Christi Himmelfahrt (14.05.15)

Vorschläge der Perikopenrevision (EKD/VELKD/UEK):
Lk 24,(44-49)50-53;
Eph 1,(15-20a)20b-23;
1 Kön 8,22-24.26-28;
Joh 17,20-26; Apg 1,3-11;
Dan 7,1-3(4-8)9-14(15-28) [www.stichwortp.de]

 

Christi Himmelfahrt

ev. Predigttext kath. 1. Lesung kath. 2. Lesung kath. Evangelium
Lk 24, (44-49) 50-53 Apg 1, 1-11 Eph 1, 17-23 Mk 16, 15-20

Meditation zu Christi Himmelfahrt - Exegetische Überlegungen

Die Texte aus den Evangelien und der Apgostelgeschichte berichten von der Himmelfahrt Jesu Christi. Sie erklären für die ersten Gemeinden, dass Jesus nach seiner Auferstehung und Erscheinung vor den JüngerInnen nach 40 Tagen (Apg. 1,3) in den Himmel aufgenommen wurde. Mt. und Joh. enthalten keinen derartigen Bericht. Bei Mk und LK ist der Zusammenhang zu Passion und Auferstehung wie auch zu der bevorstehenden Ausgießung des Heiligen Geistes sehr eng: Nach der Auferstehung setzt Jesus nicht etwa sein Werk fort. Vielmehr stellt Gott seine Kraft nun den JüngerInnen selbst zur Verfügung und sie werden Christi Zeugen sein. Jesus ist nun im Himmel. Das Reich Gottes wird aber dadurch keineswegs in den Himmel verlagert. Vielmehr wird Jesu Wiederkehr auf der Erde in Aussicht gestellt. Das "Reich Gottes" umfasst Himmel und Erde und hat einen "neuen Himmel und eine neue Erde" als Ziel. Himmel und Erde sind zwar noch durch die Schöpfung unterschieden, befinden sich aber in ständiger Kommunikation. Der Brudermord Kains "schreit zum Himmel" und da "ist Freude im Himmel, über einen der Buße tut." Himmel und Erde werden zur Wohnung Gottes. Ein wichtiger Unterschied bleibt vorerst: Die irdischen Geschöpfe sind sterblich, die himmlischen aber unsterblich.

Der Ort der Himmelfahrt ist nahe bei Jerusalem, das die Jünger noch nicht verlassen sollen (Lk. 24,49) Bei Lukas wird Bethanien südöstlich von Jerusalem genannt, an der Ostseite des Ölbergs, etwa 2,7 km von Jerusalem entfernt, in der Apg. der Ölberg.

Predigtimpulse

Himmelfahrtsgottesdienste sollten "unter freiem Himmel" gefeiert werden. Es bietet sich an, den Zusammenhang zwischen Christologie und Schöpfungstheologie oder auch die Dualität Himmel/Erde zu thematisieren: Der Himmel als Symbol für Weite und Freiheit kommt zusammen mit dem Ort Jesu Christi.

Das Motto kann in dem Kanon von Wilhelm Willms und Peter Janssens mit dem Wortspiel "Der Himmel geht über allen auf, / auf alle über, über allen auf." anklingen. Der Himmel ist da, wo die Sonne ihren Lauf hat, aber wir haben im Glauben an Gott auch Anteil an seinen schöpferischen Möglichkeiten.

Es gibt gute Geschichten über den nahen "Himmel", z.B. die Folgende über die Gründung eines Tempels in Indien: Zwei Brüder besaßen jeder ein eigenes Ackerfeld. Im Sommer wurde die Ernte eingebracht. Am Abend lag jeder von Ihnen wachend bei dem Ertrag. Der ältere dachte bei sich: "Ich habe Frau und Kinder, ich bin reich genug, um gut leben zu können. Aber mein Bruder ist allein. Er ist auf fremde Hilfe angewiesen. Darum braucht er mehr Geld als ich. Ich werde einen Teil meiner Ernte nehmen und ihn zu seiner Ernte legen, ohne dass er es merkt." Zur gleichen Zeit aber dachte der jüngere Bruder: "Mein Bruder hat eine große Familie zu ernähren, darum braucht er viel Geld. Ich habe für niemanden zu sorgen. Also brauche ich weniger. Ich will einen Teil meiner Ernte zu der seine legen. Er darf aber nichts davon merken." So trugen beide einen Teil ihrer Ernte heimlich in der Nacht in die Richtung des anderen. Unterwegs, etwa in der Mitte trafen die beiden zusammen, staunen, zeigen auf ihre "Ladung", bieten sie mit Gesten dem anderen an, lachen und umarmen sich. An diesem Treffpunkt wurde ein Tempel errichtet. Nach dem Glauben der Hindus soll ein Tempel dort errichtet werden, wo Himmel und Erde zusammentreffen. Der Himmel aber beugt sich nieder und ruht an dem Ort, wo Menschen sich liebend begegnen und sich Gutes erweisen. (nach P. Kristudas)

Bezüge zur Nachhaltigkeit

  • Bei Lukas ist das "Haus des Armen" (hebr. Bethanien) Schauplatz der Himmelfahrt. Lukas könnte hiermit ein Anliegen seines Evangelium: Selig seid ihr Armen (LK. 6,20) aufgreifen, indem seine letzte irdische Handlung die Segnung der Armen ist.
  • Das Elend der Welt "schreit zum Himmel", es gibt "himmelschreiendes Unrecht". An Beispielen kann man aufzeigen, dass Gott sich von der Not in der Welt anrühren lässt, auch wenn er scheinbar fern im "Himmel" wohnt.
  • Einen Gottesdienst am Himmelfahrtstag habe ich über die Bedeutung der "Vögel des Himmels" in der Bibel gehalten, angefangen von der Schöpfung über Noahs Taube, die Vogelmutter aus Deut 22, die Flügel des Adlers, den einsamen Vogel auf dem Dach bis hin zu den Vögeln in der Bergpredigt.
  • Ein naheliegender Bezug besteht zwischen Himmel und der Erdatmosphäre. Diese gasförmige Hülle um den Planeten Erde ermöglicht die speziellen Bedingungen, unter denen das Leben, wie wir es kennen, möglich geworden ist. Diese Hülle geht in einen unvorstellbaren Weltraum über. Trotz dieser Dimensionen ist die Atmosphäre auch durch die Hand des Menschen verletzbar. Zerstören wir, wenn wir den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre mit den Folgen einer Klimakatastrophe zulassen, nicht nur unsere Erde, sondern auch den "Himmel"?

Eph 1

Paulus (bzw. der Verfasser des Briefes) dankt in einem Gebet für den Glauben der Gemeinde in Ephesus und bittet um die Fähigkeit, Christus als den auferstandenen himmlischen Herrscher zu erkennen. Er bittet um "erleuchtete Augen des Herzens". Der Bezug zur Himmelfahrt liegt in den Schlussversen: Mit der Himmelfahrt hat Gott ihn zum Pantokrator eingesetzt. Die Gemeinde soll wissen: Jesus Christus ist stärker als alle Mächte, die die Gemeinde bedrängen und ihr das Leben schwer machen.

Stefan Weiß, Langenselbold