16. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis (20.09.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Hebr 10,35-
36(37-38)39;
2 Kön 4,18-37;
Joh 11,1(2)
3.17-27
(28-38a)38b-45;
2Tim 1,7-10;
Klgl 3,22-
26.31-32:
Lk 7,11-17 [www.stichwortp.de]

 

16. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Joh 11, 1(2)3.17-27.41-45 Weish 2, 1a.12.17-20 Jak 3, 16 - 4, 3 Mk 9, 30-37

Der Verfasser betrachtet alle vorgesehen Predigtperikopen. Stichworte zur Nachhaltigkeit, insbesondere zum Jahresthema: „Wandel gestalten“:

Im Menschen ist offensichtlich ein Machtstreben wirksam und negativ lebendig. In allen drei Texten der katholischen Reihe wird dies aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Im Buch der Weisheit wird der andersdenkende Mensch und hier letztlich Gott auf die Probe gestellt, auf eine grausame Probe durch anmaßende Menschen, die glauben, alles zu wissen und zu können. Im Jakobusbrief stehen die krankhafte Eifersucht und der ungezügelte Ehrgeiz einiger Menschen im Vordergrund. Ehrgeizig, nur an sich denkend, sucht der Mensch seine Ziele zu verwirklichen, seine eigenen Ziele, oft ohne Rücksicht auf andere. Im Evangelium nach Markus geht es um ein ähnliches Thema: Das Machstreben, häufig unterschwellig, getarnt, endend in der Frage, wer denn der Größte sei.

In jedem dieser Texte zeigen die biblischen Verfasser Wege des Wandels auf; wie können diese tödlichen Kräfte gewandelt werden?

Letztlich im Vertrauen auf die Liebe Gottes, die uns alles, wirklich alles geschenkt hat: Leben, Würde, das Sein bei Gott, der der ganz andere ist. Ein Gott der nicht ein gesellschaftliches Oben und Unten kennt, ein Gott, für den wir alle Geschwister in ihm sind. Genau dies zeigt Jesus im Evangelium nach Johannes (ev. Reihe) zum Beispiel im Gespräch mit Marta, welches für einen gläubigen Juden einen Skandal darstellt. Ein Gespräch, ein theologischer Disput mit einer Frau? Undenkbar. Das Spiel von Macht und Ehrgeiz durchbricht Gott in Christus.

 

Stellung im Kirchenjahr

Dieser Sonntag liegt in mitten im Kirchenjahr. Die großen Feste sind gefeiert, es ist Ruhe eingekehrt, Normalität.

Umso intensiver können dann solche Texte, wie die heutigen, Menschen aufrütteln, ihnen einen Spiegel vorhalten, angesichts der Kriege unserer Zeit, der Ungerechtigkeiten sozialer Art, der Ausbeutung von Menschen, um selber besser da zu stehen.

Mk 9, 30 – 37

Exegetische Hinweise

Es handelt sich um die zweite Leidensankündigung Jesu auf dem Weg durch Galiläa, das Ende in Jerusalem rückt näher. Markus spricht von einer Lehre Jesu. Welcher Lehre?

Jesus wollte die Menschen zum Kern ihrer selbst führen: Jeder Mensch ist kostbar, so die Botschaft. Die Jünger verstehen das nicht wirklich, sie denken allzu menschlich und dadurch entfernten sie sich von Jesus. Auf seine Frage, was war, schwiegen sie betroffen, denn es ging um Macht.

Im Kind, das damals nichts galt und welches Jesus in die Mitte stellt, wird menschliche Größe sichtbar: Gott nahe zu sein gelingt in der Umkehr der Herzen: zu werden wie ein Kind, dem Unbedeutenden und Unfertigen Raum geben. Selbst klein werden, damit das Unbedeutende, Unfertige in mir und anderen Menschen angenommen werden kann.

Assoziationen

Der Wunsch, der Größte zu sein, der Beste, ist zerstörerisch, entfacht Streit, Krieg, entfernt von Gott, weil ich selber möglichst nah an seine Stelle rücken möchte.

