Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr / 32. Sonntag im Jahreskreis
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. 2. Lesung | kath. Evangelium |
Hiob 14, 1-6 | 1 Kön 17, 10-16 | Hebr 9, 24-28 | Mk 12, 38-44 |
Allgemeine Erwägungen
Der 32. Sonntag im Jahreskreis stellt die „Hochherzigkeit“ in den Mittelpunkt der Betrachtung. Eine mögliche Handlungsorientierung könnte dazu sein, nicht nur davon zu geben, was mir selbst guttut, sondern umfänglicher, also Zeit und auch das eigene Leben einzusetzen, um andere zu unterstützen. Dazu reihen sich die Lesungen und das Evangelium als Hilfen ein.
Der drittletzte Sonntag im Kirchenjahr lenkt den Blick auf die letzten Dinge. In den Wochen vor dem Beginn des neuen Kirchenjahres versuchen die Sonntage in ihren Lesungen und Predigttexten vor Augen zu stellen, was Ewigkeit bedeutet und was es heißt, dieser Ewigkeit Gottes zu begegnen.
Ein erster Hinweis auf einen so genannten „roten Faden“, der sich zwischen den Texten der Ev. und Kath. Reihe entwickelt, könnte mit der Frage einhergehen: „wie mein Handeln im Hier und Jetzt von der Vorstellung der Ewigkeit Gottes zu begegnen, geprägt sein kann.“
Im Folgenden werden einige Linien aus den verschiedenen Texten gezogen, die diese Frage in den Kontext „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung stellen.
Gedanken zu den einzelnen Bibelworten
In den Versen Hiob 14, 1-6 begegnet uns ein Gespräch zwischen Hiob und seinen Freunden. Wir hören die Klage Hiobs, der nicht verstehen kann, wie ein gerechter Gott so etwas zu lassen kann. Verdächtig nahe ist der Klagende hier der atheistischen Gottesleugnung unserer Tage. Und doch ist er auch wieder weit davon entfernt, es endlich zum Bruch zwischen ihm und Gott kommen zu lassen. Deswegen wendet er sich an die Freunde, wohl auch in der Hoffnung, dass sie ihm mehr als nur zuhören. Und dabei schwankt er zwischen seiner Hingabe an Gott, der sich für ihn interessiert, obwohl er ja nur ein kleines Geschöpf im Reigen der Geschöpflichkeit ist und dem Unverständnis darüber, dass er nicht einfach mal tun und lassen kann, was er will, ohne sozusagen „beobachtet“ zu werden.
Mir stellt sich hier deutlich die Frage, wie sehr es uns bewusst ist, dass wir Teil der Geschöpflichkeit sind, also eingebettet in und nicht Gegenüber der Schöpfung sind, in der uns Gott Beachtung schenkt. Mit Blick auf die letzten Dinge können die Worte Hiobs unsere Sinne im Zusammenleben mit Mensch und Natur schärfen. Für die Predigt bedeutet dies für mich den Klimawandel nicht zu leugnen und für friedliche Konfliktlösungen zu werben.
Von einem Gotteswunder erfahren wir in 1. Könige 17, 10-16 als Elija die Witwe vor dem Stadttor trifft. Ein Rest Mehl und zur Neige gegangenes Öl sollen sowohl für Elija reichen als auch dem Sohn der Witwe helfen, der droht den Hungertod zu sterben. A. Ruffing („Gottes Volk 8/2006. S. 83 ff.) erkennt den Zielgedanken dieser Verse darin, dass Gott gegenüber den Menschen so freundlich handelt, dass er immer an der Seite der Schwächsten steht.
Das Wenige lässt sich bedenkenlos teilen, wenn wir es wagen es auch zu tun. Bezogen auf die Frage des Klimawandels entdecke ich hier die Ermutigung, dass selbst kleinste Schritte nachhaltig zu leben, eine Auswirkung zeitigen. Die alttestamentlich erzählte Geschichte steht dafür, dass wir durchaus das wenige was wir (vermeintlich) haben, getrost einsetzen können, um einen Beitrag z.B. zur Reduktion der CO 2 Emissionen zu erreichen.
