ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. Evangelium |
Jes 51, 4-6 | 1 Joh 2, 18-21 Hl. Silvester I: Ez 34, 11-16 |
Joh 1, 1-18 Hl. Silv.: Mt 16, 13-19 |
»Das Ende und der Anfang: Die Hoffnung im Licht des Wortes Gottes«
Jesaja 51,4-6
ein Predigtentwurf mit Bezug auf die kath. Bibelstellen
Pfarrerin Leita Ngoy (Dr. theol, EKvW)
Brüder und Schwestern in Christus, wenn wir uns an diesem letzten Tag des Jahres versammeln, versammeln wir uns mit Herzen voller Hoffnung, wenn wir über das Thema "Das Ende und der Anfang" nachdenken: Die Hoffnung im Licht des Wortes Gottes umarmen. Es ist ein Moment der Besinnung, der Dankbarkeit und der Vorfreude. Wenn wir auf das vergangene Jahr mit all seinen Freuden und Herausforderungen zurückblicken und mit Hoffnung und Erwartung auf das kommende Jahr blicken, geben uns die heutigen Schriftlesungen tiefe Einblicke, wie wir diesen Übergang bewältigen können. Wir alle stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen im Leben, die uns dazu zwingen, weiterhin auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Aber vor allem an diesem Abend, wenn wir über diesen Moment nachdenken, in dem die Evangelische Kirche in Westfalen vor der Herausforderung des Mitgliederrückgangs steht, glaube ich, dass wir uns der Heiligen Schrift zuwenden müssen, um Führung zu finden und die Hoffnung zu erneuern. Öffnen wir deshalb unser Herz für das Wort Gottes in dem Wissen, dass es unser Kompass, unser Anker und unsere Quelle der Hoffnung und Kraft ist.
Unser Predigttext heute Abend stammt aus Jesaja 51,4-6, wo es heißt:
Hört auf mich, mein Volk, und hört auf mich, mein Volk, denn ein Gesetz wird von mir ausgehen, und ich werde meine Gerechtigkeit einsetzen, um den Nationen Licht zu geben. Meine Gerechtigkeit naht, mein Heil ist erloschen, und meine Waffen werden die Völker richten. Die Küstenländer hoffen auf mich und warten auf meinen Arm. Erhebe deine Augen zum Himmel und schaue auf die Erde unter dir; denn die Himmel werden verschwinden wie Rauch, die Erde wird sich abnutzen wie ein Kleid, und diejenigen, die in ihr wohnen, werden auf dieselbe Weise sterben; Aber meine Rettung wird ewig sein, und meine Gerechtigkeit wird niemals erschüttert werden.
Jesaja war ein bedeutender Prophet in Juda, der im 8. Jahrhundert v. Chr. wirkte. Er prophezeite während der Herrschaft von Usias, Jotham, Ahas und Hiskia. Seine Prophezeiungen betrafen oft sowohl die unmittelbaren Sorgen der Israeliten als auch die zukünftigen messianischen Erwartungen.
Der breitere Kontext von Jesaja 51 ist eine Botschaft des Trostes und der Hoffnung an das Volk Israel. Das Kapitel beginnt mit einem Aufruf an die Menschen, zuzuhören und sich an ihre Ursprünge zu erinnern, indem sie auf Abraham und Sara als Beispiele für den Glauben und die Verheißungen Gottes blicken.
Jesaja 51 ist Teil eines Abschnitts (Kapitel 40-55), der oft als "Deutero-Jesaja" oder "Zweiter Jesaja" bezeichnet wird und sich auf die Zeit des babylonischen Exils konzentriert. Diese Kapitel bringen Botschaften des Trostes und das Versprechen der Befreiung aus der Gefangenschaft.
