14. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis (22.09.19)

14. Sonntag nach Trinitatis / 25. Sonntag im Jahreskreis


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
1 Mose 28, 10-19a (19b-22) Am 8, 4-7 1 Tim 2, 1-8 Lk 16, 1-13

I. Zu den biblischen Texten

1 Mose 28, 10-19a: Vier Gaben Gottes - Segen für Jakob

Der Segen Gottes beinhaltet vier Zusagen. Er bezieht sich erstens auf das Land, auf dem Jakob liegt. Gott schenkt Jakob somit Heimat und eine Bleibe für sich und seine Nachkommen. Das ist das weitere große Versprechen: Nachkommen, die zahlreich wie der Staub der Erde sein werden.Drittens verspricht Gott ihm seine Gegenwart. „Ich bin mit dir“ (V 15) und viertens verspricht er ihm darüber hinaus auch noch seine Hilfe „ich behüte dich“ (V 15).
Ein Bezug zur Nachhaltigkeit kann nur indirekt gefunden werden,dann aber im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit im Einklang mit ökologischer Nachhaltigkeit. Denn das eine ist ohne das andere nicht vorstellbar. Das zeigen uns die vielen Konflikte auf der Erde im Kampf um Ressourcen, die zunehmende Gefahr von Klimaflüchtlingen, die steigende Zahl immer heftigerer Unwetter auch bei uns in Deutschland. Das hat uns nicht zuletzt auch Papst Franziskus in „Laudato Si“ noch einmal theologisch vor Augen geführt: Wo die Natur bedroht und zerstört wird, kann auch kein Friede, keine Gerechtigkeit herrschen.
Es ist schwer vorstellbar, wie die verheißene große Nachkommenschaft auf dem Land des Jakob gut leben kann, wenn nicht im Einklang mit dem, was das verheißene Land zum Überleben bereitstellen kann. Es ist insofern eine Frage der Vernunft, wie sich die Nachkommen Jakobs vergesellschaften, um das Land zu bewirtschaften, zu bebauen und zu bewohnen. Gott selbst ist der Garant für das friedliche Miteinander aller Nachkommen Jakobs.


Am 8,4-7: Moralischer Verfall als Gegenbild zum gesegneten Volk Jakobs

Amos prangert soziale Missstände an: Verfolgung von Schwachen, Unterdrückung von Armen, Gewinnsucht, Bestechung, Betrug.
Weit entfernt hat sich das Gottesvolk von der Vision, die einst Jakob hatte, vom Segen Gottes, der auf Jakob und seinen Nachkommen ruht. Vers 7, der sich dabei nochmal explizit auf Jakob bezieht, klingt dabei schon fast wie eine Drohung: „Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.“
Die Vorwürfe Amos‘ sind heute noch so aktuell wie damals vor fast 2800 Jahren und lassen damit kein gutes Licht auf die Menschheit als Ganzesscheinen. Korruption, Gewinnsucht, Bestechung, ja sogar Sklavenhandel, etwa in Form von Prostitution oder Ausnutzung billiger Arbeitskräfte in Handwerk und Textilbranche,all das ist nach wie vor nicht überwunden.


1 Tim 2, 1-8: Gebet als Grundlage für ein friedliches Miteinander aller Menschen

Ist es bei Jakob Gott inmitten seines Volkes, welcher der Garant für das friedliche Miteinander ist, wird diese Perspektive von Paulus wiederaufgegriffen. Paulus betont allerdings die Kraft des Gebetes, zu welchem er gleich im ersten Vers auffordert. Die ersten beiden Sätze zeigen klar und deutlich, worum es gehen soll: Im Fürbitt- und im Dankgebet für alle Menschen liegt die Kraft, um in „Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben zu können.“ (V 2). Interessant ist hierbei die Universalität des Rettungswillen Gottes: Gott hat das Heil aller Menschen im Blick.


