o2.o6.24 – 1. Sonntag nach Trinitatis / 9. Sonntag im Jahreskreis

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jer 23,16-29 Dtn 5, 12-15 2 Kor 4, 6-11 Mk 2,23 - 3,6
oder kurz: Mk 2, 23-28

Markus 2: 23-28

Jesus sagt im heutigen Evangelium zu den Pharisäern:

»Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.« Die Pharisäer hatten so viel Wert auf die Einhaltung des Sabbats gelegt, dass sie den Zweck des Sabbats vergaßen. Er war dazu da, den Menschen zu helfen.

Der Sabbat war kein Selbstzweck, er war ein Mittel zum Zweck. Der Sabbat diente dazu, den Menschen zu helfen und Gott besser zu dienen. Er war zu ihrem Nutzen da, nicht andersherum. Die Pharisäer waren so sehr mit dem Gesetz beschäftigt, dass sie die Menschen vergaßen, für die das Gesetz gemacht ist.

Nehmen Sie einen Vater, der einen Job hat. Der Hauptgrund, warum der Vater arbeitet, ist, den Lebensunterhalt für die Familie, die er liebt. zu verdienen. Oft ist es so, dass bei vielen der berufstätigen Väter oder Mütter irgendwann ihr Job den ersten Platz in ihrem Leben einnimmt, den größten Teil ihrer Zeit beansprucht und viel Energie raubt. Die Familie steht dann an zweiter Stelle. Kinder müssen zurückstecken, es bleibt wenig gemeinsame Zeit. Was ursprünglich dem Wohl der Familie dienen sollte, wird umgedreht. Der Karren landet sozusagen vor dem Pferd.

Infolgedessen befinden sich viele Menschen heute in genau der Situation, von der Jesus im Evangelium spricht. Was an erster Stelle stehen sollte, ist plötzlich an zweiter Stelle gelandet.

Das heutige Evangelium lädt ein, uns selbst einige ernste Fragen zu stellen.

  • Geben wir etwas erste Priorität, das eigentlich zweite Priorität haben sollte?
  • Stellen wir unsere Arbeit über unsere Familie?
  • Stellen wir unser persönliches Wachstum und unsere Ausbildung an die erste Stelle? Stellen wir unsere eigene körperliche und geistige Entwicklung an die erste Stelle in unserem Leben? Oder stellen wir sie an die zweite Stelle und geben anderen Dingen den ersten Platz?

Das sind Fragen, denen wir uns ehrlich stellen und die wir ebenso ehrlich beantworten müssen.

Es gibt Hunderte von Beispielen, die wir dazu in der modernen Welt finden können. Um das versunkene Schiff Titanic zu sehen, haben sich fünf der reichsten Menschen der Welt auf eine abenteuerlichen Reise im Atlantik begeben und dabei ihr Leben verloren. Unzählige Kräfte aus Amerika, Kanada, Frankreich und Großbritannien haben tagelang nach den Vermissten gesucht.

Aber wenn wir uns die Migranten auf den Booten ansehen, die versuchen, nach Europa zu kommen, um ein besseres Leben zu finden, ist niemand da, um sie sie vor dem Schiffbruch zu retten.


Die Ozeane, die Flüsse und Wälder - die Welt insgesamt ist voll von Plastik. Auch wenn es hier und da kleine Ansätze gibt … die Regierungen sorgen nicht wirklich dafür, dass er Plastikverbrauch reduziert wird. Und jeder einzelne von uns trägt dazu – mal mehr, mal weniger – dazu bei. Wir neigen dazu, immer neue Dinge zu kaufen … obwohl wir doch eigentlich alles haben.

Eine Erzieherin in der Kita erzählte mir, dass viele Kinder nicht wissen, was sie sich zum Geburtstag wünschen sollen. Denn alles ist im Überfluss vorhanden … Was ist unsere Verantwortung als Christ gegenüber einer konsumorientierten Welt? Dazu habe ich eine Geschichte gehört.

Ein Jünger sagt zu seinem Meister: "Meister! Mein Gewand ist über die Grenzen des Anstands hinaus abgenutzt. Könnte ich bitte ein neues bekommen?"

Der Buddha sah ihn genau an und stellte fest, dass das Gewand in der Tat in schlechtem Zustand war und ersetzt werden musste. Er bat den Ladenbesitzer, dem Jünger ein neues Gewand zu geben. Der Schüler dankte dem Buddha und zog sich in sein eigenes Zimmer zurück. Einige Zeit später besuchte der Buddha seinen Schüler und fragte ihn, ob seine neue Kleidung bequem sei und ob er noch etwas brauche.

Schüler: "Ich danke Euch, Meister. Das neue Gewand ist in der Tat sehr bequem. Ich brauche nichts mehr."

Der Buddha: "Nachdem du ein neues Gewand bekommen hast, was hast du mit deinem alten Gewand gemacht?"

Schüler: "Ich habe begonnen, es als meine Bettdecke zu benutzen."

Der Buddha: "Ich hoffe also, dass du dich deiner alten Bettdecke entledigt hast?"

Jünger: "Nein, nein, Meister. Ich benutze meine alte Bettdecke jetzt als meinen Fenstervorhang."

Der Buddha: " Und was ist mit deinem alten Vorhang?"

Schüler: "Den benutze ich, um in der Küche mit den heißen Utensilien umzugehen."

Der Buddha: "Oh, ich verstehe. Könntest du mir sagen, was sie mit den alten Tüchern gemacht haben, die sie bereits in der Küche benutzt haben?"

Schüler: "Die werden zum Wischen des Bodens benutzt."
Der Buddha: "Und ... der alte Stoff, der zum Wischen des Bodens benutzt wurde ...?"

Schüler: "Meister, da diese Tücher bereits sehr zerfleddert waren, konnten wir keine bessere Verwendung für sie finden, als sie als Docht für die Öllampe zu verwenden, die gerade in deinem Arbeitszimmer leuchtet ..."

Der Buddha lächelte zufrieden und ging aus dem Zimmer des Schülers.

Lasst uns als Christen im Geist des Evangeliums leben und umdenken. Veränderung ist möglich … wenn wir sie wirklich wollen!

Pater Pius Kandhatil, Bistum Mainz