Dieser Abschnitt zeigt, wie Gott verspricht, dass seine Lehren und seine Gerechtigkeit alle Nationen erreichen werden, nicht nur Israel. Dies bedeutet einen universellen Aspekt von Gottes Plan, seine Gerechtigkeit über Israel hinaus auszudehnen. Der Text vermittelt auch ein Gefühl der Dringlichkeit. Gottes Errettung und Gerechtigkeit werden als unmittelbar bevorstehend beschrieben und geben der verbannten Gemeinschaft Hoffnung, dass ihre Befreiung nahe ist. Das Bild des Himmels, der verschwindet und der Erde sich abnutzt, steht im Kontrast zur ewigen Natur von Gottes Erlösung und Gerechtigkeit. Während die geschaffene Ordnung vorübergehend ist, sind Gottes Verheißungen unvergänglich.
Dieser Abschnitt beginnt mit einem gebieterischen Aufruf zum Zuhören, der die Bedeutung der Botschaft hervorhebt — ein übliches prophetisches Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es verwendet auch Symbolik und Bildsprache. Zum Beispiel vermittelt die Verwendung von Licht, Arm, Himmel und Erde tiefe symbolische Bedeutungen – Licht steht für Führung und Wahrheit, der Arm für Macht und Intervention, und Himmel und Erde symbolisieren die zeitliche Natur der physischen Welt.
Es gibt auch eine messianische Erwartung. Wie viele in Jesaja wurde auch dieser Abschnitt von Christen so interpretiert, dass er auf das Kommen des Messias hinwies, der Israel und allen Nationen Gerechtigkeit und Heil bringen würde. Das Neue Testament bezieht sich oft auf Jesaja, um die Erfüllung dieser Prophezeiungen in Jesus Christus hervorzuheben.
Dieser Text aus Jesaja 51,4-6, den wir gelesen haben, ist eine prophetische Verkündigung von Gottes bevorstehender Errettung und dauerhafter Gerechtigkeit. Die Prophezeiung des Jesaja spricht uns in dieser Zeit des Übergangs direkt an. Er ruft uns auf, auf Gottes Stimme zu hören und ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Gottes Verheißung von Gerechtigkeit und Erlösung gilt nicht nur für die Israeliten im Alten Testament, sondern auch für uns heute. In einer instabilen und unsicheren Welt sind wir beruhigt, dass Gottes Heil ewig und seine Gerechtigkeit unerschütterlich ist. Verankern wir uns zu Beginn eines neuen Jahres in dieser Wahrheit. Gottes Verheißungen sind standhaft, ganz gleich, welchen Veränderungen oder Herausforderungen wir gegenüberstehen.
Der Aufruf Jesajas, "die Augen zum Himmel zu erheben", ist besonders aktuell, wenn wir uns die missionarische Herausforderung vor Augen führen, Mitglieder der Evangelischen Kirche in Westfalen zu verlieren. Wir werden daran erinnert, über die unmittelbaren Herausforderungen hinauszublicken und auf Gottes ewigen Plan zu vertrauen. Diese Perspektive ermutigt uns, unseren missionarischen Geist neu zu entfachen und zu verstehen, dass unsere Bemühungen Teil von Gottes größerem Plan für Gerechtigkeit und Erlösung sind.
Jesaja versichert uns der ewigen Gerechtigkeit und des Heils Gottes. Auch wenn sich die Welt verändert und irdische Dinge verblassen, hält Gottes Erlösung ewig an. Das ist unsere Hoffnung und unsere Botschaft. Gottes Gerechtigkeit wird niemals versagen, und seine Gerechtigkeit wird die Nationen erhellen. Angesichts des Mitgliederrückgangs müssen wir an dieser Hoffnung festhalten. Unsere Mission ist es, die Kirche zu bewahren und ein Licht in der Welt zu sein, das Gottes Gerechtigkeit und Erlösung widerspiegelt. Das setzt voraus, dass wir Gottes Verheißungen vertrauen und mutig und gläubig handeln.
Im Zusammenhang mit der ersten Lesung aus 1. Johannes 2,18-24 ist ein Brief an eine Gemeinde gerichtet, die mit Verwirrung und Täuschung konfrontiert ist. Johannes spricht von der "letzten Stunde" und der Gegenwart der Antichristen, derjenigen, die Christus verleugnen. Diese Warnung ist auch für uns relevant. In unserer modernen Welt werden wir mit widersprüchlichen Botschaften und falschen Lehren bombardiert. Aber Johannes erinnert uns daran, dass wir vom Heiligen gesalbt worden sind. Wir besitzen die Wahrheit Christi, und es ist diese Wahrheit, die uns verankert. Wenn wir über das vergangene Jahr nachdenken, müssen wir an der Wahrheit festhalten, die wir empfangen haben, und uns von ihr in die Zukunft leiten lassen. Wir sind aufgerufen, in Christus zu bleiben und trotz der Unsicherheiten der Welt standhaft in unserem Glauben zu bleiben.
