17. Sonntag nach Trinitatis / 26. Sonntag im Jahreskreis (27.09.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK): Mk 9,17-27; Gal 3,26-29; Jos 2,1-21; Mt 15,21-28;
Röm 10,9-
17(18);
Jes 49,1-6 [www.stichwortp.de]

 

17. Sonntag nach Trinitatis / 26. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Mt 15, 21-28 Num 11, 25-29 Jak 5, 1-6 Mk 9, 38-43.45.47-48

Der Autor geht auf alle Bibelstellen des Tages ein. Stichworte: Dran bleiben! (Mt 15, 21-28); Verantwortung teilen (Num 11, 25-29); Schrei nach Gerechtigkeit (Jak 5, 1-6); Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns (Mk 9, 38-43.45.47-48)


Exegetische Anmerkungen zu den Bibelstellen:

Num 11, 25-29:

"Die Geistbegabung der 70 Ältesten wird Num 11,24-30 im Zusammenhang mit der Wanderung Israels durch die Wüste erzählt. Und das Wichtigste: sie erscheint im Kontext gerade als Antwort Gottes auf die Unzufriedenheit und die Klagen des Volkes wegen der Strapazen und Entbehrungen auf dem Wüstenzug, dessen Ziel das Gelobte Land ist. Der Antwortcharakter unserer Perikope verstärkt sich durch den Umstand, dass es gerade Mose war, der Jahwe verzweifelt bittet, doch selbst wieder die Verantwortung für sein Volk zu übernehmen. Das, was zunächst nach Entlastung des Mose aussieht, nämlich die Bestellung der 70 Ältesten, ist ursprünglich die amtliche Bestätigung der alten Sippenordnung. Auf diesem Hintergrund hinterfragt die Erzählung von der „Geistbegabung“ der 70 Ältesten jede „monarchistische“ Führungsideologie, die sich auf Mose als alleinige Führungsperson beruft und diese Führung verkörpern will. Sie widerspricht ebenso einer „anarchistischen“ Idee, die die Einheit des Volkes durch auseinanderstrebende Interessen und Bedürfnisse gefährdet. Denn es ist auch der Geist des Mose, der auf die 70 Ältesten herabkommt. "[1]

Predigtskizze: Verantwortung teilen (Num 11, 25-29)

„Die Krone wiegt schwer“, sinnierte einmal der Schauspieler Jack Nicholson in einer seiner Paraderollen. Wer die Nummer 1 ist, wer das Sagen hat, dem wird bewusst, wie schwerwiegend es ist, Verantwortung zu tragen. Zwar gibt es das Sprichwort: „wem es in der Küche zu heiß ist, der darf nicht Koch werden“, jedoch wird auch der größte Machtmenschen nicht ohne die Hilfe anderer auskommen.

Auch Mose hatte es gewiss nicht leicht für das Volk Israel die Führungspersönlichkeit schlechthin zu sein. Er wurde für Erfolg, aber vielmehr noch für Misserfolge, verantwortlich gemacht. Wohltuend ist daher die Stelle aus dem Buch Numeri, indem ein Teil des Geistes Gottes, der auf ihm ruhte, nach Rücksprache mit ihm von Gott auf die siebzig Ältesten verteilt wurde. Von „prophetische Verzückung“ ist in der Folge zu lesen, die für eine Menge Aufsehen gesorgt hat. Dies passte jedoch nicht jedem, dementsprechend richtet der sicherlich von dem Treiben irritierte Josua das mahnende Wort an Mose, mit der Forderung dem Ganzen ein Ende zu setzen.

Einzelkämpfer können die großen Herausforderungen unserer Tage auch nicht alleine meistern. Es braucht zwar Führungspersönlichkeit, aber ohne Unterstützer, die ihnen zur Seite stehen, ist die Last nicht zu tragen. Der Wunsch Mose: „Wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!", ist auch für unsere Zeit mehr wie wünschenswert. Menschen, die aus demselben Geist heraus Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen, die sich zu einem universalen Prophetentum berufen fühlen, sollen die Welt gestalten. Dieser Auftrag ist kein exklusiver, der andere ausschließt, im Gegenteil. Es geht darum sich über jeden zu freuen, der mitanpackt, mitgestaltet, sich mitfreut.

Bezüge zur Nachhaltigkeit, Beispiele zur Umsetzung und weitere Kontexte:

1. Dran bleiben! (Mt 15, 21-28)

Kämpf um dein Recht, gib nicht auf! Das ist die Botschaft der kanaanäische Frau aus dem Matthäusevangelium. Auch wenn sie sich einiges dafür anhören muss. Erfolg gibt es nicht zum Nulltarif. Es gilt das Sprichwort: wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren! Ihr Kind ist den Einsatz wert. Wenn es um Leben, Gesundheit und Gerechtigkeit geht, braucht man einen langen Atem und ein dickes Fell.

2. Schrei nach Gerechtigkeit (Jak 5, 1-6)

„Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel“. Ausbeutung findet in unserem Auftrag, oder zumindest mit unserer stillschweigenden Billigung, an vielen Orten statt. Blutige Kinderhände nähen unter katastrophalen Bedingungen unsere Marken zusammen. Wir tragen ihre Ungerechtigkeit mit uns herum. Die „Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere“ schallt die Drohung des Jakobusbriefs. Es ist an der Zeit umzudenken und hinzuschauen!

3. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns (Mk 9, 38-43.45.47-48)

Von Helmut Kohl stammt das gern zitierte Wort: „Entscheidend ist, was hinter heraus kommt“. Kleinkariert petzen die Jünger Jesus: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.“ Jesus bleibt jedoch ganz entspannt, indem er darauf hinweist, dass keiner, der in seinem Namen Wunder tut, so schlecht von ihm reden kann. Letztlich spielt es nämlich keine Rolle, wer das Gute tut, viel wichtiger ist, dass es getan wird.

Tragischer Weise wurde dieser Bibelstelle ihre Weite und Entspanntheit durch die Umkehrung genommen. „ Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ zeugt von einer völlig anderen Geisteshaltung, wie: „wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“. Ich kann doch schon zufrieden sein, wenn keiner gegen mich ist. Dies bedeutet eine Art von stillschweigender Zustimmung.

Thomas Stephan, Germersheim

Literatur/ Quellen:
Die Bibel. Einheitsübersetzung, Freiburg-Basel-Wien 1980.

Zu Numeri 11:
https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.php/185/b_jahreskreis.26_l1_num.pdf (04.06.2014)