Altjahrsabend / Silvester (31.12.15)

Altjahrsabend / Silvester 2015


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. Evangelium
Röm 8, 31b-39 1 Joh 2, 18-21
Hl. Silvester I: Ez 34, 11-16
Joh 1, 1-18
Hl. Silv.: Mt 16, 13-19

Röm 8, 31b-39

1. Exegetische Anmerkungen

In den Kapiteln 7 und 8 des Römerbriefes entfaltet Paulus seine Rechtfertigungslehre an den Stichworten Gesetz und Freiheit. Es geht um die Freiheit der Kinder Gottes, und ihre Hoffnung auf Rettung. Diese Hoffnung teilen sie mit der gesamten Schöpfung. Auch wenn sie nur hoffen können, haben die Kinder Gottes eine große Gewissheit durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Von der Liebe Christi können auch die schlimmen Erfahrungen der Verfolgung oder Katastrophen oder Krieg nicht trennen. Ja, nicht einmal überirdische Mächte stehen der Liebe Gottes im Weg.

2. Predigtimpulse

Als Dietrich Bonhoeffer das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" dichtete, hat ihm dieser Text vor Augen gestanden. Beide gehören in den Gottesdienst am Silvesterabend. Das vergangene Jahr, seine Freude und sein Leid sollen gewürdigt werden und die Tür zum neuen Jahr mit Mut und Vertrauen geöffnet werden.

3. Bezüge zur Nachhaltigkeit

Was gibt uns angesichts der Kriege und Diktaturen, der Umwelt- und Klimakatastrophen und anderer Schrecken, Mut und Hoffnung zum Leben. Sicher auch die Möglichkeit, sich für eine lebenswerte Zukunft nachfolgender Generationen einzusetzen. Die Debatte um Nachhaltigkeit reicht weit über unser Leben hinaus. Zwar gibt es wichtige Ziele, die nach menschlichem Ermessen sehr bald erreicht werden müssen, wenn es eine Zukunft für die Menschen auf der Erde geben soll, aber wir wissen auch, dass wir, wenn überhaupt, nur einen Zwischenstand erleben werden. Danach werden unsere Nachfahren die gleichen und neue Fragen zu beantworten haben. Römer 8 relativiert unsere Anstrengungen, aber desavouiert sie nicht, sondern macht sie wertvoll und notwendig. Der Glaube ordnet sie ein, gibt uns Kraft etwas zu tun, gibt uns Hoffnung auf das Reich Gottes. Aber er zeigt mir auch eine Begrenztheit und mein angewiesen sein auf Gottes Erbarmen

 

Ez 34, 11-16

1. Exegetische Anmerkungen

Kapitel 34 beginnt mit einer Klage über die schlechten Hirten. Dies sind die Führer und Könige Israels, denen vorgeworfen wird, nur an sich selbst zu denken und ihre Herde sich selbst und wilden Tieren zu überlassen. Dies ist der Grund für das Gericht, die Zerstörung des Tempels und Jerusalems und das babylonische Exil. Ganz anders Gott, der Herr: Als wahrer Hirte wird er die Herde sammeln, wieder zurückführen und eine neue und gute Ordnung schaffen.

2. Predigtimpulse

Dieser Text, an Silvester gelesen, kann anregen, an Schwierigkeiten und Katastrophen des vergangenen Jahres zu erinnern. Viele sind auch durch schlechte Hirten, durch falsche Weichenstellungen und falsche Politik zustande gekommen. Aber dies soll nicht das letzte Wort sein. Es gibt eine andere Zukunft. Gott will für die Opfer, die die falsche Politik gefordert hat, sorgen. Die Verletzten, die Vertriebenen, die Schwachen liegen ihm am Herzen, aber auch die Fetten und Starken. Im neuen Jahr sollen sie zur Ruhe kommen und sich in der Obhut eines guten Hirten wissen.

3. Bezüge zur Nachhaltigkeit

Die Hörer des Propheten Ezechiel wussten, wen der Prophet mit den schlechten Hirten meinte. Auch wir können auf diese Weise indirekt diejenigen nennen, die die derzeitigen Krisen verursacht haben oder nichts dafür tun, dass sie gelöst werden. Schlechte Hirten gibt es auch heute und sie machen es denen, die sich für eine andere Wirtschaftsordnung oder einen anderen Lebensstil einsetzen, nicht leicht. Aber es finden sich vielleicht auch Beispiele für gute Hirten, d.h. Verantwortungsträger, die begriffen haben, was nachhaltige Entwicklung ist und die sich im vergangenen Jahr erfolgreich bemüht haben, etwas von diesen Ideen umzusetzen. Denn der gute Hirte, Gott, der Herr, handelt ja auch heute durch Menschen, die sich von ihm bewegen lassen.

Stefan Weiß