Ostermontag [III/A]
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Lk 24, 36-45 | Apg 2, 14.22-33 | 1 Kor 15, 1-8.11 | Lk 24, 13-35 oder Mt 28, 8-15 |
Ostern ist wichtigste Fest der Christenheit. Es ist das Fest des neuen Lebens, und damit das Fest der Nachhaltigkeit! Ostern ist das Fest der Hoffnung und des Versprechens, weiter auf dieser Erde leben zu können.
Im Osterfest kann man den Beginn der Schöpfung nachempfinden. Am Schöpfungsmorgen hat Gott einen Anfang der Welt erschaffen, aus der sich dann das Universum in seiner Fülle in den Jahrmillionen der Erdgeschichte entwickelt und entfaltet hat. Alles Leben, das wir gerade in den Frühlingstagen draußen in der Natur erleben, hat seine Kraft aus diesem ersten Anfang. Aus diesem Grund haben sich in unserer Tradition bestehende vorchristliche Frühlingsfeste und -bräuche mit dem Osterfest verbinden können.
Ostern ist der Anfang einer neuen Schöpfung. Dieser Anfang ist Jesus Christus selbst, der Gekreuzigte und Auferstandene, der nicht nur das Leben hat, sondern in seiner Person das Leben ist.
In Ostergottesdiensten ist es daher auf vielfältige Weise möglich, Themen von Schöpfung und Neuschöpfung anzusprechen. Sie klingen ja auch in den Osterliedern an: „Die ganze Welt Herr Jesus Christ, in deiner Urständ fröhlich ist“ – singen wir, und: Jetzt grünet, was nur grünen kann“. Im Frühling zeigt die Natur ihre Schönheit ganz besonders. Man kann die Ostergemeinde nicht genug einladen und locken, dies wahrzunehmen.
Aber: Die Welt ist nicht so, wie sie sein könnte. Es gibt unendlich viel Leid und Tod. Und die Natur wird durch Handeln von Menschen vergiftet, ausgeraubt, zerstört. Zu Ostern darf dies nicht verschwiegen werden, sondern es ist wichtig, dem Unheil eine heilende Realität entgegen zu stellen. Gott selbst stellt sich gegen den Tod, er will das Leben. So wie Jesus leibhaftig auferstanden ist, so soll auch die ganze Schöpfung neu lebendig werden.
Die Texte des Ostermontags haben die Begegnung mit dem Auferstandenen zum Thema. Mit den folgenden Anmerkungen versuche ich, die Texte für mich zu deuten und Anklänge zu finden, die im oben genannten Sinne ausgeführt werden können.
Lk 24, 36-45
Jesu Erscheinung vor den Jüngern
An die vorhergehenden Ostergeschichten schließt sich dieser Text so an: Das Grab ist leer, noch wundern sich alle. Die Emmaus-Jünger berichten grade den 11 Jüngern in Jerusalem von ihrer Begegnung mit dem unbekannten Mann, den sie dann am Brechen des Brotes als Jesus erkannt hatten. In diesem Moment tritt Jesus unvermittelt in ihre Mitte. Nach den noch nicht ganz eindeutigen Zeugnissen von der Auferstehung ist dies nun eine ganz unmittelbare Konfrontation mit dem leiblich Auferstandenen, die zunächst auch Furcht und Schrecken auslöst. Die leibliche Auferstehung ist ein nicht erklärbares Wunder! Der Auferstandene fragt fast provokativ: Was seid ihr so erschrocken? Ähnlich wie in der Ostergeschichte mit dem Jünger Thomas im Johannesevangelium fordert Jesus auf: Seht und tastet, und zwar ganz besonders die Wundmale der Kreuzigung an den Körperteilen, die von den Nägeln der Folterer durchbohrt worden sind. Jedoch die Folterspuren überzeugen noch immer nicht alle. Warum nicht? Sind es vielleicht zu Viele gewesen, die an das Kreuz geschlagen wurden, so das dies kein eindeutiger Beweis für die Identität Jesu ist? Viellecht ist dies tatsächlich ein versteckter Hnweis auf die vielen Kreuzigungsopfer, unter den Juden und auch unter den ersten Christen.
Dann fragt Jesus: Habt ihr hier etwas zu essen? Jesus hat Hunger? Der Auferstandene braucht etwas zu essen. Zum Einen ist dies eine wunderbare Erinnerung an das ganz elementare Grundbedürfnis, das alle Menschen miteinander und auch mit dem Mensch Gewordenen und Auferstandenen verbindet: Essen. Zum Anderen erkennt man Jesu Jünger daran, dass sie Hungrigen zu essen geben. Und es ist natürlich ein Fisch, den Jesus isst, als wichtigstes christliches Symbol der Urchristenheit, das im Griechichen ICHTYS heisst und aus den Anfangsbuchstaben des ersten Bekenntnisses (Jesus-Christus-Gottes-Sohn-Erlöser) besteht. Während sich der Auferstandene dieses Bekenntnis selbst einverleibt, scheinen die Jünger gespannt und still zuzuschauen. Nach dem Mahl erinnert Jesus an das, was er vor seinen Tod gesagt hat: Er ist der leidende Gottesknecht aus Jesaja 52f.. Diese Profetie wurde nun an ihm erfüllt. Jesus weckt das Verständnis der Heiligen Schrift bei den Jüngern. Der Glaube an den Auferstandenen kann sich nur in Kenntnis und Verständnis der überlieferten Schrifttradition vollziehen. Ohne diese bleibt die Auferstehung unglaublich.
