23.o3.25 – Okuli / 3. Fastensonntag

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Jer 20, 7-11a (11b-13) Ex 3, 1-8a.13-15 1 Kor 10, 1-6.10-12 Lk 13, 1-9

Am 3. Fastensonntag 2025 richten sich alle vier Perikopen (Ex 3, Jer 20, 7 ff, 1 Kor 10, 1ff, Lk 13, 1–9) an Gottes Volk in allerschwersten Herausforderungen. In allen mangelt es an Vertrauen darauf, dass eine Gesellschaft in einer Zeit von Krisen und Kriegen mit Gott doch viel mehr erreichen könnte. In allen findet sich ein „feuriger“ Ruf zu handeln: im Dornbusch, in den Eingeweiden des Jeremias, in der Feuertaufe Jesu, im messianischen Leben der ersten Gemeinde in Korinth. In allen finden sich Wege, die weiterführen. Die Herausforderungen sind den unsrigen heute vergleichbar. Die Zeit drängt.
Das Bistum Limburg ruft seit der Kampagne „Nie Wieder – gemeinsam für Demokratie und gegen völkischen Nationalismus!“ zur Entscheidung auf: Lebe jetzt mit dem Feuer Gottes, bekenne dich durch deine Taten, setze deine Phantasie, deine Kraft, deine Zeit dafür ein! Zeige, auf wessen Seite du stehst und lasse die Blätter wachsen und die Oliven reifen!

Exodus handelt von den Israeliten, die aus der Not der Knechtschaft zum Himmel schreien. Der ängstliche Moses weigert sich lange, vor dem Pharao zu sprechen, um seinem Volk zu helfen.

Jeremias kann nicht mehr und will aufgeben. Er wurde zum Gespött aller, nachdem er erfolglos versuchte, im Namen Gottes den König von Juda, um des Überlebens willen nicht militärisch zu verteidigen, sondern sich der Großmacht Babylon zu ergeben.

Paulus hatte in Korinth um das Jahr 50 n. Chr. die erste Gemeinde von Messias-Gläubigen aufgebaut, der Handelsmetropole Korinth, einem römischen Finanzzentrum mit zentral gelegenem Hafen. Die junge Gemeinde jedoch musste vielen Versuchungen trotzen, um sich nicht dem heidnischen Way of Life anzupassen, dem Druck nicht nachzugeben: die Spiele der Arena auf Kosten von Menschenleben zu betreiben, sich in das System der Sklavenhaltung einzuordnen und den Kaiserkult zu bedienen. Sie würden ihren Gott verlieren, die Würde der Frauen verletzen, sowie die Würde der Armen, der Sklaven, der Kinder. Sie würden die heilige Geistkraft verlieren.

Das Lukasevangelium schreibt etwa 80 / 90 n. Chr., als der Tempel bereits zerstört war, für die Jesusanhänger*innen außerhalb Palästinas in hellenistischem Umfeld. Rückblickend ist seine Botschaft eine besonders dringliche, denn er sieht nur noch ganz enge Wege für die Gläubigen.  Wer gerettet werden will, muss die Botschaft Jesu in sich persönlich / leibhaftig wie Jesus verkörpern. Nur im eigenständigen Messiasglauben bewährt sich die Standfestigkeit.


Doch sowohl Moses als auch die Menschen bei Lukas denken zuerst an ihr eigenes Wohlergehen – wie wir es wohl alle tun würden. Doch sie unterschätzen oder verdrängen die eigentliche Gefahr, dabei den Glauben zu verlieren. Es fällt ihnen schwer, dies auf Anhieb richtig wahrzunehmen. Doch die Aufforderung zur Umkehr bleibt und die Umkehr scheint nur gemeinsam zu funktionieren! Schwere Zeiten, Krisenzeiten lassen keine Scheinheiligkeiten oder Ausflüchte mehr zu:

  • Leid betrifft ausnahmslos alle, in je unterschiedlicher Weise.
  • Eine schwächelnde Gesellschaft führt zu Spaltungen bis in die Familien hinein (12, 51).
  • Das Schicksal  der „Galliläer“ (Lk), die als widerständig und aufrührerisch galten, wird zum Schicksal aller werden und der Turm von Schiloah, einem Wachturm der Besatzungsmacht, wird - symbolisch gesprochen - alle treffen, die ihre Wege nicht korrigieren. Die Taufe mit Wasser durch Johannes und auch der Durchzug durch das Wasser des Meeres reichen nicht mehr zur Reinwaschung und Verantwortung. Sie werden sich der Taufe mit der Feuerkraft des Geistes stellen müssen, wie Jesus.

Aktuell für heute heißt das zum Beispiel:

  • Kriege betreffen alle.
  • Das Leid durch Verschuldungen Einzelner oder ganzer Länder wird auf alle zurück fallen.
  • Die Verschwendung von Ressourcen und Energie führt zu einem Klimawandel, den alle ausbaden müssen.

Dennoch trösten alle vier Lesungen und machen Mut: Es kommt auf die Nutzung der Kräfte an, die uns Gott zur Verfügung stellt:

Für Moses entspringt die Feuerkraft aus einem dürren Busch und Gott sagt: „Ich bin da“!

Paulus schreibt in Vers 13 – welcher unabdingbar zur Lesung dazu gehört – dass Gott uns nicht überfordert, allen Herausforderungen seien wir gewachsen.

