Buß- und Bettag
ev. Predigttext | kath. 1. Lesung | kath. Evangelium |
Jes 1, 10-17 | Offb 4, 1-11 | Lk 19, 11-28 |
Thema an Buß- und Bettag ist der Aufruf zu Buße und Gebet.
Der ursprünglich öffentliche Charakter der Buß- und Bettage, bei denen die gesamte Bevölkerung angesichts von Notständen und Gefahren zu Buße und Gebet aufgerufen wurde, könnte das heute stärker auf den einzelnen bezogenen Verständnis von Buße und Bitte gut ergänzen: die Gefahren des von Menschen gemachten Klimawandels, der Finanzkrise u.ä. könnten als gemeinsame Sünden bekannt werden und entsprechend zur gemeinsamen Umkehr eingeladen werden („Wenn du Herr, willst Sünden anrechnen – Herr, wer wird bestehen? “ (Psalm 130,3).
Die Epistel aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom 2,1-11 ermutigt bei ihrem Aufruf zur Buße stark zur gemeinsamen Verantwortung: „Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden all denen, die Gutes tun ... Denn vor Gott gilt kein Ansehen der Person“ (2, 10a.11).
Im Versöhnungsgebet von Coventry (Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die EKU und VELKD, Berlin 1999, 198f.) werden z.B. bei der Bitte „Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet – Vater vergib“ Aspekte der Nachhaltigkeit angesprochen.
Jesaja 1, 10-17
Der Prophet Jesaja formuliert „Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer“ (1,11a) und ruft auf „Reinigt euch!“ (1,16a) sowie „Lernet Gutes tun!“ (1,17a)
Der Predigttext bietet die Möglichkeit zu ermutigen, nach dem Zusammenhang zwischen Gottesdienst und Alltag, zwischen Gebet und Tun zu fragen, damit Reden und Handeln übereinstimmen. So wird Reden glaubwürdig und Engagement durch das Gebet fundiert.
Der Vers „Denn eure Hände sind voll Blut“ (1,15b) läßt fragen nach der Verantwortung für unsere Eine Welt und für zukünftige Generationen – nach gemeinsamer und individueller Verantwortung. Die erschreckend klare Formulierung kann heilsam irritieren, wenn sie den Blick öffnet, um Zusammenhänge zwischen eigenem Tun und Lassen und weltweitem Unrecht zu erkennen.
„Schaffet den Waisen Recht, führet der Witwen Sache“ (1,17b) kann heute aktualisiert werden: „Schaffet den zukünftigen Generationen Recht, führet der Menschen, die schon heute unter der Globalisierung leiden, Sache!“ Bereits vorhandene Beispiele aus der Gemeindearbeit, dies dies im Blick haben, können hier entfaltet werden und neue Ideen entwickelt werden: der Aufruf „Schaffet der zukünftigen Generationen Recht!“ kann mit Erfahrungen aus den Gesprächen mit KonfirmandInnen und Taufgesprächen geerdet werden. Mit dem Aufruf „...führet der Menschen, die schon heute unter der Globalisierung leiden, Sache!“ kann das derzeitige Engagement in der Gemeinde für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung wertgeschätzt werden.
Stephanie Lüders