Apg 2, 14.22-33
Dieser Text ist ein Auszug aus der Pfingstpredigt des Paulus in dem er die überlieferten Schriften zitiert, nach der Tod und Auferstehung Jesu Erfüllung der Thora in ihm ist.
1 Kor 15, 1-8.11
Im Korintherbrief lesen wir eines der ältesten Zeugnisse der Osterbotschaft. Unsere Vorstellung ist geprägt von den Osterberichten der Evangelien, die aber sehr viel später entstanden sind. Hier im Brief an die Gemeinde in Korinth ist die Osterbotschaft einer Auseinandersetzung mit Strömungen in der Gemeinde vorangestellt, die die Auferstehung der Toten leugnen. Um hiergegen argumentieren zu können, greift Paulus auf das zurück, was er als Konsens in der jungen Christenheit voraussetzt und an das er nur erinnern muss. Was ist nun der Kern des Osterevangeliums? Er nennt einen Dreischritt, von dem die beiden ersten Schritte die Auslegung heiligen Schrift betreffen, was auch ausdrücklich gleich zwei Mal betont wird. 1. Christus ist „für unsre Sünden“ gestorben, das heißt sein Tod geht uns unmittelbar an und ist eine Antwort auf alles Leid der Welt und alle menschliche Schuld. Er ist der versprochen Gesalbte, der aber – wie die Profeten und insbesondere Jesaja voraussagten – nicht als König auf dem Thron Davids residiert, sondern verachtetet wird, leidet und sterben muss. 2. Jesus wurde begraben und ist am dritten Tage auferstanden, wie die Schrift bei dem Profeten Hosea (6,2) voraussagt. Für den dritten Schritt gibt es aber noch keine überlieferte schriftliche Tradition. Man ist auf mündliche Überlieferung angewiesen. Hier werden Namen genannt, die vielen ein Begriff sind. Kephas (=Petrus) ist der erste Zeuge der Auferstehung, es folgen die zwölf Jünger sowie weitere 500 Brüder, die teilweise noch leben. Interessant ist, dass hier die Frauen, die in den Evangelien eine große Rolle spielen, nicht erwähnt werden.
LK 24, 13-35 Ev
Die Emmausjünger
Diese bekannteste Ostergeschichte berichtet, woran der Auferstandene erkannt wird. Er bricht für Menschen das Brot. Auf diese Weise haben sie Anteil an ihm. Dies ist nicht nur ein Anklang an das Sakrament des Abendmahls, sondern führt uns vor Augen, welch grundlegende Bedeutung das Teilen des Brotes für Christen hat. Ohne Teilen, Austeilen, Verteilen, Recht und Gerechtigkeit Schaffen gibt es keine Erkenntnis des Auferstandenen.
Mt 28,8-15
Der Text ist zum Teil Sondergut von Matthäus. Hier spielen „Maria von Magdala und die andere Maria“ eine ganz besondere Rolle. Sie hören die Botschaft von der Auferstehung des Engels, die bei ihnen nicht nur Furcht und Nichtverstehen, sondern auch schon Freude auslöst. Nun sind sie bereits auf dem Weg zu den Jüngern um ihnen ihre Erlebnis zu berichten. Da begegnet ihnen Jesus selbst. Sie sehen und berühren ihn. Die beiden Frauen haben nun offenbar keinerlei Zweifel mehr, dass er es wirklich ist. Er nimmt ihn die Furcht, die noch in ihnen steckte und bestärkt sie, den Weg nach Jerusalem zu den Jüngern zu gehen. Auch wiederholt er die Aufforderung des Engels, dass alle nach Galilä gehen sollen, um ihm dort zu begegnen.
Der hier von den Frauen begonnenen Ausbreitung der Auferstehungsbotschaft stellen sich in Jerusalem zeitgleich Hindernisse und Widerstände entgegen. Eine entgegengesetzte Botschaft wird durch die Ältesten in Jerusalem mittels Bestechung und Lüge in Gang gesetzt: Jesu Leichnam sei von Anhängern Jesu in der Nacht gestohlen worden. Schon an Ostern formieren sich die Gegner der frohen Botschaft. Sie sind mächtig und schrecken vor Nichts zurück.
Stefan Weiß, Hanau/Kassel