Lk 16, 1-13: Erkenne was richtig ist und handle entschieden

Das Gleichnis vom klugen Verwalter irritiert. Da ist ein Mitarbeiter eines reichen Mannes, dem Misswirtschaft vorgeworfen wird. Aus Angst vor seinem Herrn entscheidet er sich dazu, gemäß diesem Vorwurf zu handeln und verschleudert nun erst recht das Geld seines Herrn. Indem er sich damit das Wohlwollen der Menschen sichert, die bei dem Herrn in Schuld stehen. Aber statt ihn dann zu bestrafen, lobt der Herr ihn für diese Weitsicht. „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons“ (V9) fordert Jesus die Menschen auf. Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Geld muss dem Menschen dienen, nicht der Mensch dem Geld. Denn sonst geht der Mensch in die Irre, verlässt seinen Weg zu Gott und dient einem falschen Herrn. Wir sollen die ungerechten Mittel des Mammons verwenden, um uns Freunde zu verschaffen – nicht etwa, um durch eine Ungerechtigkeit eine weitere entstehen zu lassen, sondern um Ungerechtes einem gerechten Zweck zuzuführen. Immer wieder betont Jesus, dass die Schätze im Himmel bedeutender sind als alle Schätze auf Erden, die man doch über den Tod hinaus nicht mitnehmen kann. Zugleich lobt er den Verwalter, weil dieser in seiner Not erkennt, was es zu tun gilt und dann entschieden handelt. Und zuletzt wird deutlich, dass es für die rechte Einsicht und das richtige Handeln nie zu spät ist.


II. Anregungen für die Predigt

- In der evangelischen Lesereihe könnte man den Blick auf die Frage werfen, was ist aus dem Segen Jakobs geworden? Hat sich erfüllt, was Gott dem Jakob im Traum verheißen hat? Wie weit sind wir davon entfernt?

- In der katholischen Lesereihe spannt sich ein Bogen von Amos über Timotheus bis zum Lukasevangelium: Während Amos die Missstände der Gesellschaft aufgreift und anprangert, zeigen Paulus und der Verfasser des Lukasevangeliums zugleich den Weg aus der Misere: Durch den engen Bezug zu dem einen Gott im fürbittenden und dankenden Gebet sollen sich die Menschen ihrer Verantwortung für ihre Mitmenschen bewusst sein. Das Gebet wird zugleich als treibende und notwendige Kraft benannt, damit alle Menschen gut leben können. Dieses Ziel gilt es zu erkennen und entschieden danach zu handeln. Dafür sollen alle Mittel eingesetzt werden, die dem Menschen zur Verfügung. Dabei darf freilich nicht der Blick auf die „Schätze des Himmels“ verloren gehen, dem die Schätze der Erde untergeordnet sind.


- Was geschieht, wenn Menschen den Bezug zu Gott verlieren und andere Dinge in den Mittelpunkt stellen; das können wir in der jüngsten Geschichte genauso erkennen wie in der Gegenwart. Wo Menschen sich selbst an die Stelle Gottes setzen, herrschen schnell Gewalt und Terror, das zeigt die hässliche Fratze des Islamismus mit seinen Selbstmordattentätern. Wo Menschen an der eigenen Macht festhalten und den Blick für den Nächsten verlieren, herrscht oft Krieg. Wie etwa in dem von Krieg und Terror gezeichneten Land Syrien. Europa war noch nie so uneins wie 2018. Wachsende Kleinstaatlichkeit, Regierungen, die ihr Land an erster Stelle sehen wollen („America First“),scheinen nicht zuletzt eigenen Machtinteressen zu gehorchen. Hier ließen sich viele Beispiele finden. Mit Amos gesprochen klingt es auch hier fast wie eine Drohung: „Keine ihrer Taten werde ich vergessen“.


- Welche Kraft steckt im fürbittenden Gebet oder im Dankgebet? Wenn Menschen sich besinnen auf den,der das Leben selbst ist. Wenn sie sich der Quelle nähern, aus der das Wasser des Lebens sprudelt? Wenn sie sich dem Urgrund allen Seins öffnen?

- Beten allein reicht aber noch nicht. Wenn wir erkannt haben, was gut und richtig ist in den Augen des Herrn, dann wird er die Klugheit loben, mit der wir entschieden handeln mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.

- „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“ so endet die Lesung aus dem Lukasevangelium und benennt somit klar das Anliegen: Der Mammon ist dazu da dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt. Das Wohl der Menschen, das Wohl der Schöpfung läuft dem Streben nach immer mehr Geld um seiner selbst willen zuwider. Das Geld hat dienenden Charakter. In der gegenwärtigen Gesellschaft scheint dies oft vergessen zu werden. Entweder weil die Politik immer mehr und mehr Wachstum fordert, was in einer begrenzten Welt nur begrenzt möglich ist. Oder weil sich die Wirtschaft immer mehr in die Politik einmischt und diese von sich abhängig macht. „Diese Wirtschaft tötet!“ schreibt Papst Franziskus in „Laudato Si“. Zählt noch das Wohl aller oder nur der maximale Gewinn weniger Eliten? Was ist unser Beitrag an diesem Wirtschaftssystem, das tötet? Wie müsste es anders aussehen, damit alle gut leben können?

Steffen Glombitza, Blieskastel