2. Sonntag nach Epiphanias / 2. Sonntag im Jahreskreis (15.01.17)

2. Sonntag nach Epiphanias / 2. Sonntag im Jahreskreis 2017

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
2 Mose 33, 17b-23 Jes 49, 3.5-6 1 Kor 1, 1-3 Joh 1, 29-34

2 Mose 33, 17b-23

Mose möchte Sicherheit. Er will allen beweisen, dass er tatsächlich mit Gottes voller Unterstützung handelt. Es sollen alle Zweifel an seiner Rolle als Wegbereiter in die Freiheit zerstreut werden.

Und was macht Gott? Er beschreibt ein eindrucksvolles Szenario. Bei ihm ist Raum. Mose wird auf einem Felsen stehen.“ Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten bis ich vorübergegangen bin“ (2 Mose 33,22)

Gottes Hand wird da sein. Gottes schützende, bergende Hand. Es ist ein Versprechen, nicht mehr und nicht weniger. Gott an seiner Seite zu wissen, das ist ein Wunsch, der viele Menschen vereint, die sich nach ihm sehnen. Nach seiner Kraft, nach seiner Gegenwart. Besonders die, die auf dem Weg sind und nicht wissen wo sie ankommen werden. Die Millionen Menschen auf der Flucht, die oft von einem Moment auf den anderen ihre Heimat verlassen müssen. Menschen, die fragen: Wo bist du, Gott? Warum müssen wir alles aufgeben. Unsere Familien, unsere Häuser, Kirchen, Moscheen und Heiligen Orte.

Wann können wir endlich wieder deine Gnade spüren, jetzt, wo wir das Gefühl haben ins Bodenlose zu fallen?

Da wächst die Sehnsucht nach Begegnung mit Menschen, denen das schöne Wort Güte noch etwas bedeutet. Die ihre Hand schützend über Menschen halten, die schutzlos sind.

Wenn Gottes Güte, seine Herrlichkeit ins Spiel kommt ist Raum da. Geschützter Raum. Felsen, fester Grund unter den Füßen. Das ist Gottes Versprechen. Auch Mose hatte allein dieses Versprechen. Sein Vertrauen ist groß genug. Er geht weiter. Mit den Menschen. Bleibt ihnen zugewandt, trotz aller Irrwege. Weil er weiß: Bei Gott ist Raum, ist Gnade und Heimat. Für immer.

Jesaja 49, 3.5-6

Geht hinaus in alle Welt. Seid Lichtträger für alle Menschen. Gott sagt durch den Mund des Propheten Jesaja: „Es ist zu wenig“, nur unter sich zu bleiben. In den vertrauten Räumen. Unter Seinesgleichen. Geht hinaus. Setzt euch dieser Welt aus mit ihren konkreten Fragen und Herausforderungen. Dann erlebt ihr das Neue, Überraschende. In der Begegnung mit anderen Lebensweisen, anderen Kulturen und Religionen lernt ihr euch besser kennen. Eure Frömmigkeit ist angefragt. Zu Recht steht die Frage im Raum: Wo leuchten wir Christen? Wofür können wir uns begeistern?

Haben wir den Mut, nach außen zu gehen, deutlich Position zu beziehen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auch in den eigenen Reihen?

Lichtträger sollen wir sein. Licht ins Dunkel dieser Welt bringen. Licht dorthin bringen, wo vieles vertuscht, totgeschwiegen, verdeckt wird. Wo Vorurteile, Mutmaßungen vor sich hin gären.

Eine neue, differenzierte Sicht auf diese Welt kann sich beispielsweise durch ein Kirchenasyl einstellen. Plötzlich wird das Abstrakte ganz konkret .Ein Mensch braucht  sofort Hilfe.

Und dann geschieht das Wunder im Alltag. Christen und Nichtchristen finden sich in einem Helferkreis zusammen und erleben eine anstrengende und beglückende Zeit. Gemeinsam leben. Verständnis füreinander entwickeln. Wir werden licht. Nicht nur für den-oder diejenige, die Heimat auf Zeit gefunden hat-sondern füreinander.

1 Korinther 1, 1-3

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth. An „ die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen.“ Gnade und Friede wünscht er ihnen. Diese Worte leiten oft die Predigt ein. Gnade und Friede allen, die sich auf Gottes Wort einlassen, die es verstehen und begreifen wollen.

Mit dem Verstand und vor allem mit dem Herzen.

Gnade und Friede steht am Anfang eines Briefes, der deutliche Worte findet angesichts der Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde. Spaltungen, Profilierungssucht sind nur zwei Themenfelder die Paulus anspricht. Und heute? Wieviel Kraft kosten die ständigen Veränderungen kirchlicher Strukturen. Und das in einer Welt, die ungeteilten Einsatz für die Schwachen fordert.

Was brauchen wir jetzt? Es ist das Geschenk der Gnade. Gnädig mit sich selbst sein. Im Erkennen der eigenen Grenzen. Und: Was bin ich bereit einzusetzen, damit sich Gottes Schalom weiter ausbreitet? Wo finde ich Frieden für mein unruhiges Herz? Es ist so viel zu tun. Die Not ist so groß, besonders an den Rändern der Festung Europa. Gnade und Friede sei mit uns, damit wir nicht zu Zynikern verkommen oder schlichtweg resignieren.

Denn-gegen allen Augenschein-wir sind Geheiligte in Christus Jesus. Das können wir uns nicht selber sagen. Es muß uns gesagt werden.

Johannes 1, 29-34

„ Und ich kannte ihn nicht“- das ist eine klare Selbstaussage des Täufers. Jesus begegnen und ihn doch nicht erkennen. Dieses Motiv zieht sich durch viele Evangelientexte, Diejenigen, die ganz nah dran sind an Jesus erkennen ihn nicht.

Äußere Zeichen weisen den Weg zur Erkenntnis. Eine Taube vom Himmel, das Brotbrechen nach dem Emmausgang. Äußere Zeichen weisen auf Jesus hin. Welche Zeichen sind es heute?

Vielleicht ist es der Korb voller Steine, denein 9-jähriger Junge aus dem Schlammloch in einer philippinischen Goldmine holt. Oder ein selten großer Fisch, der sich in einem Netz einer kleinen Fischereikooperative verfangen hat, nachdem die großen Fangfabriken bereits die Gewässer fast leergefischt haben.

„Und ich kannte ihn nicht“. Den Jungen, der keine Schule besuchen konnte, weil seine Arbeitskraft für das Auskommen seiner Familie benötigt wird.“ Und ich kannte sie nicht“. Die rumänische Altenpflegerin, die ihr sechs Wochen altes Baby bei der Großmutter zurücklässt, um einen alten Menschen in Deutschland rund um die Uhr zu versorgen.

Sie alle sind Gottes Söhne und Töchter. Ebenbilder des ewigen Gottes. Beschenkt mit dem Heiligen Geist und in ein Leben gerufen, das diesen Namen auch verdient.

Stephan Elsässer, Schlöben