23. Sonntag nach Trinitatis / 31. Sonntag im Jahreskreis
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Phil 3, 17 (18-19) 20-21 | Weish 11, 22 - 12, 2 | 2 Thess 1, 11 - 2, 2 | Lk 19, 1-10 |
Phil 3, 17-21
Impulsgedanken
Das Vorbild des Paulus, seiner Gefährten und Gefährtinnen, die ganz im Zeichen des Kreuzes leben, wird zum Maßstab christlichen Lebens der frühen Gemeinden. Sie leben und gestalten ihre Gemeinschaft „vom Himmel her“; Inhalte und Regeln werden in diesem Horizont entworfen. Fast notwendigerweise führt diese Ausrichtung in Konflikt mit dem, was der Staat von seinen Bürgern einfordert.
Das Wort Heimat (V20) lautet im griechischen Text „politeuma“. Gemeint ist damit eine Gruppierung mit bestimmten Bürgerrechten, die ihr in der römischen Herrschaft zugestanden wurde. Christinnen und Christen sind nach Paulus aber BürgerInnen einer anderen Gemeinschaft; sie sollen sich dort beheimaten und werden dort die Anerkennung erhalten, die ihnen hier verweigert wird.
So bietet dieser Text im Hinblick auf unser Thema „Heimat-los“ zwei Anknüpfungs- und Diskussionspunkte:
a) Welcher Leitfaden bestimmt mein Handeln? Auf welche Seite begebe ich mich, wenn ich in Konflikt gerate zwischen dem, was rechtlich gefordert wird und dem, was christliche Grundsätze „verlangen“?
b) In welchem Kontext bin ich beheimatet? Wo verorte ich mich, ohne den Dialog abzubrechen? Wie geht es mir als einer, die zwischen zwei Welten pendelt bzw. pendeln muss?
Diese Fragestellungen können darüber hinaus aus der Perspektive derer betrachtet werden, die (bei uns) eine Beheimatung suchen, weil sie heimat-los geworden sind.
Welche Regeln gelten in einer „politeuma“, die „vom Himmel her“ gedacht und gelebt ist?
Weish 11, 22 – 12,2 / 2 Thess 1,11-2,2 / Lk 19, 1-10
Impulsgedanken
Ein Blickwinkel, aus dem diese Texte gemeinsam betrachtet werden können, ist das Interesse Gottes am Verlorenen bzw. verloren Gegangenem. Das sind insbesondere Menschen, die einen anderen Weg eingeschlagen haben. Sie haben sich von Gott entfernt in und durch ihr Leben, sind nicht mehr bei Gott beheimatet. Was aber bedeutet dieses Los, wenn ich die Beheimatung verloren oder aufgegeben habe?
bezogen auf Lk 19, 1-10 hieße die Frage: Sitze ich dann wie der kleine Zachäus auf dem Baum und betrachte das Geschehen von oben, aus einer anderen Perspektive? Habe ich mich und bin ich ausgeschlossen aus der Gemeinschaft, aus Beziehungen? Ging durch mein Handeln Vertrauen verloren, so dass ich keine Bezüge mehr herstellen kann?
Zachäus erlebt sehr deutlich, was es heißt, nicht auf Augenhöhe zu sein. Er hat sich über die andern gestellt und das wird deutlich sichtbar. Anknüpfungspunkte fehlen. Er ist nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft. Jesus ermöglicht ihm die Wende zum Guten hin, indem er ihn anspricht, ihn heraus holt aus seiner Einsamkeit und Fremdheit.
Dieses Handeln Jesu ist sozusagen die konkrete Umsetzung dessen, was im Text aus dem Buch Weisheit beschrieben ist: Gottes Liebe und Erbarmen ermöglicht die Umkehr und damit die Orientierung zum Guten hin. Er ist Freund des Lebens.
2 Thessalonicher bringt einen anderen Aspekt hinzu und beschreibt diese Hinwendung zum Guten als die Berufung eines Jeden, die uns sehr gelassen und zuversichtlich macht.
Heimat, Beheimatung hat nach diesen Texten etwas mit „gefunden“, gesehen werden zu tun. Heimat als Ort, wo ich wahr genommen, bekannt bin, mit Menschen verbunden – zuhause eben. Ich darf so sein, wie ich bin und gehöre dazu. Das ist deshalb möglich, weil Gott uns geschaffen hat und seine Liebe uns unaufhörlich in die Gemeinschaft der Glaubenden führt. Beheimatet in Gott zu sein bedeutet dazu zu gehören ohne Unterschied.
Heimat, Beheimatung hat etwas mit „auf Augenhöhe“ zu tun. Machtverhältnisse werden zurecht gerückt, klein und groß, arm und reich verlieren an Bedeutung. Es geht um die Gemeinschaft in und mit Gott.
Heimat, Beheimatung hat etwas mit Nähe zu tun. Denen, die sich entfernt haben, wird eine Möglichkeit zur Umkehr geschenkt – sie finden wieder hinein und werden aufgenommen, um Gottes Willen.
Heimat-Lose erinnern uns daran, dass unsere Heimat in Gott ist, in der manche menschliche Ordnung aufgehoben ist. Wenn wir das Verlorene suchen, beginnt schon der erste Schritt zu dieser Heimat hin.
Barbara Janz-Spaeth