Jubilate / 4. Sonntag der Osterzeit 2017
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Joh 16, 16 (17-19) 20-23a | Apg 2, 14a.36-41 | 1 Petr 2, 20b-25 | Joh 10, 1-10 |
Johannes 16,16 (17-19) 20-23a
Vers 21: „Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.“
Die Freude bei der Geburt eines Kindes ist groß. Wer selbst Mutter ist, kann dieses Zitat aus dem Johannesevangelium gut nachvollziehen. Ein Kind zu gebären, ist schmerzhaft. Doch das Glück, nach der Geburt das Kind im Arm zu halten, entschädigt für alle Schmerzen – so die Aussage vieler Mütter, die dieses Glück erleben dürfen.
Ein Kind zur Welt zu bringen ist, Gott sei Dank, in Deutschland nur noch selten mit einer Gefahr für das Leben der Mutter verbunden. Unsere medizinische Versorgung im Krankenhaus kann bei vielen „gängigen“ Komplikationen das Leben von Mutter und Kind retten, welche noch vor einigen Jahrzehnten eine ernsthafte Gefahr dargestellt hätten. Leider gibt es immer wieder tragische Einzelfälle, allerdings liegt die Müttersterblichkeit in Deutschland derzeit bei 0,004% (2014) – weltweit eine der niedrigsten Zahlen.
Im Jahr 2014 starben in Deutschland 29 Frauen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, das sind rund 4 Frauen je 100.000 Lebendgeborene. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag der vergleichbare Wert noch bei 300 bis 350, er stieg dann bis 1929 sogar auf rund 550 gestorbene Mütter je 100.000 Lebendgeborene.
Heute gehört Deutschland weltweit zu den Ländern mit der geringsten Müttersterblichkeit (vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: http://www.bib-demografie.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/M/muettersterblichkeit.html). In anderen Gebieten der Welt sieht dies noch ganz anders aus. In Somalia oder im Tschad liegt die Müttersterblichkeit noch bei über 1000 pro 100.000 Lebendgeburten. Das heißt, bei jeder 100sten Geburt stirbt die Kindsmutter. Sogar in den Vereinigten Staaten liegt diese Zahl noch bei über 10.
Der Kummer, von dem das Johannesevangelium spricht, ist also auch heute noch eine ganz konkrete Realität, die nach Verbesserung strebt.
Apg 2, 14a.36-41
Apg 2, 39: Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.
Der Bezug zu den vielen Menschen, die in den letzten Jahren aus ihren Heimatländern fliehen mussten und u.a. nach Deutschland kamen, wird deutlich. Auch ihnen gilt die Heilsverheißung Gottes – auch für sie will Gott ein Leben in Fülle, ebenso wie für uns. Äußerlich betrachtet kann das Leben in Deutschland eine hohe Verbesserung der Lebensumstände bedeuten: Heil im Sinne von Frieden, Sicherheit, Freiheit und Zukunftschancen. Innerlich kann es lange dauern, bis die oft traumatischen Erlebnisse der Flucht verkraftet sind. Das Heil für die Seele ist schwer zu erwirken.
Die Verheißungen Gottes gelten trotz der leidvollen Lebenserfahrungen. Wir als Christen können darauf vertrauen, dass Krieg und Tod nicht das letzte Wort haben und Gott sein Heil schenken wird. Diese Botschaft dürfen wir verkünden, auch an die Menschen aus der Ferne, die in unserem Land Zuflucht und Heil suchen.
1 Petr 2, 20b-25
1 Petr 2, 20b: Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes.
1 Petr 2, 24: Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben.
Ein möglicher Bezug besteht zur großen Zahl der verfolgten Christen weltweit (vgl. https://www.opendoors.de/verfolgung/weltverfolgungsindex2016/). Am schlimmsten betroffen sind Christen vor allem in Nordkorea, in Eritrea, im Irak und in Syrien, wo Christen lebensbedrohlich verfolgt werden. Aber auch alltägliche Formen der Diskriminierung und Benachteiligung sind in vielen Ländern der Welt für Christen an der Tagesordnung (Persönliche Zeugnisse von bedrängten Christen findet man im missio-blog: http://missio-blog.de/).
Die allgemeine Aufforderung, für die Gerechtigkeit zu leben, können wir heute auch auf den Einsatz für globale und soziale Gerechtigkeit übertragen. Sie gilt auch für Situationen im Kleinen: Wenn der faire Kaffee 2 Euro teurer ist als er konventionell produzierte; wenn ich daran denken muss, den Stoffbeutel für den Einkauf mitzunehmen, um keine Plastiktüte zu brauchen; wenn es gerade mit dem Auto bequemer wäre, der Weg mit dem Fahrrad aber ebenso gut erledigt werden könnte, …. Auch diese noch so kleinen Formen des „Leidens“ als Einsatz für die Gerechtigkeit können als Gnade in den Augen Gottes betrachtet werden.
Joh 10, 1-10
Joh 10, 9: Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. 10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Weide finden, die nicht vom Dieb gestohlen wurde – Das Problem so vieler Kleinbauern weltweit, deren Ackerfläche von Großkonzernen gestohlen wird, um industriell anzubauen. Vgl. dazu den österreichischen Dokumentarfilm von Kurt Langbein „Landraub“ von 2015 (http://www.landraub.com/Der-Film/) bzw. den misereor-blog mit aktuellen Berichten zum Thema (https://blog.misereor.de/tag/landraub/).
Dr. Stefanie Völkl, Mainz