Alois Glück (+)

ehem. Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Landtagspräsident a.D., Präsident des ZdK a.D.

Unsere heutige Art zu leben ist nicht zukunftsfähig. Dies zeigt sich in vielen weltweiten Entwicklungen ökologisch, sozial und ökonomisch. Lange haben wir diese Signale verdrängt, nun werden die Probleme immer offenkundiger. Nun ist die Aufgabe, den Weg zu einer zukunftsfähigen Kultur zu entwickeln, zu einer Lebenskultur, die langfristig und in weltweiter Solidarität tragfähig ist.

Die Transformation unserer Art zu wirtschaften und zu leben in eine langfristig tragfähige Kultur und Struktur ist schon eine ungemein schwierige und herausfordernde Aufgabe.

Für gemeinsames Handeln brauchen wir aber mehr, wir brauchen gemeinsame Leitbilder, sachliche und moralische Maßstäbe. Die bisherige Entwicklung zeigt: wir brauchen neue Leitbilder für den Fortschritt.

„Nachhaltigkeit" ist dafür das geeignete und wegweisende Leitbild. Das vermittelt eine grundsätzliche Orientierung für alle Lebensbereiche und Handlungsfelder. Nachhaltigkeit ist auch „globalisierungstauglich", weil nachhaltiges Wirtschaften in allen Kulturen und Religionen ein Fundament hat. Es ist also nicht nur ein „westliches Projekt". (Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten der internationalen Politik).

Nachhaltigkeit ist mehr als ein technisch-ökonomisches-politisches Projekt. In einer Gesellschaft mit dem Leitbild der Cleveren, die überall das Maximale für sich selbst herausholen und als „dumm" gilt, wer dies nicht tut, kann Nachhaltigkeit nicht verwirklicht werden.

Der Weg der Nachhaltigkeit braucht andere Leitbilder als die Konsumgesellschaft!

Dafür braucht es die Solidarität mit den Nachkommen und mit den Menschen in anderen Regionen dieser Welt. In der Konsequenz heißt dies, dass der Maßstab für die Akzeptanz von Veränderungen und ihren Auswirkungen, der Maßstab für das eigene Engagement und die eigene Lebensführung nicht mehr nur sein kann, was für uns, die heute Lebenden nützlich und verträglich ist. Wir müssen ebenso konsequent vorhersehbare Auswirkungen auf die Nachkommen und die Menschen an den Regionen dieser Erde mit einbeziehen und berücksichtigen. Das ist die große – vielleicht größte – ethische Herausforderung dieser Zeit!

Wissen und Einsicht allein genügen dafür nicht. Diese Veränderungen sind ohne Einschränkungen und Anstrengungen nicht möglich.

Woher aber die Kraft und die die Motivation für solche Anstrengungen gewinnen?

Papst Franziskus hat mit der Enzyklika „Laudato Si" die Situation und die notwendigen Veränderungen so zutreffend beschrieben, dass auch die Fachwelt und die Politik beeindruckt hat. Das hat sich nicht zuletzt bei den Klimakonferenzen in New York und Paris gezeigt. Ja, ich habe den Eindruck, dass diese Enzyklika außerhalb unserer Kirche mehr Aufmerksamkeit und Wirksamkeit gefunden hat, als bei uns selbst.

Für uns als Christen ist wegweisend, die Verbindung von sachlicher Kompetenz und religiös fundiert begründeter Haltung. Die Quellen der Bibel, die Quellen des Evangeliums, die Konsequenzen des Christseins sind als Kraftquellen für die Anstrengungen dargelegt und erschlossen worden. Wissen allein genügt nicht, Moral allein auch nicht. Wir brauchen die Verbindung von Wissen, Moral und Engagement. Die Enzyklika ist dafür ein sehr geeignetes „Kursbuch".

Dies gilt es nun weiter zu tragen und zu vermitteln. Deshalb begrüße ich sehr die Initiative „nachhaltig predigen".

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, viel Ausdauer und viel Unterstützung.