Jeremias kommt auf die Idee, die Rache an seinen Feinden Gott allein zu überlassen. Er fängt an, Gott zu loben und jubelt.

Lukas schenkt immerhin eine Frist von symbolischen drei Jahren zur Erneuerung. Der Feigenbaum wird zum Gleichnis: Über die endgültige Gerechtigkeit ist noch nicht entschieden! Selbst der Schlimmste kann noch zum Ersten im Himmelreich werden (V. 30).
Allerdings: Es weiß keiner die Zeit(!) und während Jesus bereits allen Versuchungen der Wüste widerstanden hatte und mit der Kraft des Feuers, dem heiligen Geist getauft ist, wird das auch auf alle zukommen. Alle, die bisher glaubten, sie gehörten schon durch die Taufe mit Wasser oder die Zugehörigkeit zu Abraham zu Jesus, hören von ihm: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, wie froh wäre ich, es würde schon brennen.“ (12, 49). Die Zeit der Zerwürfnisse erreicht sogar den Kern der einzelnen Familien. Die Zeit der persönlichen Entscheidung steht für alle im Hier und Jetzt an.

Unsere Herausforderungen ähneln denen der Autoren der vier Lesungen. Papst Franziskus spricht von einem „etappenweisen 3. Weltkrieg“. Der Ukraine Krieg und die Verteidigung der Ukraine begannen im Februar vor – sowohl real als auch symbolisch gesprochen - 3 Jahren! Der Gaza-Krieg kam dazu.

Wer sich in solchen Kriegen befindet ist automatisch mitbetroffen und deshalb zur eigenen Positionierung aufgefordert – sei es auch nur um der Toten und um der Kinder willen. Denn es ist, wie Lukas es sagt: `Wenn erst der Krieg beginnt, dann werden auch die meisten von der Tora abfallen.` Von der Tora aber sagt Jesus, wird auch nicht das kleinste Häkchen ungültig werden. Spätestens jetzt stolpert jeder über die Regeln, nicht zu gieren, nicht zu neiden, nicht zu töten, Frauen und Andere weder als Besitz noch sexuell zu missbrauchen. Wie also soll es möglich sein, wenn Angst vor Veränderungen um sich greift, Angst vor wirtschaftlichen Nachteilen, Angst vor dem Teilen, Angst vor Arbeitsplatzverlust, Renditenverlust - wenn ich nicht zu allem Ja und Amen sagen will  und wenn ich doch intuitiv der Rettung meiner selbst den Vorrang gebe vor der Solidarität mit meinen Nächsten?

Bei uns drängt die junge Generation: Jetzt brennt die Erde, jetzt fehlen weltweit die finanziellen Mittel, um Hunger abzuschaffen, jetzt beuten unsere Handelsketten Arbeiter*innen aus, jetzt profitieren wir von Krisen und Kriegen in anderen Ländern, jetzt liegen im Mittelmeer tausende Tote vor Europas Toren, noch immer erkennen wir die Muster alter kolonialer Strukturen.

Doch Jesus zeigt, wie es geht – er ist unermüdlich und selbstbewusst. Das Evangelium von heute ist noch nicht zu Ende:

  • Jesus geht in den Tempel und heilt trotz Sabbat eine gekrümmte Frau – ganz im Sinne der Tora.
  • Der unzuverlässige Verwalter in Kap. 16 versteht schlagartig, dass er mit dem ungerecht verdienten Geld seines Herren auch anderen die Schuldenberge verringern könnte, und er tut es.
  • Eine Frau knetet nach wie vor unermüdlich den Sauerteig um weiterhin Brot zu backen und andere zu ernähren (18 ff).
  • Ein Senfkorn geht auf und wird zum bergenden Strauch (20ff).

Kommen wird erneut zur Aktualisierung:

  • Eine Bank fängt an und senkt die Zinsen.
  • Einer verzichtet eines Tages – weil er ins Nachdenken kam – auf die Rückzahlung eines Kredits – ein anderer immerhin auf anfallende Zinsen.
  • Im Bus findet ein Schüler plötzlich Worte und stellt sich an die Seite eines Mitschülers, der täglich gemobbt wird.
  • Einer entschließt sich, an Alarm - Phone zu spenden, eine Organisation, die seit 10 Jahren Notrufe von Flüchtlingsbooten auf dem Mittelmeer annimmt, um zu beruhigen und Hilfe zu organisieren, sodass Rettungsboote zu ihnen kommen.
  • Einer traut sich wieder, inmitten von Krieg und Terror von Versöhnung zu sprechen.
  • Einer bemüht sich, auch das Herz des Feindes zu verstehen.

    Das Bistum Limburg ruft mit der Kampagne „Nie Wieder!“ zur Entscheidung auf: Lebe jetzt aus dem Geist des Feuers, bekenne dich mit Taten, setze deine Phantasie, deine Kraft, deine Zeit dafür ein! Auf wessen Seite stehst du? Lass die Blätter wachsen und die Oliven reifen!

Bernadette Ackva, Bistum Limburg

Hinweise / Links:

Die Autorin stellt in einer separaten Liste eine Reihe von Links und Hinweisen zur Verfügung, die das Themenspektrum erweitern und das nachhaltige Handeln unterstützen können.