Allerheiligen (01.11.19)

Allerheiligen


ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Offb 7, 9-12 Offb 7, 2-4.9-14 1 Joh 3, 1-3 Mt 5, 1-12a

Off 7, 2-4.9-14

Anmerkungen zum Text

Als Weltuntergangsprophezeiung wird sie oft gelesen, als Trost- und Ermutigungsschrift jedoch wurde sie verfasst. Geschrieben wahrscheinlich gegen Ende des ersten Jahrhunderts auf der griechischen Insel Patmos vor dem Hintergrund beginnender Christenverfolgungen. Am Ende, so sagt der Seher in verstörenden Bildern, wird Gott seine Herrschaft aufrichten und die Gerechten retten. Vertrauen dürfen sie schon jetzt darauf, tragen sie doch bereits das Siegel Gottes.Ein Begriff, der sich womöglich auf die Taufe bezieht.

Die Offenbarung ist voller Zahlensymbolik. Die Zahl 144.000 meint natürlich nicht die absolute Zahl der am Ende Geretteten, auch wenn dies von obskuren Gruppen mitunter behauptet wird. Siebeschreibtvielmehr denumfassendenAusdruck von Gottes Heilswillen. Die 12 Stämme Israels, multipliziert mit 12, der Zahl der Vollkommenheit, mal 1000. Eine Zahl, die für die Menschen der Antike schlicht unvorstellbar groß war.

Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit

Nachhaltig wird ein Leben letztlich durch die Bindung an Gott. Das macht dieser Text deutlich. Er greift weit über irdische Moralanweisungen hinaus und wirft mit der Vision des endzeitlichen Gottesreichs einen Blick in die Zukunft. Rettung bedeutet hier die Teilhabe an Gottes Reich.Es ist dem Hörer bereits verheißen. Für viele Menschen heute, auch für viele unserer Predigthörer, ist das freilich weit weg. Eine gerechte Gesellschaft und Fragen der konkreten Lebensführungliegen in der Regel näher. Die Predigt könnte darum die Verheißung des Gottesreichs als Ausgangspunkt nehmen. Als Einladung und Anreiz, sich die eigene Bindung an Gott nochmals bewusst zu machen und sie im Leben auch konkret zum Ausdruck zu bringen. Im Einsatz etwa für eine gerechte Gesellschaft oder die bedrohte Schöpfung. Solches Engagement ist im Sinne der Schrift letztlich nachhaltig, sowohl hier auf der Erde, wie auch im Bezug auf Gott und einen „Platz“ in seinem Reich – sofern der Hörer ihn den anstrebt. „Heiligkeit“ ist aber auch im Sinne der Off schon im Hier und Heute möglich und kein Attribut eines fernen Gottesreiches.


1 Joh 3, 1-3

Anmerkungen zum Text

Der Brief richtete sich an die Christen in Kleinasien, die durch aufkommende Irrlehren verunsichert wurden. Er will – ähnlich wie die Off – bestärken und motivieren, den Weg mit Gott, als seine „Kinder“, konsequent weiterzugehen.

Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit

Ähnlich wie im Text der Off ist es auch hier die Bindung an Gott, die letztlich Nachhaltigkeit garantiert – allen Anfeindungen zum Trotz. So könnte der Text an all die vielen Christen heute gerichtet sein, die sich in „der Welt“ in ihrem Glauben in Frage gestellt sehen. Mitleidig belächelt, bedrängt, beschimpft. Es geht mitnichten darum, ein Gefühl des Auserwähltseins zu kultivieren. Es geht darum, sich allen Widerständen zum Trotz seiner Verbundenheit mit Gott zu versichern. Sie ist es, die die Hoffnung auf eine andere, nachhaltigeZukunft jenseits dieses Erdenlebens lebendig hält. Wer aus dieser Hoffnung zu leben und Kraft zu schöpfen vermag, der „heiligt sich“ bereits mitten im Leben.


Mt 5, 1-12

Anmerkungen zum Text

Es ist einer der bekanntesten und berührendsten Texte des NT, weil sich so Viele darin wiederfinden können. Trost und Ermutigung aus dem Glauben an Gott sind auch hier das Thema. Es zieht sich durch alle Texte dieses Allerheiligenfestes. Auch wenn nur drei der neun Seligpreisungen Jesus selbst zugeschrieben werden, so findet sich in ihnen doch so etwas wie sein Programm. Die Seligpreisungen beschreiben vor allem kein endzeitliches Geschehen, siebeziehen sich auf dasHier und Jetzt. Das kommende Reich Gottes freilich schimmert als große Verheißung durch die Zeilen hindurch bis in die Gegenwart.

Predigtaspekte zur Nachhaltigkeit

Ein Programm zur Heiligkeit in Kurzform, so könnte man die Seligpreisungen auch beschreiben. Darum sind die Heiligen auch keine abgehobenen Lichtgestalten. Sie sind vielmehr Menschen, die uns die Seligpreisungen konkret vorgelebt haben, denn nichtsan diesen Sätzen ist abgehoben. In der Predigt kann ich sie deuten als eine Einladung, sich trösten und bestärken zu lassen.Zugleich erscheinen sie als ein Programm zu nachhaltigem Leben in jeder Hinsicht. Wer sie mit Leben erfüllt,wird sowohl mit der Schöpfung wie mit seinen Mitmenschen im Einklang leben und damit letztlich auch im Einklang mit Gott. „Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ Eine solche Lebenshaltung wirktalso nachhaltig auch im Hinblick auf den Himmel.

Martin Wolf, Kaiserslautern