Das Bild des Kindes, welches Jesus benutzt, ist eindrücklich und heilsam:
Ausgerechnet ein Kind stellt er in die Mitte, dort, wo die Mächtigsten stehen sollten, steht das Wertlose, Kleine, Verachtete.
Im Kleinen, im Unfertigen, im Unbedeutenden – im Kind –ist Gott dem Menschen nahe. Menschen können nur dann groß sein, wenn sie dieses Unfertige annehmen und damit dann auch bei den Menschen, die in ihren Augen unfertig und klein sind.

Um das gelingen zu lassen braucht es einen Wandel der Herzen, braucht es den Wandel in unserem Leben. Nicht der Perfektionismus, das vermeintliche Können führt uns weiter sondern die Erkenntnis: Ich darf unfertig und klein sein. Gerade darin sind wir Geschwister und spüren, Gott schenkt uns seine Liebe. Nicht wir sind die „Macher“.

Weish 2, 1a.12.17 – 20

Exegetische Hinweise    

Der Verfasser dieses Buches ist mit großer Sicherheit ein griechisch sprechender Mann. Man schrieb dieses Buch Salomo zu, um deutlich zu machen, dass diese Schrift unter der Autorität des größten Weisen Israels steht. Entstanden ist die Schrift wahrscheinlich im 1. Jahrhundert vor Christus in Alexandria. Im vorliegenden Abschnitt geht es um das Treiben der Frevler.

Assoziationen

Frevler, wie sie im Text genannt werden, kennen nur ihre eigenen Gedanken, ihren eigenen Weg und verfolgen gnadenlos die Wege anders denkender Menschen. Sie fühlen sich ermächtigt, Menschen auf die Probe zu stellen, Gott zu spielen und zu entscheiden, wer wirklich Gott ist.
Genau so ergeht es vielen Christen in immer mehr Ländern der Erde.
Wandel gestalten kann hier bedeuten, nicht schweigend zusehen, Mut haben, Zeugnis für den Glauben abzulegen. Hinsehen, benennen, eintreten für den Glauben an den Gott der Liebe, ihn nicht mutlos verbergen, nicht zulassen, dass er stillschweigend aus unserer Kultur verschwindet.

Jak 3, 16 – 4,3

Exegetische Hinweise

Der Jakobusbrief zählt zu den sogenannten katholischen Briefen, weil diese Briefe eine weltweite Bestimmung haben sollten und katholisch bedeutet nichts anderes als weltweit. Den ersten dieser Briefe schrieb man Jakobus zu. Er zählt zur Weisheitsliteratur. Es geht insbesondere um die Sorge um die Armen, um Beständigkeit und Gebet.

Assoziationen

Eifersucht und Ehrgeiz sind Zeichen des Machstrebens. Wie schon in den anderen Texten wird auch hier deutlich: genau das passt nicht zum Leben als Christ. Papst Franziskus hat dies seit seinem Amtsantritt sehr deutlich gemacht, zum Beispiel durch die Eindämmung des Prunks, die Rückführung zur Bescheidenheit, die Abschaffung vieler Ehrentitel. Er ist das beste Beispiel für einen gestalteten Wandel gegen alle Herrschaftsansprüche.

Joh 11, 1(2) 3.17–27.41–45

Exegetische Hinweise

Die Erzählung von der Auferweckung des Lazarus ist eine der vielen Zeichen im Johannesevangelium und steht am Beginn der Leidensgeschichte und gibt eine Deutung seiner Passion: ein Weg durch den Tod hindurch.

Assoziationen

Martas Vertrauen in Gott ist auch durch den Tod ihres Bruders nicht zu erschüttern. Sie vertraut auf den Gott des Lebens. Marta, die Frau ist es, die Gott im Tiefsten vertraut.

Gestalteter Wandel : Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, hat vor Gott die gleiche Würde. Die eigentliche Lehre, die Kernbotschaft der Liebe Gottes, des Todes und der Auferstehung, findet sich in dieser Unterweisung einer Frau, Martas.

Godehard König, Rottenburg