem Kopf zu tun (Verse 29-31)?
Michael Strake, HĂŒtschenhausen