Johannes Worte erinnern uns daran, dass herausfordernde Zeiten nicht neu sind. So wie die frühe Gemeinde mit Austritten und Verwirrung konfrontiert war, stehen auch wir vor einer Zeit, in der viele die Kirche verlassen. Es ist eine Zeit, die uns zu tiefer Reflexion aufruft. Sind wir als Kirche dem Wesen unseres Glaubens treu geblieben? Haben wir die Wahrheit, die Liebe und die Hoffnung Christi auf eine Weise demonstriert, die in der heutigen Welt Anklang findet?
Im Kontext der Evangelischen Kirche in Westfalen sehe ich diesen Abschnitt als einen Aufruf an die Kirche, ihr Engagement in der Mission Gottes zu erneuern. Unser missionarischer Geist muss in der Wahrheit des Evangeliums verwurzelt sein. Wir sind aufgerufen, ein Licht in einer Welt der Täuschung zu sein, fest in unserem Glauben zu stehen und die Botschaft Christi mit Klarheit und Überzeugung zu teilen. Wenn wir in der Wahrheit bleiben, die wir empfangen haben, können wir mit Zuversicht in die Mission eintreten, in dem Wissen, dass wir von Gottes unveränderlichem Wort geleitet werden.
Dies ist ein Moment, um unsere Missionsstrategien neu zu bewerten und neu auszurichten. Wir müssen an der Wahrheit festhalten, die wir von Anfang an empfangen haben – an der Wahrheit Jesu Christi. Trotz der Unsicherheiten und des scheinbaren Endes bestimmter Traditionen oder Praktiken ist dies keine Zeit der Verzweiflung. Vielmehr ist es eine Gelegenheit, tief nachzudenken und uns wieder mit unseren grundlegenden Überzeugungen zu verbinden.
Wenn man sich die zweite Lesung aus dem Evangelium ansieht, nach Johannes 1,1-18, ist der Prolog dieses Evangeliums eine kraftvolle Erklärung dafür, wer Jesus ist. Er ist das Wort, der Logos, der göttliche Grund und Zweck hinter der ganzen Schöpfung. Wenn wir das Ende eines Jahres und den Beginn eines neuen Jahres feiern, erinnert uns dieser Abschnitt an die Kontinuität und die ewige Gegenwart Christi. Er war anfangs bei Gott, und er ist auch jetzt noch bei uns. Sein Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht überwunden. Das ist die Hoffnung, die wir in das neue Jahr tragen: das Licht Christi, das unseren Weg erleuchtet und die Finsternis vertreibt.
Diese Worte führen uns zurück zu den Anfängen, wo das Wort, Jesus Christus, bei Gott war. Dieses Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns Wohnung genommen, indem es Gnade und Wahrheit gebracht hat. Das ist das Fundament unseres Glaubens und der Kern unserer Mission.
Wir müssen zu diesem Licht zurückkehren, wenn wir vor der Herausforderung des Mitgliederrückgangs stehen. Die Finsternis der Ungewissheit und des Niedergangs kann das Licht Christi nicht überwinden. Das fleischgewordene Wort ist unsere Hoffnung und unser Führer. Wir sind aufgerufen, Zeugnis von diesem Licht abzulegen, so wie es Johannes der Täufer getan hat. Unsere Mission ist es, dieses Licht in unserem Leben, unserer Gemeinschaft und unserer Reichweite widerzuspiegeln.