Das Priesteramt Jesu, dass uns in Hebräer 7, 23-28 begegnet verändert das bisher durch die levitischen Priester bekannte, entscheidend. Die alte Priestertradition, die von einem zum nächsten weitergegeben wurde und sozusagen Familiengeschichte schrieb, erfährt durch Jesus eine Wendung. Tod und Auferstehung Jesu verbinden die Gnadenzusage Gottes für den Menschen in diesem letzten Hohenpriester. Was also vorher den Priestern nicht möglich war, vom Tode zu erretten, geschieht jetzt in Jesus. Damit wird eine endgültige Heilsordnung geschaffen, die den Sterblichen einen unverbrüchlichen Zugang zu Gott schafft. Diese Zusagen könnte dazu führen, dass sich unser Leben radikal ändert. Wir würden, könnten wir diese Zusage sozusagen mit unserem Leben füllen, nicht mehr von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung reden, wir wären im Stande, so versöhnt mit der Welt zu leben
Mit den Evangelienworten Markus 12, 38-44 begegnen uns Schriftgelehrte, denen Heuchelei und Habgier vorgeworfen wird. Um zu erläutern, was Jesus verändert, erfahren die Jünger im Beispiel der Witwe, die ihren letzten Pfennig opfert, was es bedeutet, zu vertrauen.Maria Trautmann, (in: Frauen und Geld, FrauenBibelArbeit Bd. 21, S. 52ff) beschreibt, wie diese Witwe nahezu vorbildlich Nächsten- und Gottesliebe vereint, in dem sie ohne zu zögern, diesen Pfennig loslässt und sich letztlich nicht an Irdischem festklammert. Wir stehen vor der Frage, was wir loslassen können, um auch unsern Enkel und folgenden Generationen ein Leben mit und auf dieser Erde in ihrer ganzen Vielfalt zu gewähren. Ungezählte Konfliktgewaltfrei gelöst dieser Zeit werden gewaltfrei gelöst, weil Organisation wie z.B.: CHURCH AND PEACE Friedenstifter ausbilden und in Konfliktregionen entsenden. Sie geben ihre Zeit (und manchmal auch ihr Leben) dafür, Lösungen zu finden, Konflikte zu befrieden.
Zusammenfassend
Die Texte der Ev. und Kath. Lesereihe für den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr/32. Sonntag im Jahreskreis gruppieren sich um die Frage wie mein Handeln im Hier und Jetzt von der Vorstellung der Ewigkeit Gottes zu begegnen, geprägt sein kann.“
Die Konsequenz daraus ist, nicht mehr getrieben von der Angst zu versagen, zu sterben, ohnmächtig zu verharren. Das, was wir oftmals als zu kleine und unbedeutende Möglichkeiten und Fähigkeiten ausmachen, ist gerade dazu geeignet, nachhaltig unser und das Leben anderer zu verändern. Es gibt einen Ökum. Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“, der diese kleinen Schritte in den großen Kontext kirchlichen Handelns einzubetten versucht. Klimaschutzmanagement, fairer Handel, nachhaltig wirtschaften, faire Kaufhäuser etc. tragen dazu bei, den Blick nicht sorgenvoll auf eine abbrechende Ewigkeit zu richten. Getragen von der Kraft des die Ewigkeit auf uns zu bewegenden Christus eröffnet uns den Weg, im Hier und Jetzt Altes, teilweise auch Liebgewordenes loszulassen, um es füreinander und für andere einzusetzen.
Wie das funktionieren kann?
Es geht nicht mehr darum, was die oder die anderen machen oder auch nicht. Kooperationen zwischen Friedensgruppen, kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen und Verbänden und daraus Synergien zu erzeugen, um dieser Erde eine Zukunft mit uns und uns mit ihr zu gewähren.
Detlev Besier, Speyer
Literatur
A. Ruffing.Gottes Volk 8/2006.
Die Bibel, dt. Bibelgesellschaft Stuttgart, 1985
Maria Trautmann. Frauen und Geld, FrauenBibelArbeit Bd. 21
Tagesimpuls – ErabteiBeuron (www.erzabtei-beuron.de)
www.bibelwissenschaft.de/bibelkommentar