Für die Evangelische Kirche in Westfalen ist das Bild von Christus als wahrem Licht, das allen Menschen Licht schenkt, ein Aufruf, eine missionarische Kirche zu sein, die frei ist von kolonialem „mindset“ und jeder Art von Diskriminierung. So wie Johannes der Täufer das Licht bezeugt hat, sind wir aufgerufen, in unseren Gemeinden Zeugnis von Christus abzulegen. Das bedeutet, in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv zu sein, sich mit denen auseinanderzusetzen, die Christus noch nicht kennen, und ein klares und mitfühlendes Zeugnis von der verwandelnden Kraft des Evangeliums abzulegen. Lassen wir uns zu Beginn des neuen Jahres vom Licht Christi inspirieren, um unsere missionarischen Bemühungen zu erneuern und den Menschen um uns herum Hoffnung und Gnade zu bringen.
Die Evangelische Kirche in Westfalen blickt auf eine lange Glaubens- und Dienstgeschichte zurück. In jüngster Zeit sahen sich viele Kirchen jedoch mit Herausforderungen wie sinkenden Mitgliederzahlen, geistlicher Erschöpfung und dem Druck einer sich schnell verändernden Gesellschaft konfrontiert. Wir lassen uns von den heutigen heiligen Schriften inspirieren, wenn wir über unsere Mission und unseren Zweck nachdenken.
Jesaja erinnert uns daran, dass Gottes Gerechtigkeit und Errettung ewig sind. Dies ist ein Aufruf, unser Engagement für soziale Gerechtigkeit zu erneuern und ein Licht in unseren Gemeinschaften zu sein. Als Kirche sind wir aufgerufen, uns für die Ausgegrenzten einzusetzen, die Unterdrückten zu unterstützen und Gottes Gerechtigkeit in allem, was wir tun, zu verkörpern.
Der Brief des Johannes spricht von der Notwendigkeit der Wahrheit und der Standhaftigkeit im Angesicht der Täuschung. In einer Welt voller widersprüchlicher Ideologien und Irrlehren muss die Evangelische Kirche in Westfalen fest an der Wahrheit Christi festhalten. Das bedeutet, dass wir unsere Glaubensgemeinschaften pflegen, unser Verständnis der Heiligen Schrift vertiefen und sicherstellen, dass unsere Lehren in der Wahrheit des Evangeliums verwurzelt sind.
Das Johannesevangelium stellt Jesus als das Licht der Welt dar. Zu Beginn des neuen Jahres ist die Evangelische Kirche in Westfalen aufgerufen, ihr missionarisches und geistliches Licht neu zu entfachen. Dazu gehört, sich mit der breiteren Gemeinschaft auseinanderzusetzen, die Hoffnung und Liebe Christi zu teilen und eine sichtbare Gegenwart von Gottes Gnade und Wahrheit zu sein. Es bedeutet auch, sich gegenseitig innerhalb der Gemeinde zu unterstützen, geistliches Wachstum zu fördern und ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Zwecks zu fördern.
Wenn wir dieses Jahr abschließen und in ein neues Jahr eintreten, sollten wir uns an Gottes bleibende Verheißungen erinnern. Seine Errettung ist ewig, seine Wahrheit ist unveränderlich und sein Wort ist ein Licht, das unseren Weg leitet. Halten wir inmitten des Wandels an der Hoffnung fest, die wir in Christus haben, und begrüßen wir das neue Jahr mit Zuversicht und Glauben.
Ich wünsche euch allen ein gesegnetes und glückliches neues Jahr 2025!
Lasst uns beten:
Himmlischer Vater, wir danken dir für dein ewiges Wort und die Hoffnung, die es bringt. Wenn wir dieses Jahr beenden und ein neues beginnen, hilf uns, an deiner Wahrheit festzuhalten und dein Licht in unserer Welt leuchten zu lassen. Gib uns den Mut, mit Glauben in die Zukunft zu blicken, in dem Wissen, dass deine Verheißungen ewig sind. Wir beten besonders für die Evangelische Kirche in Westfalen. Unseren missionarischen Eifer und unser geistliches Licht neu entfachen. Ermächtige uns, Agenten deiner Gerechtigkeit, Träger deiner Wahrheit und Reflektoren deines Lichts in unseren Gemeinschaften zu sein. Im Namen Jesu beten wir. Amen.